Die Stadt Kelsterbach arbeitet derzeit zusammen mit der Nassauischen Heimstätte (NH) Projekt|Stadt und dem Ingenieurbüro BCC Energie an der Erstellung ihres Wärmeplanes, der den Weg zu einer ökologischen, ökonomischen und sicheren Wärmeversorgung für die Untermainstadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner aufzeigen soll.
Im Zuge der gesetzlich verpflichtenden Wärmeplanungen sind drei sogenannte Fokusgebiete in Kelsterbach definiert worden – das Unterdorf, das Sportparkareal und das Europort-Areal – die sich sehr gut für zentrale, auf erneuerbaren Energiequellen basierende Versorgungslösungen eignen.
Die Immobilienbesitzerinnen und -besitzer der drei Fokusgebiete hatte die Stadt Kelsterbach zu Informationsveranstaltungen eingeladen. Den Auftakt machte das Fokusgebiet Unterdorf (wir haben in Ausgabe 33 berichtet), danach wurden die Fokusgebiete Sportpark und Europort jeweils an eigenen Infoabenden beleuchtet.
Für das Fokusgebiet Sportpark, das von Kirschenallee und Höllweg im Norden, von der Frankfurter Straße im Süden, dem Sportpark im Osten und der Bergstraße im Westen begrenzt wird, nehmen die Planer an, dass einmal 30 Prozent der Wohngebäude mit einer durchschnittlichen beheizten Fläche von 235 Quadratmetern an ein zukünftiges Wärmenetz angeschlossen sein werden. Das entspricht einem Wärmeenergiebedarf von 15,7 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
Die Wärmeplaner favorisieren Erdwärme als am besten geeignete regenerative Wärmequelle für das Fokusgebiet Sportpark. 70 Erdsonden würden jeweils 400 Meter in die Tiefe getrieben werden, um die Erdwärme nutzbar zu machen. Eine durch Geothermie gespeiste Wärmepumpe deckte 75 Prozent der benötigten Heizwärme – das sind 2,52 Millionen Kilowattstunden im Jahr – ab, für die restlichen 25 Prozent – gut eine Million Kilowattstunden jährlich – sorgte ein Gaskessel, der mit Biomethangas betrieben würde. Der nötige Strom für die Wärmepumpe – 720.000 Kilowattstunden pro Jahr – müsste bezogen werden.
Das Fokusgebiet Europort wird im Norden begrenzt durch den Windmühlweg, im Nordwesten durch den Main, im Westen und Süden durch den Staudenring und die Südliche Ringstraße, im Osten geht die Begrenzung quer durch das Oberdorf – wobei der Verlauf hier noch nicht trennscharf, vielmehr als ungefähr und vorläufig anzusehen ist.
Für das Fokusgebiet Europort wird angenommen, dass 30 Prozent der Wohngebäude mit einer durchschnittlichen beheizten Fläche von 522 Quadratmetern an ein zukünftiges Wärmenetz angeschlossen sein werden. Das entspricht einem Wärmeenergiebedarf von 91,2 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
Um diese benötigte Energie zu gewinnen, soll die Abwärme der derzeit entstehenden Rechenzentren für eine Wärmepumpe nutzbar gemacht werden, mit der Dreiviertel des Gesamtbedarfs abgedeckt werden würden. Die restlichen 25 Prozent, 3,42 Millionen Kilowattstunden, würden mittels eines Biogas-Heizkessels erzeugt. Der Strombedarf läge bei 2,25 Millionen Kilowattstunden.
Die im Zuge der kommunalen Wärmeplanung zu erarbeitenden Lösungen für Wärmenetze werden ein Angebot darstellen, von dem Gebrauch zu machen, den Kelsterbacher Immobilienbesitzern freigestellt ist. Die Umsetzung der geplanten Wärmenetze ist erst in einigen Jahren – im Fokusgebiet Sportpark im Jahr 2030 und im Fokusgebiet Europort im Jahr 2032 – zu erwarten. Wer selbständig eine andere Lösung für die Wärmeversorgung seiner Immobilie finden will, kann dies selbstverständlich tun, es besteht kein Anschlusszwang.
Optionen für die individuelle Wärmeversorgung werden am Mittwoch, 10. September, 18 Uhr, im Rahmen der Infoveranstaltung „Heizung und Sanierung“ im Fritz-Treutel-Haus thematisiert. Der städtische Klimaschutzbeauftragte Maximilian Barth stellt die verschiedenen gängigen Heizsysteme vor und erläutert deren Vor- und Nachteile, wobei er den Blick insbesondere auf die Themen Eignung, Kosten, gesetzliche Rahmenbedingungen und Förderungsmöglichkeiten richtet. Energieberater René Scheffel widmet sich dem Thema Sanierung, erläutert anhand von Beispielen, welche energetisch wirksamen Maßnahmen an der Gebäudehülle, den Fenstern und Türen, der Fassade, dem Dach und der Kellerdecke machbar sind. An dem Infoabend präsentieren zudem mehrere Fachfirmen vor Ort ihre Leistungen und Produkte, etwa Wärmepumpen, Stromspeicher, Photovoltaikanlagen und Anlagen zur Wasseraufbereitung. Selbstverständlich stehen sie den Besuchern für Fragen zur Verfügung.
Informationen zur kommunalen Wärmeplanung sind bei der Stadtverwaltung erhältlich; Maximilian Barth und Heiko Langelotz sind erreichbar per E-Mail an nachhaltigkeit@kelsterbach.de oder unter Telefon 06107 773-533 (Barth) beziehungsweise 0171 6827664 (Langelotz). (wö)