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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 3/2025
Seite 1
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Zeitreise durch Kelsterbach in der Stadt- und Schulbibliothek

Stadtarchivar Christian Schönstein zeigt sein Lieblingsbild in der Ausstellung "Best of - Zu schade fürs Archiv".

Grußworte zur Ausstellungseröffnung gab es vom Ersten Stadtrat Kurt Linnert (l.) und dem ehemaligen Stadtarchivar Hartmut Blaum (r).

Nach dem offiziellen Teil wurde beim Ausstellungsrundgang in Erinnerungen geschwelgt.

Seit 2018 erfreut sich die Rubrik „Zu schade fürs Archiv“ großer Beliebtheit im „Kelsterbach aktuell“. Stadtarchivar Christian Schönstein hatte die fotografische Zeitreise ins Leben gerufen und sucht seitdem regelmäßig aus dem immensen Fundus von über 200.000 Bildern und Negativen, die ihm zur Verfügung stehen, besondere Momentaufnahmen aus der Stadtgeschichte heraus. Auch auf den Social-Media-Kanälen der Stadt generieren diese Bilder besonders viele Likes und Kommentare. Ein guter Grund, einmal mit einem „Best of“ auf die ersten sieben Jahre „Zu schade fürs Archiv“ zurückzuschauen.

Herausgekommen ist eine Ausstellung mit rund 40 Aufnahmen aus den Jahren 1909 bis in die frühen 2000er, die bis zum Freitag, 21. Februar, in der Stadt- und Schulbibliothek zu sehen sind. Die Fotos stammen aus Privatbeständen, wurden auf Dachböden oder in Schubladen gefunden und dem Stadtarchiv überlassen. „Wir sind dankbar für jedes Foto, das uns zur Verfügung gestellt wird“, sagt Schönstein und ruft alle Kelsterbacherinnen und Kelsterbacher dazu auf, sich beim Stadtarchiv zu melden, wenn Aufnahmen aus vergangenen Zeiten abzugeben sind.

Mit über 40.000 Fotografien konnte die größte Anzahl von Bildern aus dem Nachlass von Richard Siebart, dem ehemaligen Werksfotografen des Kelsterbacher Glanzstoffwerks, erworben werden. Siebart hatte von den Nachkriegsjahren bis in die 1960er nicht nur seinen Arbeitsplatz, sondern ganz Kelsterbach und das Umland abgelichtet. Er hat einzigartige Momentaufnahmen des Alltagslebens in der Untermainstadt eingefangen, von denen ausgewählte Fotos immer wieder in „Zu schade fürs Archiv“ der Öffentlichkeit präsentiert werden.

An der Ausstellungseröffnung der „Best-of“-Präsentation in der vergangenen Woche hat Schönstein krankheitsbedingt nicht teilnehmen können. Die Grußworte sprachen der Erste Stadtrat Kurt Linnert und Schönsteins Vorgänger Hartmut Blaum, Vorsitzender des Volksbildungswerks Kelsterbach. Linnert freue sich, dass sich die Bibliothek einmal mehr als Begegnungsstätte für Veranstaltungen der vielfältigsten Art präsentiere. „Die Bibliothek bietet den Besuchern nicht nur Raum für Einkehr, Stille zum Lesen und Verweilen“, so Linnert. „Dank der Leitung und dem gesamten Team hat sie sich auch zu einem beliebten Veranstaltungsort und einem Treffpunkt für Kunst entwickelt.“

Die aktuelle Ausstellung sei eine beeindruckende Schau, die Ereignisse zeige, die man so wahrscheinlich nicht mehr erleben werde, konstatierte der Erste Stadtrat. Er bezog sich dabei besonders auf Bilder des im Winter zugefrorenen Mains, der gefahrenlos betreten und für besondere Winterspaziergänge genutzt werden konnte. Eine Aufnahme aus dem Jahr 1932, die ein Verkehrsflugboot zeigt, das in Höhe Kelsterbach auf dem Main gelandet ist, sei ebenfalls ein beeindruckendes Zeitzeugnis, genauso wie alte Stadtansichten, die auch jüngeren Betrachtern sowie Zugezogenen spannende Einblicke in die Geschichte Kelsterbachs böten. Linnert hob in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit von Archiven hervor, denn „man darf die Vergangenheit nicht vergessen.“

Auch Blaum unterstrich die Bedeutung von Archivarbeit für die Kommunen: „Archiv ist ein Stück Gedächtnis.“ Auf den Bildern, die in der Ausstellung gezeigt werden, sei mitunter ein Kelsterbach zu sehen, das sich heute ganz anders darstelle. Die Stadt habe sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt, da sei „Zu schade fürs Archiv“ eine schöne Möglichkeit, Kelsterbach noch einmal so zu zeigen, wie es einst war. Er sei sich sicher, dass Schönstein die beliebte Rubrik noch lange mit spannenden, amüsanten, überraschenden und sehenswerten Inhalten füllen werde.

Zum Anlass der Ausstellungseröffnung hatte das Bibliotheksteam um Leiterin Meike Betzold für die Gäste schmackhafte Hessen-Tapas vorbereitet. Wer nicht gerade beim Betrachten der Fotos in Erinnerungen schwelgte, konnte sich an mit Handkäs-Dip bestrichenen Broten, Grüner Soße mit Ei, Spundekäs oder Fleischwurststückchen mit Senf und Gurke laben. Frisch gestärkt konnte dann die Zeitreise durch Kelsterbach fortgeführt werden – diese führt von einem Hochwasser im Jahr 1970, einem Blick auf den Südpark im Jahr 1975, einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt im Unterdorf im Jahr 1979 und Erinnerungen an das einstige Kino an der Friedrichshöhe im Jahr 1983 bis hin zum Abriss des alten Freizeitbades im Jahr 2008. Linnert resümierte in seinen Grußworten: „Machen Sie sich selbst ein Bild von diesen ohne Schwerpunkt zusammengestellten Aufnahmen, die es allemal verdienen, einem breiten Publikum vorgestellt zu werden.“ (sb)