Taubenspikes halten Tauben nicht ab, stellen aber eine tödliche Gefahr für die Tiere dar, wenn sie sich daran aufspießen.
Die Ratten der Lüfte werden sie genannt und sie sind wohl nach den eigentlichen Ratten, die unbeliebtesten Tiere der Deutschen. Die Rede ist von Tauben und zu ihrer Abwehr installiert der Mensch Taubenspikes - Metallleisten gespickt mit langen Nadeln, die die Tiere daran hindern sollen, sich niederzulassen und zu nisten. Doch diese Taubenabwehr nimmt Ausmaße an, die man nicht anders nennen kann als Tierquälerei. Und so stellt sich die Frage: Wer, wenn nicht der Mensch, sollte sich human verhalten?
Sich human oder menschlich verhalten bedeutet, Mitgefühl, Nächstenliebe und Güte zu zeigen - Eigenschaften, die der Mensch sich gerne selbst zuschreibt und sich damit erhebt über die Tiere. Dass sich diese hehren Ziele in der Praxis nicht immer aufrechterhalten lassen, ist klar. Aber am Beispiel der Tauben zeigt sich, dass viele Menschen von Mitgefühl nichts wissen wollen. Die Tiere sollen weg. Taubenspikes sind jedoch weniger abschreckend als tödlich, denn oft spießen sich die Tiere hieran auf. Dabei trifft es nicht nur die Tauben, sondern auch andere Kleinvögel und Eichhörnchen.
Anstelle von Taubenspikes ließe sich jedoch auch mit anderen Mitteln, das Niederlassen der Gurrmeister verhindern. Die beliebten Solarpaneels könnten mit einem festen Gitter abgedeckt werden. So gelangen die Vögel nicht unter die Photovoltaikanlagen und können dort keine Eier ablegen. Fenstersimse und Dachfirste können mit einem glatten Stahlblech im 45 Grad Winkel versehen werden, so dass die Tauben nicht mehr landen können. Balkone können mit aufgehängten CD´s oder Folienstreifen verziert werden. Die beweglichen, spiegelnden Flächen erschrecken die Vögel. Und auch Plexiglasscheiben bieten eine Alternative, denn sie sind flexibler als Glasscheiben und können einfach angebracht werden.
Welche Methoden sich jedoch nicht eignen, sind die folgenden.
Netze:
In ihnen verfangen und verheddern sich die Vögel, nicht nur die Tauben, und können sich schwer verletzen oder sogar sterben, wenn sie sich nicht befreien können. Auch werden immer wieder Tauben beim Anbringen von Netzen eingesperrt und verenden dann qualvoll.
Taubenspikes:
Sie halten die Tiere nicht davon ab, zu landen. Jedoch passiert es immer wieder, dass ein Vogel abrutscht oder sich erschreckt und sich an den Spikes aufspießt. Übrigens ist der Vogel in den seltensten Fällen sofort tot. Stattdessen folgt ein Todeskampf, der sich ziehen kann.
Plastikraben und Intelligenz:
Was die wenigsten wissen, Tauben sind intelligente Vögel. Nicht nur können sie ihren Heimweg über hunderte von Kilometern finden, sie erkennen auch Gesichter von Menschen, können einfache Rechenzusammenhänge lernen und haben den Spiegeltest bestanden, bei dem dem Tier ein farbiger Punkt angeklebt wird, um zu testen, ob es sich und den Punkt im Spiegel erkennen kann. Damit sind Tauben in Sachen Intelligenz auf einer Ebene mit Affen. Dies wurde unter anderen an der Ruhr Universität im Fachbereich Biopsychologie erforscht. Warum sollten sie sich also von einem Plastikraben abschrecken lassen?
Falknerei:
Nein, auch diese Methode ist nicht human. Die Tauben werden von einem Greifvogel gejagt und gegriffen, wobei sie sich oft an dessen Krallen verletzen. Da die Tiere aber standorttreu sind, lassen sie sich nicht endgültig verschrecken.
Fütterungsverbot:
Die Stadttauben sind anders als andere Tauben schlecht in der Lage, sich Futter zu suchen, da sie verwilderte Haustiere sind. Sie suchen die Nähe von Menschen, um dort Futter zu bekommen. Wenn das Füttern von Tauben verboten wird, sind die Tiere zu einem Leben nahe dem Hungertod verurteilt.
Alternativen:
Eine einfache, wenngleich teure und zeitaufwendige Alternative sind Taubenhäuser. Hier werden die Tauben nicht gezüchtet, sondern bekommen einen Schlaf- und Futterplatz. Ihr Gesundheitszustand wird gemonitort und vor allem werden Eier gegen Gipsattrappen ausgetauscht. Diese falschen Taubeneier werden bebrütet und irgendwann aufgegeben, wenn die Taube merkt, es hat keinen Erfolg. Ein solches Taubenhaus gibt es auf dem Gelände des Tierschutzvereins Kelsterbach.
Zum Hintergrund:
Stadttauben sind keine wilde Taubenart. Sie stammen von der Felsentaube ab, die etwa 5000 v. Chr. domestiziert wurde. Sie dienten der Fleischgewinnung und dem Transport von Nachrichten noch bis in das 20. Jahrhundert. Sie vermehren sich durch die Zucht ganzjährig, unabhängig von Wetter und Futtervorkommen. Viele Deutsche hatten die Brieftaubenzucht als Hobby, bis sie an Popularität verlor. In der Folge wurden Taubenschläge vielfach aufgelöst, oft indem man die Schläge öffnete und die Tiere einfach verscheuchte. (ana)