Die städtische Frauenbeauftragte Manuela Draisbach (r) und Bibliotheksleiterin Meike Betzold mit der roten Bank, einem Symbol gegen Gewalt an Frauen.
Der späte November ist grau, das Herbstlaub ist fast vollständig von den Bäumen abgefallen – und dennoch leuchtet der 25. November weltweit orange. Orange als Zeichen gegen Gewalt an Frauen.
Gewalt gegen Frauen zeigt sich auf vielen Wegen. Manchmal laut und unübersehbar, manchmal leise und subtil. Es beginnt nicht mit dem Schlag ins Gesicht. Gewalt ist gewalttätige Sprache, frauenfeindliche Witze, Ausgrenzung, Herabwürdigung, Verbote, unerwünschte Anmachen / Catcalling, der ungefragte Griff ans Knie, Einschüchterung durch körperliche Dominanz, Festhalten, Überwachung der Aktivitäten und des Aufenthaltsorts.
Gewalt gegen Frauen ist überall im Alltag – auch in Deutschland. Alle 45 Minuten wird eine Frau Opfer von Gewalt innerhalb der Partnerschaft. Fast Jeden Tag stirbt eine Frau, weil ihr Partner oder Ex-Partner ihr Gewalt antut.
Der einzige Grund, warum das bis heute anhält, ist, dass das System funktioniert. Betroffene gestehen sich entweder nicht ein, dass ihnen etwas angetan wurde oder sie trauen sich schlichtweg nicht, es zur Sprache zu bringen.
Doch Schweigen schützt nur die Täter.
Betroffene können sich rund um die Uhr an das hierfür eingerichtete Hilfetelefon wenden unter der Nummer 116016.
Im Rahmen der in jedem Jahr von den Vereinten Nationen durchgeführten Aktion „Orange the world“ hat die Stadt Kelsterbach eine rote Bank in der Stadt- und Schulbibliothek aufgestellt. Die rote Bank ist Symbol dafür, dass es keinen Platz für Gewalt an Frauen in dieser Gesellschaft geben darf. Die Signalfarbe rot steht für das vergossene Blut. Das Aufstellen an öffentlichen Plätzen dafür, dass häusliche Gewalt oft unbemerkt bleibt.
„Wir haben in diesem Jahr die Stadt- und Schulbibliothek als Standort für die rote Bank gewählt, da dies ein Ort ist, der von vielen Menschen und besonders von vielen Frauen frequentiert und zum Verweilen genutzt wird“, sagt Manuela Draisbach, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Bibliotheksleiterin Meike Betzold ergänzt: „Wir haben zu der Bank eine spezielle Auswahl an Büchern gestellt. Darunter sind Ratgeber, Erfahrungsberichte sowie Biografien über starke Frauen und Künstlerinnen. Die Bank soll dazu einladen sich zu setzen und in diesen Büchern zu schmökern.“ Die rote Bank steht bis Freitag, 28. November, in der Bibliothek. „Wir hoffen, dass wir in dieser Zeit auch viele Schülerinnen und Schüler auf das Thema aufmerksam machen können“, so Draisbach.
Erstmals wurde die rote Bank 2016 in Italien aufgestellt. „La Pancchina rossa“ stellte in Perugia initiativ das Symbol gegen Gewalt an Frauen dar. Seither wird dieses Symbol von vielen Städten jährlich aufgegriffen, um auf das Problem hinzuweisen. (ana, sb)