Der ehrenamtliche Radverkehrsbeauftragte Roland Rücker begrüßte die rund 30 Gäste des ersten Mobilitätsabends.
(vl.) Bibliotheksleiterin Meike Betzold und Nahmobilitätsbeauftragte Lilly Hermann bewundern die ausgestellten Lastenfahrräder.
Für alle Interessierten lag viel Informationsmaterial bereit.
In der vergangenen Woche feierte ein neues Beteiligungsformat in der Stadt- und Schulbibliothek Premiere. Der erste Mobilitätsabend wurde vom ehrenamtlichen Radverkehrsbeauftragten Roland Rücker und der städtischen Nahmobilitätsbeauftragten Lilly Hermann als Auftakt zu weiteren Veranstaltungen rund um das facettenreiche Thema Mobilität organisiert. „Wir wollen mit Ihnen zu diesem Thema ins Gespräch kommen“, so Bürgermeister Manfred Ockel, der die anwesenden Gäste begrüßte. Mobilität sei ein Grundbedürfnis und die Grundvoraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Er hoffe daher auf eine fruchtbare Diskussion, die in weiteren Veranstaltungen fortgeführt werden solle. Da sich Aspekte wie Fortbewegungsmittel oder Infrastruktur in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt hätten, wünsche er sich, dass Mobilität als Thema in der Stadt eine stärkere Dominanz bekommen solle.
Das wäre auch ganz im Sinne von Rücker, der erklärte: „Es geht uns um Verständnis, um Rücksicht und einen achtsamen Umgang miteinander.“ Ganz gleich ob man seine täglichen Strecken zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Auto, auf dem E-Scooter oder mit Bus und Bahn absolviere, es sei immer wichtig, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Ihm sei es wichtig, dass man einander zuhöre und gemeinsam erörtert, welche Probleme es gibt und wo besonderer Handlungsbedarf besteht. „Wir möchten von Ihnen wissen: Wo fühlen Sie sich nicht sicher? Wo fehlt ein Zebrastreifen, wo eine Ampel? Wo braucht es mehr Beleuchtung? Gibt es irgendwo Angsträume?“ Aber auch positives Feedback wünsche er sich in der Diskussion: „Ein ′weiter so′ tut manchmal auch gut“, so Rücker.
Eine Möglichkeit, Feedback zu geben, sei die neue Beteiligungsplattform KelsterVoice, die Mario Gans von der NH ProjektStadt vorstellte. Ziel der Plattform sei es, den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu bieten, zu verschiedensten Bereichen jederzeit und überall ein Feedback abgeben zu können, darunter auch zu allen die Mobilität betreffenden Themen. Die Anwesenden hatten am Ende der Veranstaltung die Möglichkeit, KelsterVoice vor Ort auszuprobieren oder ihre Kritik, Anregungen und Lob schriftlich auf einem ausgelegten Plan abzugeben.
Doch zunächst folgten noch weitere Redebeiträge. Die Präsentation von aktuellen Mobilitätszahlen aus Hessen durch Lilly Hermann und ein kleiner Exkurs zum Thema „Klimaschutz und Mobilität“ durch den städtischen Klimaschutzbeauftragten Maximilian Barth machten deutlich, dass zwar stetig mehr Menschen in Hessen mit dem Rad oder dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs sind, dass aber gerade viele Pendler noch auf das Auto angewiesen sind. Es müsse für das Erreichen der für 2045 angestrebten Klimaneutralität noch viel getan werden, da momentan noch 21 Prozent der in Kelsterbach ausgestoßenen Emissionen auf die Mobilität entfallen, so Barth.
Carl-Christian Steiner von der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft des Kreises Groß-Gerau (LNVG) war ebenfalls zum Mobilitätsabend geladen worden, um das On-Demand-Mobilitätsangebot „Siggi“ vorzustellen. Der Bus auf Bestellung fährt seit September 2022 als Pilotprojekt in Kelsterbach und wird sehr gut angenommen. Allein von Anfang Januar bis Ende September konnten bei 31.781 Fahrtanfragen 20.372 abgeschlossene Fahrten registriert werden. Nachdem er Informationen zu Betriebszeiten, Fahrpreisen und Buchungsmöglichkeiten vermittelt hatte, trat Steiner in den Dialog mit den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern. Diskutiert wurde dabei unter anderem, ob die bestehenden Kapazitäten für die große Nachfrage in Kelsterbach ausreichen. Steiner erinnerte daran, dass es sich bei „Siggi“ noch um ein Pilotprojekt zur Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrsangebots handle. Man schaue aber gerne von Seiten des LNVG, wo Service und Angebot noch verbessert werden kann.
Nach den Redebeiträgen gab es die Möglichkeit, sich bei einem Getränk und kleinen Snacks, für die Bibliotheksleiterin Meike Betzold und ihr Team gesorgt hatten, untereinander auszutauschen. Dabei konnten Interessierte auch mit Gästen wie Mario Schuller vom ADFC Kreis Groß-Gerau oder Sven Nickel vom Kelsterbacher Bestattungsunternehmen Dernbach in den Dialog treten. Nickel hatte ein Lastenfahrrad mitgebracht, mit dem das Bestattungsunternehmen emissionsfrei Blumen, Kränze und anderen Grabschmuck transportiert.
Zum Abschluss dankte der Bürgermeister den Anwesenden, dass sie sich an diesem Abend mit eingebracht haben: „Man sieht, es gibt noch viele Themen, zu denen wir uns mit Ihnen austauschen möchten.“ Rücker schloss sich dem Dank an und verabschiedete die Gäste mit einem Plädoyer für mehr Miteinander, auch im Straßenverkehr. Das sei gerade in der nun kommenden dunklen Jahreszeit enorm wichtig. (sb)