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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 46/2022
Seite 2
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Ein herausforderndes Jahr 2021 für die Caritas

Das Caritas-Zentrum Kelsterbach hat dem Ausschuss für Bildung, Soziales, Kultur, Sport und Integration der Kelsterbacher Stadtverordnetenversammlung seinen Jahresbericht 2021 vorgelegt, den das Gremium zur Kenntnis nahm. Der Bericht zeichnet ein Bild der von der Caritas in Kelsterbach geleisteten sozialen Arbeit, die stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt gewesen ist.

Demnach wurden die Allgemeine Lebensberatung und die Schwangerenberatung mit einer langfristigen krisenhaften Entwicklung konfrontiert, in der insbesondere Familien in ohnehin belasteten Lebenslagen einem gestiegenen Stressaufkommen ausgesetzt waren. Die Stressfaktoren verstärkten sich gegenseitig, die Betroffenen verloren an Widerstandfähigkeit und gerieten in eine zugespitzte Lage. Dies machte sich bei der Entwicklung der Fallzahlen in der Beratung bemerkbar. So stiegen in der Erziehungs- und Eheberatung die Anmeldezahlen um 82 Fälle an. Insgesamt wurde mit 116 Familien gearbeitet. 82 Beratungen wurden beendet. Der Anteil der Familien mit Migrationshintergrund stieg gegenüber Vorjahren an und lag bei 72 Prozent. Es kam auch wieder zu vielen Überweisungen durch Kitas und Schulen. Aufgrund der großzügigen Raumsituation in Kelsterbach konnten die meisten Beratungen im persönlichen Kontakt unter Einhaltung der Hygienevorschriften stattfinden. Aber auch Telefonberatungen und Videoberatungen hatten ihren Platz.

Familien mit Kindern, die eine Krippe oder Kita besuchten, waren durch Schließung der Einrichtung, der Gruppe oder auch durch einzelne Quarantänemaßnahmen massiv in ihren Alltagsabläufen behindert. In Familien mit Kindern im Pubertätsalter standen die Eltern den Nöten ihrer Kinder oftmals hilflos gegenüber, etwa, wenn diese das Schulpensum selbständig nicht nachholten, sich nicht mehr motivieren konnten oder Tendenzen zur Schulvermeidung ausbildeten, heißt es im Caritas-Bericht.

Verunsicherung und Überlastung der Eltern führten zum Anstieg von Konflikten in den Familien. Die Statistik weist eine Erhöhung der Belastung der jungen Menschen durch familiäre Konflikte gegenüber den Jahren vor der Pandemie auf. So waren familiäre Konflikte im Jahr 2021 bei 90 Prozent der Beratungen der Grund für das Aufsuchen der Beratung, während dies im Jahr 2019 nur bei 52 Prozent der Fälle zutraf. Auch die Belastung durch Partnerkonflikte der Eltern stieg im Jahresvergleich von 15 Prozent in 2019 auf 21 Prozent in 2021 an.

Dies wiederum beeinträchtigt die Entwicklung und die seelische Verfassung von Kindern. Verhaltensauffälligkeiten, Ängste und verschiedene emotionale, aber auch körperliche Störungsbilder weiteten sich aus oder verfestigten sich. Bei der Kinder- und Jugendpsychotherapie gab es allerdings Wartezeiten von bis zu einem Jahr.

Wie bereits seit einigen Jahren war auch im vergangenen Jahr die Nachfrage nach Beratung und Unterstützung rund um das Thema Wohnung und Wohnungssuche sehr groß. „Einen besonders hohen Unterstützungsbedarf gab es bei der Wohnungssuche, einem Bereich, bei dem die Möglichkeiten zu helfen begrenzt sind, da das größte Problem – neben sprachlichen Einschränkungen oder Unwissenheit über die Vorgehensweise – der Mangel an angemessenem Wohnraum ist. Durch die aktuelle Lage auf dem Wohnungsmarkt sind angebotene Wohnungen meist so teuer, dass sie nicht den Vorgaben der Kosten der Unterkunft durch die Sozialleistungsträger entsprechen“, resümiert die Caritas in ihrem Jahresbericht.

Weil wegen des Infektionsschutzes persönliche Kontakte vermieden werden sollten, war die Nutzung anderer Kommunikationskanäle notwendig, um das Beratungsangebot für Schwangere aufrechtzuerhalten. Die Beratung wurde telefonisch oder per E-Mail durchgeführt, ausgenommen waren Notfallberatungen, die unter Beachtung von Hygienemaßnahmen von Angesicht zu Angesicht stattfinden konnten. 75 Prozent aller Ratsuchenden meldeten sich während der Schwangerschaft. Ein Viertel kam nach der Geburt oder in der frühen Familienphase in die Beratungsstelle. Die Angebote wurden von sehr vielen Migrantinnen genutzt, 2021 waren es 44,8 Prozent. 28 Prozent der Ratsuchenden waren Deutsche.

Im Rahmen der kommunalen Sozialarbeit bot die Caritas individuelle, niedrigschwellige und langfristige Beratung für Menschen in mehrfach belastenden Lebenslagen und darüber hinaus an. Ein wesentliches Ziel der Sozialarbeit war es, Selbstwirksamkeit und eigenverantwortliches Handeln zu fördern, um Notlagen vorzubeugen. Gegenstand der Beratungen waren vor allem die Themen Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Schulden, Existenzsicherung und Wohnungslosigkeit. Die Sozialarbeit für Geflüchtete blieb 2021 eine wichtige Komponente der kommunalen Sozialarbeit.

Schließlich verzeichnete die Caritas im vergangenen Jahr eine vermehrte Nachfrage nach Tafelausweisen, weil infolge der Corona-Pandemie Menschen nur noch Kurzarbeit leisten konnten oder ihren Arbeitsplatz verloren. (wö)