Auch Bürgermeister Manfred Ockel (r.) beglückwünschte Sükriye Sancak (Mitte) zur Auszeichnung durch das Land Hessen. Die Ehrung gilt gleichermaßen für das gesamte Team der Kelsterbacher Integrationslotsinnen, zu denen auch Sancaks Tochter Sümeyye (l.) gehört.
In der vergangenen Woche überreichte die Staatssekretärin Anne Janz stellvertretend für den hessischen Minister für Soziales und Integration, Kai Klose, 25 langjährig tätigen Integrationslotsinnen und -lotsen im Biebricher Schloss eine Urkunde zur Würdigung ihrer Verdienste um die Integration ausländischer Menschen. Unter den Geehrten war auch Sükriye Sancak aus Kelsterbach, begleitet von ihrer Tochter Sümeyye, die sich ebenfalls als Integrationslotsin engagiert.
Integrationslotsinnen und -lotsen unterstützen zugewanderte Menschen dabei, sich in der hiesigen Gesellschaft zurechtzufinden. Sie vermitteln wichtige Kenntnisse, die im täglichen Leben benötigt werden, zum Beispiel in Bezug auf Behörden, in Fragen von Kinderbetreuung, Schule und Ausbildung oder im Hinblick auf Arbeit beziehungsweise Arbeitslosigkeit.
Sükriye Sancak ist eine von zwölf Integrationslotsinnen, die derzeit in Kelsterbach tätig sind. Sancak begann bereits vor zehn Jahren, im Rahmen der Initiative „Kelsterbach Familienstadt“ als sogenannte Elternlotsin zugewanderten Menschen Rat und Hilfe zu vermitteln. In dieser Rolle wirkte sie durch Information, Vermittlung und Begleitung von Eltern mit Migrationshintergrund in Kitas, Schulen, Ausbildungsstätten und Beratungsstellen mit. Für sie war es selbstverständlich, sich nach der Zeit als Elternlotsin weiter zu qualifizieren, um als Integrationslotsin in einem erweiterten Aufgabenfeld helfend tätig zu sein.
Sie selbst hat die Erfahrung, bei der Eingliederung unterstützt zu werden, nicht machen können. Als sie vor zwanzig Jahren mit zwei kleinen Kindern ihrem Ehemann nach Deutschland folgte, gab es keine vergleichbare offizielle Institution, die sich um die schnelle Integration von Migranten und Migrantinnen kümmerte. „Am Anfang war es schwer“, erinnert sich Sancak, das Leben sei so sehr anders gewesen als in Istanbul, wo sie herstammt. „Alles war strenger, viel Papierkram, wenig Lockerheit“, resümiert sie ihre damaligen Eindrücke vom Leben in Deutschland. Wie die Uhren hierzulande ticken, wie die verschiedenen Systeme der Gesellschaft Deutschlands funktionieren, musste sie ausschließlich eigenständig herausfinden. „Ich habe mich immer alleine gefühlt“, sagt sie und berichtet, sie sei zu dem Schluss gekommen, „dass ich was machen muss.“ Und so belegte sie einen Deutschkurs sowie einen Krankenpflegekurs, was ihr bei der Integration zugutekam.
Die eigenen Erfahrungen haben sie dazu bewogen, anderen Migrantinnen und Migranten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und sie bei der Eingliederung in die deutsche Gesellschaft zu unterstützen. Die Gespräche kann sie auf Türkisch, Kurdisch und Arabisch führen - und natürlich auch auf Deutsch. Die letztgenannte Sprache spricht sie vielleicht nicht perfekt, versteht es aber, sich so auszudrücken, dass sie von ihrem Gegenüber verstanden wird. Die Menschen, denen Sancak zur Seite steht, nähmen die Unterstützung positiv und dankbar auf, berichtet sie. Oftmals gehe es darum, wie das System der Kinderbetreuung und der Schule funktioniere, berichtet sie. Die Schule, genauer gesagt die Bürgermeister-Hardt-Schule, ist auch ein Ort, an dem sie regelmäßig tätig ist. Bei Elternabenden fungiert sie als Dolmetscherin oder betreut die Kinder der anwesenden Eltern.
Das Zusammenleben der Menschen verschiedener Herkunft in Kelsterbach funktioniere sehr gut, „wir verstehen uns“, sagt sie. Ihre Einschätzung sieht sie in der Erfahrung bestätigt, noch nie Ablehnung erlebt zu haben. (wö)