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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 38/2022
Seite 2
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50. Jubiläum der Schule der Zukunft

Die Pausenhalle glich an diesem Abend einem gemütlichen Restaurant.

In der Mensa wurde groß aufgetischt.

Die Schulleiter Alfred Harnischfeger und Barbara Jühe

Die Ehrengäste des Abends in der ersten Reihe.

Dr. Subin Nijhawan referierte zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung

Nefvel Cumat unterhielt mit viel Humor.

Luc Van Nieuwenhuyze und Helga Oehne hielten gemeinsam die deutsch-französische Rede.

Alle Teilnehmer des Abendprogramms bekamen Dankespräsente überreicht.

50 Jahre IGS – das sind 50 Jahre Integrierte Gesamtschule, das sind aber auch 50 Jahre Schulträgerschaft der Stadt Kelsterbach und nicht zuletzt bedeuten 50 Jahre IGS, Schülerinnen und Schülern ein System zu ermöglichen, das kein Kind auf der Strecke lässt. Diese letzte Botschaft war die eindringlichste, ja vielleicht wichtigste des Abends am vergangenen Donnerstag, als die akademische Feier der IGS Kelsterbach stattfand.

Mit dabei waren nicht nur jede Menge geladene Gäste der Lokalpolitik, sondern auch die hessische Landtagspolitikerin und stellvertretende bildungspolitische Sprecherin Kerstin Geis, zwei Vertreter der Delegation aus Kelsterbachs Schwesterstadt Baugé-en-Anjou sowie Marina Jarra, der Vorsitzenden des Fördervereins Sukuta-Wannsee, den Kelsterbach finanziell unterstützt, und Dr. Subin Nijhawan, der das Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in einem populärwissenschaftlichen Beitrag darlegte. Unterhalten wurden die Gäste durch ein Theaterstück der IGS-Schüler, Gesangsdarbietungen sowie von einer Gedichtelesung.

Hochrangige Gäste und Redner

Eröffnet wurde der offizielle Teil des Abends mit einer Videobotschaft des hessischen Kultusministers Prof. Dr. R. Alexander Lorz. Dieser beglückwünschte die IGS nicht nur, sondern resümierte auch, dass die Schule auf eine bewegte und abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken könne, die ihre Schüler allem voran zu „mündigen Bürgern erzogen“ habe. Das Wort übernahm Bürgermeister Manfred Ockel und legte mit einem zeitlichen Rückblick dar, wie es seinerzeit zur Übernahme der Schulträgerschaft gekommen war. 1969 wurde das neue hessische Verwaltungsschulgesetz eingeführt, das regelt, „dass die kreisfreien Städte und die Landkreise die sächlichen Schulkosten, also die Schulträgerschaft übernehmen. Mit diesem Gesetz wären die vorhandenen Grundschulen der Stadt an den Kreis Groß-Gerau übergegangen“, so Ockel. Lediglich ein kleiner Passus habe es den kreisnangehörigen Städten ermöglicht, die Schulträgerschaft zu behalten, „wenn die finanzielle Ausstattung dies zulässt und vor allem der politische Wille dokumentiert wird, sich bildungspolitisch herausragend zu engagieren“. Dies tat Kelsterbach und so war Hessens kleinster Schulträger geboren. Im März 1970 folgte der Antrag auf den Bau einer Integrierten Gesamtschule. Und auch wenn dies ein großer Kraftakt gewesen sei, so habe er sich gelohnt, erläuterte Ockel weiter. Mit der IGS habe man gleiche Bildungschancen für alle jungen Menschen gleich welcher Herkunft anbieten wollen. „Denn das Bildungssystem ist der Schlüssel unserer Entwicklung.“

Auch heute stehen der Stadt Kraftakte bevor mit der Sanierung der Gesamtschule, dem Neubau einer fünfzügigen Grundschule inklusive Sporthalle neben der IGS und der Sanierung der Bürgermeister-Hardt-Grundschule. Trotz bildungspolitischer Diskussionen zeichne sich die Situation in Kelsterbach mit der hohen Identifikation mit den Schulen und dem kurzen Draht zwischen allen Verantwortlichen als erfolgreiches Modell aus.

Kurz, bündig und mit Humor äußerte sich danach Mehdi Barahmi, der Vorsitzende des Schulelternbeirats zum Jubiläum. Schon er war als kleiner Junge auf die IGS gekommen und bedankte sich bei allen Verantwortlichen für das Engagement und die gute Unterstützung. Einen Einblick in das gambische Bildungssystem gab Marina Jarra. Die Vorsitzende des Fördervereins Sukuta-Wannsee erzählte von der schulischen Entwicklung in den vergangenen 33 Jahren. Ihrem Förderverein sei es wichtig gewesen, eine qualitativ bessere Schule ins Leben zu rufen, als die bestehenden staatlichen Grundschulen dies bieten können. Auch die Stadt Kelsterbach ist Mitglied im Förderverein und unterstützt dadurch finanziell den Schulbetrieb. Mit ihrem Vortrag gab sie einen Einblick in andere Schulsysteme mit völlig anderen Voraussetzungen.

Chancengleichheit und kultureller Austausch

Nach einer musikalischen Pause durch die Achtklässlerin Elvira Bobrakov, die das Lied Dandelions vortrug, schloss Dr. Subin Nijhawan mit einem Impulsvortrag an. Der Wissenschaftler der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, legte die Schwierigkeiten im Bereich der Nachhaltigkeit und Entwicklung dar. Dazu gehören seiner Meinung nach die Glocalen (globalen und lokalen) Verflechtungen, die technische Entwicklung, das aktuell stete Wachstum, aber auch dessen Grenzen sowie die Sprache als Form der Teilhabe und die Superdiversität. Die humoristische Seite bediente dagegen der Dichter Nefvel Cumat. Dieser war bereits mehrfach an der IGS zu Gast und hat mehrere Schreibwerkstätten mit den Schülern durchgeführt. An diesem Abend trug er einige autobiografische Gedichte vor und unterhielt das Publikum mit Anekdoten und seinem Sinn für Humor.

Der Abend verging schnell und nach einer weiteren Gesangsdarbietung von Patricia da Silva Gomes mit dem Lied Run, schloss sich der Vorsitzende des Fördervereins der IGS, Kurt Linnert mit einer Rede an. Es sei ein halbes Jahrhundert geprägt von innovativem Denken vergangen. Es seien aber auch 50 turbulente Jahre gewesen, bis sich die IGS zur heutigen Form entwickelt habe. Linnert würdigte, dass die IGS besondere Chancen für persönliche und schulische Entwicklung der Kinder in der von ihnen benötigten Zeit ermögliche. Hierfür bedürfe es der Kompetenz einer starken Schulleitung und einer starken Lehrerschaft, aber ebenso eines starken Schulträgers.

Einen Gruß aus Frankreich überbrachte der französische Verschwisterungspräsident und Vertreter des Bürgermeisters, Luc Van Nieuwenhuyze von der Partnerstadt Baugé-en-Anjou. Zusammen mit seinem Kelsterbacher Äquivalent, der Verschwisterungspräsidentin Helga Oehne, trug er seine Rede auf Französisch und Deutsch vor und betonte die Wichtigkeit der gemeinsamen Partnerschaft. Nicht nur der Erwerb der Sprache des jeweiligen Partners gehören für ihn dazu, sondern auch die Schüleraustausche, die den Jugendlichen das Leben und die Kultur des Partnerlandes nahebringen und so den kulturellen Austausch und das Verständnis füreinander fördern. In einer Welt, in der vielfach nur Englisch gesprochen würde, bedürfe es eines gewissen Mutes Französisch oder Deutsch zu lernen, so Nieuwenhuyze.

Schule mit Vorbildcharakter

Die Abschlussrede hielt Schulleiterin Barbara Jühe. Sie freute sich besonders darüber, dass ihre Vorgänger Manfred Hohl und Alfred Harnischfeger anwesend und so drei Generationen von Schulleitern zusammengekommen waren. Sie würdigte ebenso die 30-jährige Schulsozialarbeit, die ein wichtiger Bestandteil sei. Stolz verwies sie darauf, dass die Grundidee einer integrierten Gesamtschule heute wunderbar gelebt würde und als Vorbild auch andere Schulen dazu bewegt hätte, ihre starren Schulformen aufzulockern. Sie sieht die IGS als Schule der Zukunft, in der die Werte gelebt und beibehalten werden. Die Schule sei immer Spiegel der Gesellschaft, so Jühe und aktuell freue es sie besonders, dass Schule als auch Schüler im Bereich der Digitalisierung so weit vorne liegen würden. Jühe beendete den offiziellen Teil und entließ die Gäste in den geselligen Teil des Abends mit einem üppigen Buffet und vielen engagierten Schülern, die die Gäste bewirteten. (Text und Bilder ana)