Freuten sich über eine gelungene Auftaktveranstaltung: (vl.) Martina Pulkis (Schulkindbetreuung BHS), Petra Schindler (Offenes Angebot KTS), Sabina Dahmane (Kitaleitung), Daniela Cibis (Schulsozialarbeit KTS), Autor Norman Wolf, Gabriele Stutz (Schulsozialarbeit IGS), Katrin Hoffmann (Schulsozialarbeit BHS), Anna Brückner (Kommunale Sozialarbeit).
Norman Wolf bewegte das Publikum mit seinem aufrüttelndem Vortrag.
Über 50 Menschen kamen am vergangenen Samstag in die Stadt- und Schulbibliothek, um dem Vortrag von Norman Wolf, Autor des Buches „Wenn die Pause zur Hölle wird“, zum Thema Mobbing zu lauschen. Es war die Auftaktveranstaltung des neuen Netzwerks „Gemeinsam gegen Mobbing“, einer Kooperation zwischen Kita und Schule in Kelsterbach. „Mobbing ist schon im Kindergarten Thema“, erklärte Sabine Dahmane, Leiterin des Kinderhaus St. Elisabeth. Da müsse dringend etwas gemacht und die Eltern mit ins Boot geholt werden. Daher gab sie den Impuls zur Gründung einer Arbeitsgemeinschaft mit den Sozialarbeiterinnen der Kelsterbacher Schulen, die auch von der Schulkindbetreuung und der kommunalen Sozialarbeit unterstützt wird. „Wir wollen aufklären und ein Netzwerk schaffen“, so Dahmane. Katrin Hoffmann, Schulsozialarbeiterin an der Bürgermeister-Hardt-Schule, ergänzte: „Das Thema ist leider auch an unseren Grundschulen aktuell. Ich finde es wichtig, dass wir als Fachpersonal lernen, wie man Betroffenen helfen kann.“ Gabriele Stutz, Schulsozialarbeiterin an der Integrierten Gesamtschule, fügt an: „Ich habe in den vergangenen Jahren eine Menge Erfahrung mit dem Thema gemacht, aber es gibt für mich immer wieder Momente der absoluten Hilflosigkeit.“ Genau dieser Hilflosigkeit will das Netzwerk entgegentreten. Daniela Cibis, Schulsozialarbeiterin an der Karl-Treutel-Schule, sieht dem gemeinsamen Kampf gegen Mobbing hoffnungsvoll entgegen: „Wir sind sehr froh, dass wir uns zusammenschließen konnten, damit Kitas und Schulen zu sicheren Orten für unsere Kinder werden.“
Um das zu erreichen, brauche es Prävention und Aufklärung schon ab dem Kindergarten. Schulungen und Informationen für Fachpersonal, Eltern und alle Interessierten sollen ebenso organisiert werden wie regelmäßige Aktionstage in den Schulen und Kitas. Denn, wie auch beim Vortrag von Norman Wolf deutlich wurde: Dieses Thema geht nicht einige wenige, sondern wirklich alle an. Bei einer Umfrage zeigte sich, dass von den 54 Anwesenden 38 selbst Mobbing-Erfahrungen gemacht hatten.
Wolf lobte daher das Engagement des neuen Netzwerks: „Großartig, dass Ihr Euch organisiert, um etwas zu bewegen. Das zu sehen, ist für mich als Betroffener sehr wichtig.“ Fünf Jahre lang wurde Wolf an seiner Schule gemobbt, drei davon waren für ihn besonders schlimm. Mittlerweile hat er ein Psychologiestudium abgeschlossen und arbeitet bei der AIDS-Hilfe in Frankfurt. Mit seinen Vorträgen, die er vornehmlich an Schulen hält, hoffe er Menschen zu erreichen, die Ähnliches erlebt hätten wie er, um ihnen zu zeigen: „Du bist nicht allein.“ Aber er möchte auch Mobbern die Augen öffnen, um zu verdeutlichen, welche Folgen ihr Handeln hat, dass es Narben auf der Seele hinterlässt, die für immer bleiben oder schlimmstenfalls die Opfer des Mobbings in den Suizid treibt. Er sei mittlerweile sehr glücklich, liebe das Leben und dennoch falle es ihm immer noch schwer, bestimmte Passagen aus seinem Buch vorzulesen. Das Mobbing sei zwar seit fast zwanzig Jahren vorbei, doch die Gefühle kämen immer wieder hoch – Gefühle der Demütigung und der Hilflosigkeit. „Ohne Hilfe von außen ist es schwer, da rauszukommen“, so Wolf. Es brauche jemanden, der zuhört und der einen ernst nimmt. In seiner Schulzeit gab es noch keine Schulsozialarbeit, an die er sich hätte wenden können und auch von Seiten der Lehrerschaft bekam er keine Hilfe. Doch er habe gelernt, dass man den Mund aufmachen muss, damit einem geholfen werden kann. „Ignorieren und das Ganze einfach ertragen, ist nie der richtige Weg.“
Rund anderthalb Stunden gewährte Wolf in einem bewegenden Vortrag einen Einblick in die schlimmste Zeit seines Lebens. Danach standen er und die Organisatorinnen der Veranstaltung noch für Gespräche bereit – ein Angebot, das rege genutzt wurde. Dahmane und ihre Mitstreiterinnen von „Gemeinsam gegen Mobbing“ zeigten sich sehr glücklich über den großen Zuspruch auf diese Auftaktveranstaltung. Sie hofften, dass das Netzwerk zukünftig noch ausgeweitet werden könne und dass auch weitere Angebote so gut angenommen werden. (sb)