Bürgermeister Manfred Ockel (links) und Stadtverordnetenvorsteher Frank Wiegand bei der Kranzniederlegung zum Volkstrauertag auf dem Friedhof.
Am vergangenen Sonntag, 13. November, lud die Stadt Kelsterbach zur zentralen Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages in die Trauerhalle des Friedhofs. Die musikalische Untermalung kam von Marc Fischer, dem Leiter der Musikschule Kelsterbach, der auf seinem Akkordeon die „Air“ von Bach und eine ergreifende Version von Leonard Cohens „Hallelujah“ spielte, sowie den Sängerinnen und Sängern des Gesangsvereins „Volkschor“, die das „Irische Segenslied“ und den altrussischen Kirchengesang „Tebje Pajam“ zum Besten gaben. Zentral war die Ansprache von Bürgermeister Manfred Ockel.
Zurückblickend auf die hundertjährige Geschichte des Volkstrauertags sagte Ockel, dass in den letzten Jahrzehnten immer an die Opfer der Weltkriege und des Nationalsozialismus erinnert wurde. Die logische Schlussfolgerung aus diesem Erinnern konnte nur ein „Nie wieder Krieg“ sein. Dies sei seit Februar dieses Jahres durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch in unserer direkten Nähe zunichte gemacht worden. „Terror und Krieg sind auf der ganzen Welt leider wieder allgegenwärtig“, sagte das Stadtoberhaupt. Diesen würden zu viele Menschen Tag für Tag zum Opfer fallen. „Unsere gemeinsamen Erinnerungen am Volkstrauertag muss für uns die persönliche Aufforderung sein, den Weg des Friedens anzumahnen und zu gehen - auch wenn er manchmal lang und beschwerlich, ja geradezu ausweglos erscheint“, so Manfred Ockel weiter.
Er hob zudem die enorme Relevanz von Zivilcourage hervor. Sie sei das Lebenszeichen einer menschlichen Gesellschaft. In diesem Zusammenhang erinnerte der Bürgermeister an die Unterdrückung von Frauen im Iran und in Afghanistan, aber auch daran, wie bedeutsam es für den inneren Frieden ist, aktiv gegen politische Lügen und hetzerische Parolen entgegenzutreten. Diese zu entlarven sei gerade für die nächste, heranwachsende Generation ungemein wichtig.
Nach dieser eindringlichen Rede ging es für die Anwesenden gemeinsam zum Ehrenfriedhof. Dort hielt die Jugendfeuerwehr Kelsterbach die Ehrenwache und der evangelische Posaunenchor begrüßte den Zug mit einem Choral. Nach der Kranzniederlegung und einer Schweigeminute richtete auch der Stadtverordnete Frank Wiegand das Wort an die Gäste. Kelsterbach sei eine Stadt mit rund 18.000 Einwohnern. Angesichts dessen sei es schade, wie wenige Menschen zur Gedenkfeier gekommen seien. Da müsse die Frage gestellt werden, ob es nicht folgerichtig sei, auf derartige Veranstaltungen zukünftig zu verzichten. „Ich sage ganz klar: Nein!“, so Wiegand. Es gebe Dinge, die wir niemals vergessen dürfen. Der Mensch neige dazu, das Schlechte, das Traurige, die Angst zu verdrängen. „Es gibt durchaus positive Aspekte des Vergessens und Verdrängens“, so Wiegand weiter. „Doch Krieg gehört nicht dazu!“.
Es sei gerade in dieser schwierigen Zeit wichtig, dass die Menschen sich ihre Fehler immer wieder vor Augen führen, „sonst werden wir sie wiederholen“. Genau deshalb, so der Stadtverordnete abschließend, brauche es eine Erinnerungskultur gegen den Krieg, gegen das Leid und gegen das Vergessen. Aus diesem Grund sei der Volkstrauertag nach wie vor wichtig, deshalb kämen die Menschen an diesem Gedenktag zusammen und deshalb würden sie dies auch zukünftig tun. (sb)