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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 32/2025
Seite 3
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Tierliebe mit Grenzen

Streunende Katzen sind mangel- und unterernährt, müssen bei jedem Wetter draußen leben und haben keine tierärztliche Versorgung, zudem vermehren sie sich immer mehr und so setzt sich das Leiden weiter fort.

Die Röntgenaufnahme der kleinen Clara brachte die Gewissheit, dass ihre Speiseröhre verändert ist, ein Megaösophagus.

Clara musste leider von ihren Leiden erlöst werden, eine Behandlung war nicht mehr möglich.

Internationaler Tag der Katze macht auf Tierleid aufmerksam

Eines der beliebtesten Haustiere feiert am 8. August einen internationalen Aktionstag – die Katze. Mit dem Tag der Katze soll auf Katzen aufmerksam gemacht und das Zusammenleben mit ihnen gefeiert werden. Was niedlich klingt hat einen ernsten Hintergrund.

Obwohl sie vielfach geliebt werden, gibt es auch hierzulande immer mehr Fälle von Verwahrlosung, Animal Hording oder streunenden Katzen. Animal Hording ist ein englischer Begriff, der das Horten von Tieren beschreibt. Dazu gehören nicht nur Katzen. Auch Vögel und Hunde sowie andere Haustiere leiden unter dieser Form von krankhaftem Sammeln durch ihre Eigentümer. Doch auch Vernachlässigung und Verwahrlosung sind ernstzunehmende Gefahren, die zugenommen haben. „Tierhaltung ist mit viel Verantwortung verbunden“, sagt Judith Wagner, erste Vorsitzende des Kelsterbacher Tierschutzvereins. „Leider wollen das einige Menschen nicht wahrhaben und wählen ihr Haustier danach aus, welche Rassen aktuell beliebt sind oder ob die Tiere besonders niedlich oder exotisch aussehen.“ Aus dieser Grundhaltung resultieren folgenschwere Entscheidungen.

Zunahme streunender Katzen in Kelsterbach

Die Fälle von ausgesetzten Tieren ist genauso gestiegen, wie die Fälle von ungeplanter Katzenvermehrung. Allein 2024 zählte der Tierschutzverein rund 100 streunende Katzen nur in Kelsterbach. Geht man von der einfachen Kalkulation aus, dass eine Katze zweimal im Jahr einen Wurf mit vier bis sechs Kitten zur Welt bringt und davon die Hälfte überlebt, die sich ab sechs Monaten ebenfalls weitermehren können, kann sich jeder ausrechnen, wie schnell eine Katzenpopulation wachsen kann.

Anlässlich des Tags der Katze vor zwei Jahren forderte der Deutsche Tierschutzbund eine bundesweite Regelung für mehr Katzenschutz, die eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht beinhaltet. Das Leid der Millionen Straßenkatzen hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten unbemerkten Tierschutzprobleme in Deutschland entwickelt, wie ein Katzenschutzreport des Tierschutzbundes zeigt. Dieser bundesweite Missstand nimmt immer größere Dimensionen an und bringt Tierschutzvereine und Tierheime an ihre Grenzen. Der Deutsche Tierschutzbund startete daher zum Internationalen Tag der Katze seine Kampagne „Jedes Katzenleben zählt“ (https://www.jetzt-katzen-helfen.de/). Um das Leid von mittlerweile Millionen Straßenkatzen in Deutschland zu mindern, ist es notwendig Freigängerkatzen zu kastrieren.

Kastration und Registrierungspflicht gefordert

Der Tierschutz Hessen hat Städten und Kommunen die Pflicht übertragen, eine Katzenschutzverordnung umzusetzen. Kelsterbach hat dies Ende März dieses Jahres getan. „Ein große Erleichterung“, wie Judith Wagner findet. Der Tierschutzverein war in die Planung der Verordnung eingebunden, die vorschreibt, dass Katzenhalter ihre Freigänger ab einem Alter von fünf Monaten künftig kastrieren lassen müssen, außerdem sollen die Tiere per Chip bei einem anerkannten Haustierregister registriert werden. Das sind unter anderem die Vereine Tasso, Findefix oder der Deutschen Tierschutzbund. Laut Verordnung kann die Stadt unkastrierte Katzen auch auf Kosten des Halters oder durch beauftragte Dritte kastrieren lassen, wenn das Tier nicht registriert ist und der Halter nicht innerhalb von 48 Stunden identifiziert werden kann.

Indes hat der Tierschutzverein alle Hände voll zu tun, die vielen Kitten, die in den letzten Monaten in Kelsterbach gefunden wurden, zu versorgen und kastrieren zu lassen. Leider bleiben die Kosten am ohnehin finanziell knapp bemessenen Verein hängen. 2024 waren das 2.500 Euro allein für Kastrationen, weitere Tierarztkosten noch nicht mit eingerechnet.

Und für einige Kitten kam die Hilfe schlicht zu spät. So wie im Fall der kleinen Clara. Sie war eines von fünf Kitten, die Anfang April mit ihrer Mutter gesichert wurden. Sie war auffällig und wurde dem Tierarzt vorgestellt. Es folgten teure Röntgenaufnahmen, die die traurige Gewissheit brachten, Clara hat Megösophagus, ein seltener Gendefekt, der die Speiseröhre betrifft. Was blieb war nur noch die Einschläferung, um ihr weiteres Leiden zu ersparen. Und auch die anderen Fundkitten sind oft in einem schlechten Allgemeinzustand. Sie leiden oft unter entzündeten Augen, Katzenschnupfen, sind mangelernährt und voller Parasiten. Ein Leid, dass nicht sein müsste – wenn Halter ihrer Verantwortung nachkommen und ihre Katzen und Kater kastrieren lassen, um eine unkontrollierte Vermehrung zu verhindern. (ana, Bilder Tierschutzverein und Adobestock)