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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 41/2024
Seite 1
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Kelsterbach feierte den Tag der Deutschen Einheit

Ein Prosit auf die Wiedervereinigung.

Im Kuppelzelt auf dem Rathausplatz wurde der Tag der Deutschen Einheit gefeiert.

Musikalisch wurde das Fest vom Trio Buskers Deluxe begleitet.

Schon zu den Begrüßungsworten von Bürgermeister Manfred Ockel war das Kuppelzelt gut gefüllt.

Roland Rücker, der ehrenamtliche Fahrradbeauftragte der Stadt, gab in seinem Gastvortrag einen kleinen Einblick in persönliche Erfahrungen mit dem geteilten und später wiedervereinten Deutschland.

Die Oldtimerfreunde Kelsterbach/Flörsheim sammelten Spenden für das Flörsheimer Hospiz.

Am vergangenen Donnerstag wurde im ganzen Land der Tag der Deutschen Einheit gefeiert. So auch in Kelsterbach, wo die Stadt zum dritten Mal zu einem Fest in das auf dem Rathausplatz aufgestellte Kuppelzelt geladen hatte. Rund 200 Kelsterbacherinnen und Kelsterbacher waren der Einladung gefolgt, deutlich mehr als im vergangenen Jahr, als das Fest von Dauerregen begleitet wurde. Bürgermeister Manfred Ockel freute sich über die zahlreichen Gäste, denn schließlich sei dieser Tag auch 34 Jahre nach der Wiedervereinigung noch immer ein besonderer Grund zum Feiern. Zwar gebe es zwischen Ost und West noch immer Unterschiede und einige Vorurteile, doch wachse das Land stetig weiter zusammen. „Die Grundpfeiler der Demokratie – die Gleichberechtigung, die Entfaltung der Persönlichkeit, ein friedliches Zusammenleben und soziale Gerechtigkeit – sind für eine überwältigende Mehrheit von uns wichtig, egal ob in Ost oder West“, so Ockel in seinen Begrüßungsworten. All denen, die der Demokratie schaden oder sie gar abschaffen wollten, müsse man sich mit vereinten Kräften entgegenstellen. „Wir sollten ein deutliches Zeichen für Demokratie setzen und uns gegen alle Tendenzen der Spaltung stellen“, konstatierte der Bürgermeister.

Mit einem Glas Sekt wurde auf den Tag der Deutschen Einheit angestoßen: „Wir möchten heute feiern, was die Gesellschaft eint, und wollen mit Optimismus in die Zukunft blicken“, rief Ockel den Gästen zu. Abschließend dankte er dem Kulturamt für die Organisation und den teilnehmenden Vereinen für die Bewirtung: Das Team vom Verein Kelsterkult versorgte die Besucher auch in diesem Jahr wieder mit Getränken und Bratwürsten, während der Tierschutzverein ein reichhaltiges Kuchenbuffet aufgetischt hatte, vor dem sich schnell eine lange Schlange bildete. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von dem Trio Buskers Deluxe um den Pianisten Simon Höneß, das mit einem breiten Repertoire an bekannten Songs die gesellige Stimmung in dem Kuppelzelt begleitete. Nicht fehlen durfte die Ballonkünstlerin Rita Wiebe, die mit ihren bunten Luftballonfiguren für die anwesenden Kinder der eigentliche Star des Fests war.

Direkt vom Schlossplatz, wo sie ihren Saisonabschluss gefeiert hatten, kam eine Abordnung der Oldtimerfreunde Kelsterbach/Flörsheim zum Rathaus, um hier nicht nur einige Fahrzeuge zu präsentieren, darunter ein Polizeifahrzeug aus der ehemaligen DDR, das einst in Leipzig zum Einsatz gekommen war. Auch machte der Vorsitzende Norbert Kleiner auf die Spendenaktion der Oldtimerfreunde aufmerksam, die in diesem Jahr erneut dem Hospiz in Flörsheim zugutekommen soll. „Wir hatten schon immer das Bedürfnis gehabt, den Menschen dort zu helfen“, erklärte Kleiner. Doch in diesem Jahr habe die Spendenaktion für den Club eine besonders persönliche Note, da ein langjähriges Mitglied in dem Hospiz verstorben sei. Bereits beim Saisonabschluss wurde die Box fleißig gefüllt und auch die Gäste im Kuppelzelt zeigten eine große Spendenbereitschaft.

Einen kleinen Einblick in persönliche Erfahrungen mit dem geteilten und später wiedervereinten Deutschland bot der Gastvortrag von Roland Rücker, dem ehrenamtlichen Fahrradbeauftragten der Stadt Kelsterbach. Er berichtete von seinen Reisen zur Verwandtschaft in der DDR, wobei ihm die Grenzübertritte besonders gut in Erinnerung geblieben seien. „Ich mochte die Grenzsoldaten nicht“, gab er zu. Dieser Eindruck habe sich erst geändert, als Rücker bei einem Bildungsurlaub per Fahrrad von Helmstadt an die polnische Grenze einen ehemaligen Grenzsoldaten kennenlernte. Durch dessen Berichte über die Arbeitsbedingungen und einem tiefsitzenden Misstrauen als ständigem Begleiter habe Rücker eine ganz andere Perspektive erhalten, die seine persönlichen Eindrücke relativiert hätten. Er erinnerte sich zudem daran, wie er zum Jahreswechsel 1989/1990 mit vielen glücklichen Menschen auf der Berliner Mauer getanzt hatte – ein Moment wahrhaft grenzenloser Freude.

Nachdem Rücker dem Publikum noch verdeutlicht hatte, wie wichtig und erfüllend es sei, ein Ehrenamt auszuüben, beendete er seinen interessanten Vortrag. Das Ende der Feierlichkeiten wurde damit aber noch nicht eingeläutet. Noch bis 18 Uhr wurde der Musik gelauscht oder bei Kaffee und Kuchen geplaudert. Damit zeigte sich, wie recht der Bürgermeister mit seinen Worten hatte: Dieser Tag ist tatsächlich noch immer ein besonderer Grund zum Feiern. (sb)