Oben summt es, unten suppt es. Biomüll kann im Sommer eine echte Herausforderung sein. In der Regel sollte er bei warmen Temperaturen nur wenige Tage stehen, damit sich keine Fruchtfliegenkolonie ansiedelt und die Wohnung unsicher macht. Auch die richtige Befüllung der Biomülltonne - was darf rein und was nicht? - ist für viele nicht eindeutig geklärt. Und seit Mai gibt es seitens des Frankfurter Müllentsorgungsunternehmens FES nun auch die Aussage, dass in absehbarer Zeit keine Biomülltüten mehr angenommen werden.
Hersteller von Biomülltüten werben damit, dass ihre Produkte kompostierbar und aus nachwachsenden Rohstoffen sind. Was gut klingt steht jedoch seit einiger Zeit in der Kritik - denn sie zersetzen sich nur unter bestimmten Voraussetzungen vollständig. In einer Kompostieranlage dauert dies in etwa drei Monate, denn dort leisten bestimmte Organismen bei konstanten 60 Grad diese wertvolle Arbeit. Bedingungen, die sich in der Natur nicht finden.
Stephan Kabasci, Experte für Biokunststoffe am Fraunhofer Institut UMSICHT sagt daher: „Biomülltüten sollten auf keinen Fall in die Umwelt gelangen“. Denn biologisch abbaubare Kunststoffe können, müssen aber nicht zu 100 Prozent aus biologischen Rohstoffen bestehen: „Steht auf der Tüte “biologisch abbaubar”, so bezieht sich das nur auf die Abbaubarkeit und nicht auf die Herkunft der Rohstoffe. Steht dort “Biokunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen” oder Ähnliches, so ist die Tüte auch biobasiert. Selbst dann (…) kann auch ein kleiner Teil an erdölbasierten Polymeren beigemischt sein, um zum Beispiel die Reißfestigkeit des Müllbeutels zu erhöhen.“ (Quelle: www.quarks.de)
Zwar arbeiten Hersteller daran, kürzere Abbauzeiten der Biomülltüten zu realisieren, dennoch bleiben auch von kompostierbaren Tüten als Endprodukte Kohlendioxid und Wasser übrig. Damit tragen Biomülltüten nicht wirklich zu einem umweltschonenden Umgang mit Müll bei. Oder wie es das Bundesumweltministerium formuliert: Mit Biomülltüten entsteht kein nährstoffreicher Kompost.
Das Bundesumweltministerium hat auch festgelegt, dass sich seit Mai dieses Jahres nur noch maximal drei Prozent Fremdkörper in einer Biotonne befinden dürfen, um eine Kompostierbarkeit zu gewährleisten.
Laut FES gilt grundsätzlich: In die Biotonne gehören Küchen- und Gartenabfälle, die pflanzlichen oder tierischen Ursprungs sind und sich biologisch abbauen lassen. Ausgenommen sind allerdings Tierkot und tote Haustiere.
Nicht hinein gehören des Weiteren alles Nicht-Organische, wie Plastik oder Restmüll, aber auch Dressings und andere Öle und Fette.
Was im Einzelnen hineingehört sind:
Blumenerde, Eierschalen, Essensreste, Fischgräten, Gemüsereste, Grasschnitt, Holzspäne, Kaffeefilter und -satz, Küchenpapier, künstliche Katzenstreu, Laub, Obstreste, Obstschalen, Pflanzenreste, Sägemehl, Stroh, Teebeutel, Teeblätter, Tierstreu aus Holz oder Stroh, Zweige von Hecken, Sträuchern und Bäumen.
Unter www.muelltrennung-wirkt.de kann nachgelesen werden, welcher Müll am besten wie entsorgt wird.
Die FES hat bereits darum gebeten, dass bis zum Ende dieses Jahres die Biomülltüten in den Kommunen aufgebraucht und keine weiteren mehr angeschafft werden sollen. Michael Weil, Vertriebsleiter der FES, erklärt dies damit, dass die Anlagentechnik aktuell nicht in der Lage ist, den Fremdmüll ausreichend auszusortieren. Hieran arbeite man. Dennoch bleibt, dass Biomülltüten sich nicht zu nährstoffreichem Kompost zersetzen. Die FES will auf lange Sicht daher keine Biomülltüten mehr annehmen.
Alternativ können Biomülltüten aus Papier verwendet werden. Aber auch Zeitungspapier als kostenlose Alternative ist zulässig und wird sogar offiziell auf der Website der FES empfohlen. Was nicht geht sind dagegen Prospekte, da diese anders beschichtet sind.
Auch um zu vermeiden, dass sich Flüssigkeit am Boden der Biotonne sammelt, sollte diese mit Zeitungspapier ausgelegt werden, das die Feuchtigkeit aufnimmt.
Eine weitere kostenlose Alternative sind Brot- oder Brötchentüten. Diese können mit Küchenpapier ausgelegt werden und halten einige Tage, bevor sie zu feucht werden - oder sich die erwähnte Fruchtfliegenkolonie bildet. (ana)