Ein bunter Mix aus Rhönschafen, Shropshireschafen und Coburger Fuchsschafen.
Wilma und ihre Freunde fressen am liebsten Laub, aber auch Brombeeren.
Hilde und Horst sind Zwillinge. Die beiden wurden als Flaschenlämmer großgezogen, weil sie von der Mutter nicht angenommen wurden und haben auch im Erwachsenenalter noch eine enge Bindung.
Zwei Monate bis Ende August standen rund 80 Schafe und 15 Ziegen noch auf dem Grenzweg nahe des Staudenweihers. Dort sollten sie die rund 18 Hektar große Fläche mit Kiefernwald und Heidelandschaft von Fremdwuchs freihalten und so schonende Landschaftspflege betreiben. Was vor zwei Jahren durch den Stadtwaldförster Martin Klepper erstmalig beauftragt wurde, hat sich als voller Erfolg herausgestellt. Auch die zuständigen Behörden, bestehend aus Unterer und Oberer Naturschutzbehörde und Landschaftspflegeverband, sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden gewesen – und so wurde nach einem Jahr Pause, bedingt durch die Afrikanische Schweinepest, wieder auf die tierische Variante des Mähens gesetzt.
Philipp Rübsamen ist gelernter Landwirt, betreibt mit seiner Tierhaltung jedoch auch Landschaftspflege und setzt auf Nachhaltigkeit. Insgesamt 122 Schafe sowie 20 Ziegen nennt er sein Eigen. Auf seinem Hof im Taunus hat er außerdem Hühner in Freilandhaltung, Kühe und Pensionspferde, die in den Sommermonaten auf der Weide bleiben dürfen.
Zur Beweidung der Grünflächen im Kelsterbacher Fauna-Flora-Schutzgebiet am Staudenweiher kam er mit rund 100 Schafen und Ziegen. Die Landschaftspflege betreiben die Tiere sehr gewissenhaft. „Die Schafe und auch die Ziegen lieben es, Laub zu fressen. Im Sommer, wenn es weniger Laub gibt, fressen sie auch Gras, Eicheln und verbeißen die Brombeeren. Davon gibt es so viel, dass die Ziegen das gar nicht alles schaffen.“ In Kelsterbach ist die Beweidung aufgrund des vorangehenden Vogelzugs erst ab Mai/Juni von der Fraport freigegeben. Denn es wird befürchtet, dass der Schafdung und die darin befindlichen Insekten die Vögel zusätzlich anziehen, und das will man rund um den Flughafen vermeiden.
Wenn aufmerksame Spaziergänger die Tiere beobachtet haben, wird sich der ein oder andere vielleicht gefragt haben, warum sie so viel liegen. Das liegt daran, so Rübsamen, dass auch Schafe und Ziegen Wiederkäuer sind. „Die machen dann so etwa 45 bis 50 Kauschläge pro Minute“, sagt der junge Landwirt. Dabei wird das gefressene Grünzeug verwertet. Ein paar ältere Tiere sieht man auch in der Herde, darunter die Ziege Wilma. „Aber nicht jedes Tier hat einen Namen, dafür sind es zu viele.“ Wilma ist eine Burenziege, wovon Rübsamen viele in seiner Herde hat. Bei den Schafen finden sich Rhönschafe mit schwarzem Kopf, Shropshireschafe mit einem wolligen Kopf (diese werden auch gezielt zur Tannenbaumpflege und Obstbaumpflege eingesetzt, da es eine Rasse ist, die keinen Verbiss an den Bäumen macht) oder auch Coburger Fuchsschafe mit einem roten Kopf. „Wir kreuzen auch die Rassen in der Nachzucht. Wir mögen es kunterbunt – auch bei den Tieren. Und dadurch werden die Tiere auch robuster.“ Übrigens finden sich bei Schafen, genauso wie bei Kühen, Exemplare mit und ohne Hörner. Das sind dann unterschiedliche Rassen, bei denen zum Teil die Hörner weggezüchtet wurden, erklärt Rübsamen.
Schafe werden sehr gerne zur Landschaftspflege eingesetzt, weil sie zum einen sehr pragmatische Tiere sind, weiß Landwirt Rübsamen. Zum anderen fressen sie gezielt die Pflanzen weg, die sich entweder zu stark ausbreiten, wie Brombeeren, oder die dadurch verjüngt werden und gestärkt nachwachsen. Außerdem bieten sie einen immensen Vorteil im Vergleich zu Maschinen, die eine Fläche ohne Auslese kurz mähen und alle darin befindlichen Lebewesen schreddern, ergänzt Klepper, sowie mit ihrem Gewicht den Boden verdichten. Auch wenn es mehr Zeit in Anspruch nimmt, in Sachen nachhaltige Landschaftspflege stehen die Vierbeiner auf dem ersten Platz.
Übrigens ist Rübsamen mit seinen Schafen und Ziegen nach dem Aufenthalt in Kelsterbach weiter in die Schwanheimer Dünen gewandert. Und auch nach dem Aufenthalt dort geht es später weiter, so dass die Tiere, mit einer kurzen Pause zum Gebären der Lämmer im Winter, das ganze Jahr über draußen unterwegs sind. „Wir bieten ihnen im Winter zwar auch einen wind- und regengeschützten Unterstand, aber meistens nehmen sie den gar nicht in Anspruch. Die sind mit ihrer Wolle so gut geschützt, dass wir der festen Überzeugung sind, wenn wir sie ließen, würden sie das ganze Jahr über draußen sein wollen.“ Leider gibt es jedoch auch immer wieder selbsternannte Tierschützer, die meinen, die Tiere befreien zu müssen und die Zäune durchschneiden. Das ist nicht nur ärgerlich und zeit- sowie kostenaufwendig, sondern gefährdet auch die Tiere. „Die Schafe und Ziegen sind keine großen Läufer. Die würden sich die nächstbeste grüne Stelle suchen und dort weiterfressen. Aber die Elektrozäune bieten ihnen Schutz.“ Und deshalb lautet der Appell: Tiere beobachten ist okay. Tiere füttern, zu ihnen ins Gehege steigen oder sie freilassen ist verboten. (ana)9
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