Titel Logo
Kelsterbach aktuell
Ausgabe 39/2025
Titelseite
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe
-

In Dankbarkeit verbunden: 10 Jahre Helferfest

Gemeinsam wurden Wunderkerzen als Symbol für Gemeinschaft und Solidarität entzündet.

Bürgermeister Manfred Ockel (links) und Agneta Becker (2. von rechts) ehrten Reinhild Kleinlein (rechts) und Astrid Krieger (Mitte) für ihr besonderes Engagement. Mit dabei auch Kimia Safari (2. von links), um die sich Krieger seit vielen Jahren aufopferungsvoll kümmert.

Die langjährige, ehrenamtliche Hilfsbereitschaft wurde mit einem schönen Fest gewürdigt.

Den Gästen wurde ein schmackhaftes Buffet mit Speisen aus verschiedenen Ländern geboten.

Klassentreffen der besonderen Art (vorne, von links): Hussein Mohamed aus Syrien, Zacharias al-Obaidi aus Iran und Alex Daniel Mezgebe aus Eritrea mit Push-Coach Matthias Künstler (hinten links), Agneta Becker (2. von rechts) und den ehemaligen Lehrerinnen Doris Gottschalk (rechts) und Isabella Brauns (3. von rechts).

Im Garten der Karl-Krolopper-Schule wurde am vergangenen Samstag das zehnte Helferfest gefeiert, als Dank an all die Menschen, die seit 2015 meist ehrenamtlich dabei helfen, geflüchteten Menschen, die nach Kelsterbach kommen, Unterstützung, Orientierung und ein Stück neue Heimat zu geben. „Vor zehn Jahren kam eine völlig neue Herausforderung auf uns zu“, so Bürgermeister Manfred Ockel in seinen Grußworten. Es mussten sprachliche Barrieren überwunden und viele, teilweise stark traumatisierte Menschen untergebracht werden. „Diese Herausforderungen haben wir gemeinsam gemeistert. Es war wichtig, dass wir alle zusammen versucht haben, die Menschen aufzufangen und ihnen zu zeigen, dass wir für sie da sind“, so Ockel weiter. Sein ganz persönlicher Dank gelte dem Team der Flüchtlingskoordination. „Das ist eine Aufgabe, die man nicht in 38 Stunden in der Verwaltung lösen kann. Da muss man 24 Stunden am Tag mit dem ganzen Herzen dabei sein, so wie Agneta Becker. Sie hat oft unkonventionell Hilfe geleistet, hat ihr Team mitgerissen und motiviert, auch mal über den Schreibtischrand zu schauen.“

Becker erinnerte daran, dass sie, als sie 2016 angefangen hat, offiziell für die Stadt zu arbeiten, noch ganz alleine in der Flüchtlingskoordination war. Allerdings hatte sie in den Monaten davor schon ein großes Netzwerk an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aufgebaut, von denen einige bei dem Jubiläumsfest anwesend waren. Becker dankte allen, die in den letzten zehn Jahren unermüdliche Unterstützung gegeben haben, ob Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Helfer der Tafel und der Kleiderkammer, Lehrerinnen und Lehrer der Kelsterbacher Schulen, die Sozialpartner der Caritas, Diakonie und vom Verein Kleeblatt, Dolmetscher, Sponsoren und viele mehr. Becker machte klar: Nur durch das Miteinander unterschiedlichster Akteure könne man insgesamt mit einem sehr guten Gefühl auf die vergangenen zehn Jahre zurückblicken.

Besonders freue sie, dass viele Menschen, die in den Jahren nach 2015 Hilfe empfangen haben, heute selbst zu den Helfern gehören und sich beispielsweise bei der Tafel engagieren. „Das ist gelebte Integration, und das erfüllt uns alle mit großer Freude und tiefer Dankbarkeit“, sagte Becker. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist Sharo Moosavi und sein Team vom Restaurant Siedlerhaus. Er war 21, als er nach Deutschland kam und sagt, er habe hier zehn Jahre lang viel Positives erlebt. Der Iraner hat hier seine Ausbildung absolviert, hat sich danach mit seinem Bruder und einem Freund selbstständig gemacht und im vergangenen Jahr das Restaurant in der Rudolf-Breitscheid-Straße 3 übernommen. Um ihre Dankbarkeit für die Solidarität und Hilfe, die ihnen entgegengebracht wurde, zu zeigen, hat das Team vom Siedlerhaus einen großen Teil des Essens für das Helferfest gespendet. Weitere Speisen kamen von Familien aus Eritrea, Afghanistan, Pakistan, Syrien und Somalia.

„Es gibt etwas, das uns alle verbindet“, so Becker weiter. „Das ist Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass wir in Kelsterbach nicht alleine stehen, sondern Hand in Hand arbeiten dürfen, in Gemeinschaft, mit Herz und mit Vertrauen. Und Dankbarkeit dafür, dass Ihr immer wieder zeigt, wie stark Zusammenhalt sein kann.“ Jeder bringe etwas Kostbares mit ein und oftmals seien es auch die kleinen Dinge, die nötig sind, damit sich Menschen wohlfühlen. Dennoch sollten an diesem Tag zwei der ehrenamtlichen Helferinnen besonders geehrt werden: Reinhild Kleinlein als Sprecherin und treibende Kraft der Community „Über den Tellerrand“. Das gemeinsame Kochen verbinde, reiße Mauern ein und baue Freundschaften auf, so Ockel. Daher sei Kleinlein in Wiesbaden beim Innenministerium für den Landesehrenpreis vorgeschlagen worden. Gleiches gilt auch für Astrid Krieger, die sich seit zehn Jahren aufopferungsvoll um die junge Kimia aus Afghanistan kümmert und seit einiger Zeit sogar das Sorgerecht für das Mädchen übernommen hat.

Mit dem gemeinsamen Entzünden von Wunderkerzen als Zeichen von Gemeinschaft, Freude und Solidarität ging das Helferfest in den geselligen Teil über. Bei gutem Essen und spätsommerlichem Sonnenschein wurde gemeinsam in Erinnerungen an die vergangenen zehn Jahre geschwelgt. Zehn Jahre, in denen Kelsterbach fast tausend Personen aufgenommen hat und in denen sich die Helferinnen und Helfer mit Herausforderungen wie fehlendem Wohnraum, einem Mangel an Deutschkurs-Angeboten, bürokratischen Hürden und kulturellen Unterschieden konfrontiert sahen. „Wir wissen: Perfekt ist noch niemand, auch wir alle sind es nicht“, resümierte Becker. „Aber wir sind gemeinsam auf einem guten Weg. Und genau das erfüllt uns heute mit Stolz, mit Freude und mit Zuversicht.“ (sb)