von links: Übersetzerin Berivan Tayboga, Sean Katounlou (Vorsitzender Mehter und Folklore Europa), Cemil Kabza, Manfred Ockel, Feimi Nizam (Mehter und Folklore Europa).
Vergangenen Samstag empfing Bürgermeister Manfred Ockel einen Gast aus der griechischen Stadt Myki im Kelsterbacher Rathaus. Cemil Kabza ist ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Myki, ein Ort mit rund 15.000 Einwohnern in Westthrakien, dem traditionellen Siedlungsgebiet der türkischen Minderheit Griechenlands. Von 2014 bis 2019 war Kabza der Verwaltungschef des Ortes, der auf Türkisch Mustafçova heißt. Heute übt Ahmet Kurt – der vor einem Vierteljahr in Kelsterbach zu Gast war – das Amt des Bürgermeisters aus, Kabza wirkt politisch weiter in der Opposition. Kabza war auch Ehrengast des Kulturfestes des Kelsterbacher Vereins „Mehter und Folklore Europa“, das am vergangenen Wochenende auf dem Schlossplatz gefeiert wurde.
Ockel und Kabza unterhielten sich über verschiedene Themen, nicht zuletzt über die Integrationspolitik in Kelsterbach. Ockel versicherte, es sei sehr wichtig, dass Migranten, die in Kelsterbach eine zweite Heimat gefunden haben, die Kultur ihrer ersten Heimat weiter pflegten. Die Stadt Kelsterbach unterstütze die Kulturvereine bei ihren diesbezüglichen Anstrengungen. Kinder sollten auch die Muttersprache ihrer Eltern lernen und dafür von Anfang an muttersprachlichen Unterricht erhalten, betonte Ockel. Kelsterbach sei eine der internationalsten Städte in Deutschland, beherberge seit vielen Jahrzehnten viele Nationalitäten. Diese seien keine Bürger zweiter Klasse, vielmehr identifizierten sie sich mit Kelsterbach und so entwickele man die Stadt gemeinsam weiter. Ockel ergänzte, die Kommunen seien am nächsten dran am Bürger, deshalb sollten vor allem sie den nötigen Austausch in Europa pflegen. Kelsterbach bemühe sich derzeit um weitere Städtepartnerschaften, so stehe etwa auch die griechische Stadt Alexandroupoli in Westthrakien auf der Liste möglicher Partnerstädte. Im Oktober wolle er dorthin fliegen, um mit den Verantwortlichen Gespräche zu führen. Bei dieser Gelegenheit wolle er sich dann auch Myki anschauen, sagte Ockel.
Cemil Kabza lobte den Respekt und die Wertschätzung, die Migranten in Kelsterbach erführen. Sein Interesse an Kelsterbach galt darüber hinaus noch einigen weiteren Themen, insbesondere der Müllentsorgung und der Trinkwasserversorgung. Beides seien in der Heimat große Probleme. Dass das Wasser, welches aus der Leitung kommt, ohne Weiteres trinkbar ist, sei keine Selbstverständlichkeit, berichtet Kabza. Vielmehr müsse Trinkwasser mittels Tanklastwagen herangeschafft werden. Eine differenzierte Mülltrennung wie in Deutschland sei in Kabzas Heimat nicht üblich, berichtete der Gast. Im Anschluss an den Besuch im Rathaus unternahm Kabza eine Stippvisite auf dem Kelsterbacher Wertstoffhof, um sich ein eigenes Bild von den hiesigen Entsorgungswegen zu machen. (wö)