Stephan Wittekind ist der neue Geschäftsführer des Zweckverbands Fernost.
Seit wenigen Wochen hat der Zweckverband Fernost, in dem die Städte Kelsterbach, Raunheim und Rüsselsheim in Sachen Wirtschaftskontakte nach Asien zusammenarbeiten, einen neuen Geschäftsführer. Stephan Wittekind will die Wirtschaftskontakte der „Drei-gewinnt“-Städte vorantreiben und ausbauen.
Wittekind hat zuvor für verschiedene Firmen in der freien Wirtschaft gearbeitet, hat Kulturevents organisiert, Industriemarketing betrieben und ist vor allem in der Beleuchtungsbranche tätig gewesen. So war er etwa für die Firma Osram weltweit unterwegs. Zuletzt war er als Geschäftsführer eines Karlsruher Start-Up-Unternehmens beschäftigt, das Displayfolien entwickelt und produziert.
Die Wirtschaft und die Märkte Fernasiens sind Wittekind also nicht neu, und er ist davon überzeugt, sein Wissen und seine Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit in der neuen Position gut einbringen zu können. „Meine besondere Stärke liegt in der Identifikation und dem Aufbau neuer Partnerschaften einschließlich der Vertragsabschlüsse sowie der Entwicklung entsprechender Strukturen“, sagt der Zweckverbandsgeschäftsführer.
Tatsächlich ist es die Hauptaufgabe Wittekinds, Firmen aus Indien, Südkorea und Indonesien zur Gründung von Niederlassungen oder Tochterfirmen im Rhein-Main-Gebiet – genauer gesagt, in den Gemarkungen der den Zweckverband tragenden Städte Kelsterbach, Raunheim und Rüsselsheim – zu bewegen. Schließlich sollen weitere Quellen für die kommunale Gewerbesteuer erschlossen und entsprechende Einnahmen generiert werden.
In der Kelsterbacher Straße 38 in Raunheim besitzt der Zweckverband Fernost ein Geschäftshaus mit rund 3.000 Quadratmeter Bürofläche, das die Geschäftsstelle beherbergt und darüber hinaus größtenteils an Firmen vermietet ist, die derzeit in Raunheim Rechenzentren bauen. Das Geschäftshaus firmiert unter der Bezeichnung „Innovation Hub RheinMain“. Hier ist reichlich Platz für Gründer aus Asien, die im europäischen Markt Fuß fassen wollen. „Der Hub füllt die Lücke, die sich auftut, wenn asiatische Firmen hier herkommen. Sie brauchen eine Adresse, um ein Konto eröffnen und eine Firma gründen zu können“, erläutert Wittekind.
„Innovation Hub“ ist sozusagen der neue Markenname für die Dienstleistungen des Zweckverbandes, die zum einen darin bestehen, Firmen aus dem Ausland hier einen Platz im Gemeinschaftsbüro oder gleich eigene Büroräume zur Verfügung zu stellen – samt Telefon- und Internetanschluss sowie der Möglichkeit, bei Bedarf Besprechungsräume zu mieten.
Zum andern bietet der Zweckverband praktische Hilfe und Unterstützung in wichtigen Fragen an. Wittekind vermittelt Rechtsanwälte und Notare, die eine Firmengründung in englischer Sprache abwickeln können. Außerdem hilft er beim Aufstellen von Businessplänen und stellt nützliche Kontakte her zu hiesigen Firmen, mit denen kooperiert werden kann.
Neben der praktischen Hilfe für ansiedlungswillige Firmen aus Asien ist Netzwerken das zweite große Thema, dessen sich Wittekind annimmt. So steht er im steten Austausch mit der deutschen Außenhandelskammer, der FrankfurtRheinMain GmbH und verschiedenen Geschäftsverbänden, die deutsch-internationale Wirtschaftsbeziehungen pflegen, besucht häufig Veranstaltungen, bei denen neue Kontakte geknüpft werden können.
Information und Vernetzung standen auch im Mittelpunkt der Indienreise, die der Zweckverband im Oktober zusammen mit den Verwaltungschefs seiner drei Städte unternommen hatte. In den Bundesstaaten Haryana und Punjab konnten zahlreiche Kontakte geknüpft werden, die Wittekind nun nachbearbeitet. Das heißt, er führt vertiefende Gespräche per Telefon oder Videokonferenz, prüft, ob es konkrete Möglichkeiten für eine Kooperation gibt. Die Erfolgsaussichten betrachtet Wittekind als durchweg positiv, denn er plant bereits, im kommenden Frühjahr 30 bis 50 indische Firmen für mehrere Tage ins Rhein-Main-Gebiet einzuladen, um sich besser kennenzulernen, den möglichen Investoren die Region vorzustellen und vor Ort ansässige Firmen zu besuchen.
Auch die nächste Reise in den fernen Osten soll natürlich rechtzeitig vorbereitet werden. Dazu ist Saurabh Bhagat in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi im Auftrag des Innovation Hub RheinMain tätig, der vor Ort die Besuche der Zweckverbands-Delegationen koordiniert und darüber hinaus sein Netzwerk nutzt, um vielversprechende Kontakte zur indischen Wirtschaft und Politik zu vermitteln.
Wirtschaftlich mit Fernasien, insbesondere mit Indien, zu kooperieren, betrachtet man beim Zweckverband als große Chance. Indien sei aktuell der größte Wachstumsmarkt der Welt und ein Land, das sich enorm entwickeln werde, ist man sich sicher. Deutschland wiederum stelle für die Inder einen Zukunftsmarkt dar, den man gerne für sich erschließen würde. „Vor die Welle kommen“ lautet deshalb das Motto des Zweckverbands Fernost, der jetzt die Grundlagen dafür schafft, einen möglichst großen Teil der sich anbahnenden deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen in Kelsterbach, Raunheim und Rüsselsheim verorten zu können.