Nach 38 Jahren an der Bürgermeister-Hardt-Schule (BHS) – 24 davon als Schulleiterin – hat sich Gerlinde Louis mit Ende dieses Schuljahres in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet (wir haben berichtet). Wir haben Sie zu einem Gespräch getroffen, in dem sie auf ihre Zeit an der Schule zurückblickt, auf viele Herausforderungen, aber auch auf das Glück, das ihr dieser Beruf immer wieder aufs Neue bereitet hat.
Frau Louis, wann haben Sie als Schulleiterin der BHS angefangen?
1999 ist meine Vorgängerin gegangen, da habe ich die Schulleitung erst einmal ein Jahr lang kommissarisch gemacht, bis ich im Schuljahr 2000/2001 dann die Beauftragung erhalten habe.
Welche Stationen haben Sie in Ihrem Berufsleben davor durchlaufen?
Angefangen habe ich nach dem Abitur mit etwas Freiwilligem. Da bin ich zur Caritas in Frankfurt in die Altenpflege gegangen, bevor ich 1980 mein Studium der Fächer Deutsch, Mathe und Religion an der Goethe-Universität begonnen habe. Mein Referendariat habe ich nach dem Ersten Staatsexamen 1984 an der Karl-Treutel-Schule gemacht. Danach habe ich 1986 direkt an der BHS angefangen und seitdem bin ich hier.
Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, Lehrerin zu werden?
Der Wunsch ist schon ganz lange gereift. Sicherlich auch dadurch beeinflusst, dass ich in der Grundschule in Zeilsheim, auf die ich ab der dritten Klasse gegangen bin, eine Lehrerin hatte, die ich sehr geliebt habe. Die war einfach klasse. Wie sie alles gehandhabt hat, fand ich so toll. Sie war für mich die Vorzeigelehrerin schlechthin. Mir war außerdem lange klar, dass ich irgendetwas mit Kindern machen möchte. Das reifte dann so und irgendwann dachte ich: Grundschullehrerin ist genau das Richtige für mich.
Was zeichnet Ihrer Meinung nach den Schulstandort Kelsterbach aus?
Da ist natürlich der kleine Schulträger. Da kennt man die Leute, mit denen man zu tun hat und mit denen man Dinge abspricht. Das ist eine echte kleine Einheit, das ist richtig gut. Aber auch die Lage am Main ist sehr schön. Da hat man viele Möglichkeiten, mit den Kindern etwas zu unternehmen.
Wie hat sich die Schule, speziell die BHS, in Ihrer Laufzeit verändert?
Die BHS hat sich sehr stark verändert. Früher war sie eine sehr klassisch geführte Grundschule, wie das zu der Zeit eben war. Man hatte seine feste Klasse, die Türen waren zu. Es ist eine Sache, die ich für sehr, sehr wichtig halte und ganz toll finde, dass wir es im Laufe der Jahre geschafft haben, dass die Schule sich für Menschen, die uns unterstützen möchten, öffnet, wie etwa für Lesepaten.
Wieso ist das für die Kinder so positiv?
Weil auch sie dadurch insgesamt offener werden. Offener anderen Lehrmethoden gegenüber, anderen Stilen gegenüber, und sie sind nicht mehr so auf eine Lehrkraft fixiert. Das ist wichtig.
Gibt es ein spezielles Projekt, dass Ihnen aus Ihrer Zeit an der BHS besonders am Herzen liegt?
Das sind sehr viele, kleine wie größere Projekte. Besonders wichtig war für mich, endlich Betreuungsmöglichkeiten an der Schule zu haben. Dafür habe ich schon gekämpft, als ich noch Lehrerin war. Das wurde immer wieder abgelehnt aufgrund von allen möglichen Argumenten, die dagegen gesprochen haben. Dann hatten wir immerhin eine einzelne Betreuungsgruppe. Das war ein erster, sehr wichtiger Schritt. Als wir 2019 schließlich die Nachmittagsbetreuung für alle anbieten konnten, war das etwas, worüber ich sehr glücklich war.
Was war für Sie die größte Herausforderung an der BHS?
Auch da gab es verschiedene, angefangen von der Übernahme der Schule. Ich hatte keine wirkliche Übergabe. Als ich die Aufgaben der Schulleiterin übernommen habe, wusste ich davon im Prinzip nichts, da man als Lehrerin da nicht so viel Einblick in die Aufgaben und Prozesse hat. Das war eine schwierige Zeit, in der ich sehr glücklich war, dass mich die Sekretärin Frau Sabine Längericht, die auch heute noch hier tätig ist, so unterstützt hat.
Dann kam der erste Umbau 2006/2007, das war im laufenden Schulbetrieb nicht leicht zu managen. Eine schöne Herausforderung dagegen war die Umgestaltung des Schulhofs, an der neben einer Firma auch das Kollegium, Personal und Eltern mitgewirkt haben.
In der letzten Zeit waren der große Umbau, bei dem schon 2017 die Planung begann, und Corona sehr große Herausforderungen. Gerade Corona hat uns alle viel Nerven gekostet, weil ständig neue Anweisungen kamen. Man selber war da ja auch völlig verunsichert. Und dann durften die Kinder plötzlich gar nicht mehr kommen, von heute auf morgen waren sie weg aus der Schule. Das waren wirklich harte Zeiten.
Haben sich Kinder in ihrer Art im Laufe ihrer Zeit als Lehrerin und Schulleiterin verändert?
Die Art der Kinder hat sich im Prinzip überhaupt nicht verändert. Die freuen sich immer noch über dieselben Sachen, brauchen immer noch die gleiche Zuwendung, Zuneigung und Unterstützung. Aber natürlich hat sich die Welt verändert und auch, was die Kinder heute an Medien zur Verfügung haben, die sie konsumieren. Da muss man manchmal auch den Unterricht drauf einstellen. Aber im Prinzip sind sie genauso, wie früher.
Was nehmen Sie persönlich aus Ihrer Zeit an der BHS mit?
Sehr viel Glück, weil es einfach ein wunderschöner Beruf ist. Kinder zu begleiten, wenn sie ganz klein in die Schule kommen bis sie dann als „die Großen“ die vierte Klasse verlassen, das gehört zu den Sachen, die mich immer begleiten und die mir sehr fehlen werden. Es wird mir schwerfallen, dieses viele Leben um einen herum nicht mehr jeden Tag mitzubekommen. Auch diese liebevolle Offenheit von Grundschulkindern, die sie einem entgegenbringen, dadurch entsteht ein ganz besonderes Verhältnis. Das ist etwas, was ich auf jeden Fall mitnehmen werde.
Werden Sie die Entwicklung der Schule weiter verfolgen?
Ich werde natürlich nicht mehr hier arbeiten. Ich will jetzt auch erst mal gar nicht arbeiten. Aber durch das Kollegium, dem ich eng verbunden bin, und mein Interesse daran, wie sich die Schule weiter entwickelt, werde ich auf jeden Fall den Kontakt halten.
Vielen Dank für das Gespräch. (Text und Foto: sb)