Interessierte Bürgerinnen und Bürger folgten den Ausführungen von Bürgermeister Manfred Ockel.
Zur dritten Bürgerversammlung in diesem Jahr wurde am vergangenen Donnerstag in das Fritz-Treutel-Haus geladen. Bereits im Vorfeld bewarb die Stadt Kelsterbach ihre offene Bürgersprechstunde und hatte Einwohnerinnen und Einwohnern die Möglichkeit gegeben, eigene Fragen vorab digital einzureichen.
Begrüßt wurden die rund 100 Anwesenden von Stadtverordnetenvorsteher Frank Wiegand und Bürgermeister Manfred Ockel, der auch im Weiteren die Themen vorstellte. Diese waren Lärmschutz, die Gestaltung des Mainvorlands, die Erschließung des Länger Wegs, der Neubau der Karl-Treutel-Schule, die Starkregengefahrenkarte und KelsterVoice.
Hierzu war der Projektleiter der NH-Projektstadt, Mario Gans, gekommen, der die digitale Plattform KelsterVoice vorstellte. Der digitale Zwilling der Stadt dient zur Hinterlegung aller Arten von Information über die Stadt sowie zur Interaktion in der 3D-Karte, so dass alle Bürgerinnen und Bürger Informationen über die Einrichtungen und Angebote der Stadt erhalten. Die 3D-Karte wurde mit Hilfe von rund 55.000 Drohnenaufnahmen, die zu einem virtuellen Stadtbild zusammengefügt wurden, erstellt. Dies dient dem Ziel der besseren Orientierung sowie der Visualisierung der gesamten Stadt und ihrer Planungen. Auch soll KelsterVoice zu einer breiteren Bürgerbeteiligung beitragen, da nicht jeder an allen Vor-Ort-Terminen teilnehmen kann. Hier finden sich Informationen zur Kommunalen Wärmeplanung, über die Mainhöhe, aber auch Möglichkeiten der Kinder- und Jugendbeteiligung sowie zu Sensorikdaten des Stadtverkehrs, die live über das Kelsterboard abrufbar sind. Teilnehmen kann man über die Website kelstervoice.de
Weiter ging es mit dem Thema Starkregengefahrenkarte, ebenfalls auf KelsterVoice hinterlegt. Bürgermeister Ockel erinnerte an das Sturmtief Lambert, das vor zwei Jahren viele Bäume entlang des Mains entwurzelte oder stark schädigte. Man müsse in den nächsten Jahren damit rechnen, dass die Starkregenereignisse weiter zunehmen, so Ockel. Die Starkregenkarte zeigt, welche Risiken bei von Hochwasser betroffenen Gebäuden zu erwarten sind. Dabei wird das Stadtgebiet mit privaten sowie öffentlichen Gebäuden berücksichtigt und auf Schwachstellen wie Kellerfenster, Hofeinfahrten oder Kellerabgänge hingewiesen. Es ließe sich nicht bewerkstelligen, große Wassermassen allein durch das Kanalsystem aufzufangen, daher ginge es ihm darum „zu sensibilisieren“, sagte der Bürgermeister. Ein positives Beispiel mit Wassermengen umzugehen, sei die natürliche Versickerung im Neubaugebiet Länger Weg II. Nahtlos daran schloss sich das Thema der Klimaschutzaktivitäten in Form der Kommunalen Wärmeplanung an, zu der es mehrere Bürgerinformationsveranstaltungen in den letzten Monaten gab, sowie der Installierung von fünf Trinkwasserbrunnen in diesem Jahr. Außerdem wurde mit der Bedarfsplanung zur Renaturierung der Kelster begonnen und mit der Stadt Raunheim das Projekt IB Green im Gewerbegebiet Mönchhof initialisiert, das diesem Gebiet mehr Verschattung und Grün bringen soll. Diese Maßnahmen sind in der Umsetzung nur durch eine Förderung durch das Land Hessen möglich, für die sich Ockel in seinem Vortrag bedankte. Auch Wiegand betonte anschließend, dass es nicht darum ginge, Ängste zu schüren, sondern darum, dass jeder sich bewusst sei über eine gewisse Eigenverantwortlichkeit vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen.
Der Lärmschutz beschäftigt die Einwohnerschaft immer wieder. Durch die zentrale Lage Kelsterbachs, sei man mit allen möglichen Arten von Verkehr und den daraus resultierenden Folgen für den Lärmschutz konfrontiert, so Ockel. Er ging auf die Lärmbelastung in der Südlichen Ringstraße ein. Hier gab es die Frage nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer sowie der Installierung von festen Blitzern. Die Stadt hat Anfang Oktober ein Durchfahrtsverbot für LKW über 3,5 Tonnen in einem Teilabschnitt der Straße eingeführt. Da dieser Abschnitt jedoch außerhalb der bebauten Ortslage liege, werde man eine Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer nicht durchsetzen können. Eine Aufstellung einer Blitzersäule sei an viele starre Kriterien gebunden, so dass die Stadt darüber nicht allein entscheiden kann. Bereits der Aufstellung von mobilen Blitzern geht eine zweiwöchige Verkehrszählung voraus, innerhalb der es zu einer bestimmten Anzahl von Geschwindigkeitsübertretungen gekommen sein muss. Danach entscheidet die Obere Straßenverkehrsbehörde sowie die Polizei über den Einsatz eines mobilen Blitzers. Für die bereits vorhandenen mobilen Blitzer wurden sieben Standpunkte lokalisiert, darunter die Rüsselsheimer Straße sowie die Max-Fremery-Straße. Auch auf die Nachfrage aus dem Publikum zum Problembereich Bahnstraße ging Ockel ein. Diese Straße würde bereits regelmäßig auf Falschparken oder Dauerparken kontrolliert, jedoch sei dies nicht täglich möglich. Städte seien zudem gesetzlich verpflichtet, auch kostenfreie Parkplätze anzubieten. Es wird geprüft, ob mittels Radarkontrollen die Geschwindigkeit gemessen und zukünftig reduziert werden könne.
Die Lärmschutzwand am Airportring wird momentan in Teilen abgebaut und soll durch eine neue zeitnah ersetzt werden. Diese Bauarbeiten werden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2026 beginnen. Außerdem werden Lärmmessungen vorgenommen und mit der Fraport AG darüber gesprochen, wie sich der Lärm ausbreitet. Ebenso ist die Regionaltangente West ein Thema des Lärmschutz. Die Stadt möchte mit eigenen Lärmmessungen prüfen, wie sich die Bahnstrecke künftig auf die Lärmbelastung auswirkt. Auch hier werde man bei Überschreitung eine partielle Lärmschutzwand entlang der Wohngebiete verlangen.
Zur Nachfrage des Sachstands für das Freizeitangebot am Mainvorland, erklärte Ockel, dass es geplant sei, bis zum Frühjahr nächsten Jahres die Ufergestaltung fertig zu stellen und ebenso den geplanten Fußweg. Im Mai sollen die Stahl- und Landschaftsbaumaßnahmen dann abgeschlossen sein. Eine überraschende Nachfrage war indes jene über ein geplantes Reptilienbiotop an der Farbwerkbrücke. „Ich muss ehrlich sagen, wir wissen von dem Plan nichts“, so Ockel. Diese Fläche gehöre nicht der Stadt Kelsterbach. „Wir vermuten, diese Fläche wurde wegen des Baus des Umspannwerks als Ausgleich angelegt“, erklärte er weiter. Nur Dank der Beobachtung eines aufmerksamen Bürgers habe man davon erfahren, wolle jedoch weitere Informationen einholen.
Die Frage nach einer Grundsteuer C konnte Bürgermeister Ockel kurz erklären und beantworten. Fazit: Es lohnt nicht, denn diese könne nur geltend gemacht werden, wenn Grundstücke direkt bebaubar seien. Davon gebe es im Stadtgebiet jedoch nur wenige.
Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Erschließung des Länger Wegs. Auch wenn die Anwohner bereits seit langem darauf warten, dass das Wohngebiet fertig gestellt werde, sei man davon abhängig, dass zuerst der Neubau der Karl-Treutel-Schule fertiggestellt wird, so Ockel. Dazu zähle dann auch die Bushaltestelle am Baugéplatz sowie weitere Grünflächen. Der Umzug der Schule ist für März 2026 vorgesehen. Einen Einwurf aus dem Publikum nach einem neuen Lehrschwimmbecken, musste Ockel vorerst verneinen. Es gebe ein Sportförderprogramm vom Land Hessen, auf das man sich bewerben kann. Ohne Förderung sei es jedoch sehr schwierig, ein neues Becken zu bauen.
Weitere spontane Fragen beantworte Ockel ebenfalls. So wurde die Sicherheit an der Reichelsheimer Straße am Waldgebiet bemängelt, vor allem für spielende Kinder. Wiegand erklärte zunächst, dass eine Lärmschutzwand seitens der Deutschen Bahn nicht darstellbar sei bei einem Schienennetz von über 30.000 Streckenkilometern. Ockel ergänzte, dass hier mit einer starken Sichtschutzpflanzung geholfen werden könne.
Auch der lange Fahrtweg für Schüler in die benachbarten Gymnasien wurde angebracht sowie die immer wieder entstehenden Verspätungen. Für diese Nöte Ockel hatte Verständnis, erklärte jedoch, dass Kelsterbach nicht genügend Schüler für eine eigene Oberstufe habe. Seitens des RMV und der LNVG bemängelte er eine schlechte und zeitverzögerte Kommunikation.
Zuletzt ergänzte Ockel ein Thema in eigener Sache. Der Freitagswochenmarkt habe seit kurzem einen Weinstand sowie zwei weitere Stände, die seit Beginn ganz hervorragend angenommen werden und die Attraktivität gesteigert haben. „Ich habe die herzliche Bitte, dass Sie überlegen, ob Sie freitags die ein oder andere Ware direkt von den Erzeugern kaufen. Denn die Märkte haben einen ganz schweren Stand.“ Dies liege am großen Wettbewerb. Wenn dieser Markt weiter nachlassen würde, kämen immer weniger Personen. „Es wäre sehr schade, wenn wir diesen sehr beliebten Markt aufgeben müssten. Darum wollen wir alles tun, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern.“ In puncto Aufenthaltsqualität ging er auch auf den Graf-de-Chardonnet-Platz und die Frankfurter Straße ein. Für 2026 ist eine Freianlagenplanung vorgesehen und der Platz soll flexibel nutzbar bleiben. Die Frankfurter Straße ist schwieriger zu gestalten, da kaum freie Flächen vorhanden sind. Hier steht der Aufenthalt in Konflikt mit Autostellplätzen. Es wird dennoch nach einer Lösung gesucht, wie man die Straße ohne Verlust aller Stellplätze aufwerten kann, damit Menschen sich eingeladen fühlen, sich aufzuhalten.
Die nächste Bürgerversammlung findet am Mittwoch, 20 Mai 2026, statt. Bereits am Mittwoch, 26. November, um 19 Uhr im Fritz-Treutel-Haus findet eine öffentliche Informationsveranstaltung der Stadt zu Fragen der Sicherheit im Stadtgebiet statt. (ana)