Referent Johannes Wolf versorgte das interessierte Publikum mit zahlreichen Informationen und hilfreichen Tipps.
Auf einem Infotisch waren zahlreiche Broschüren zu finden, die sich größtenteils kostenlos im Internet herunterladen oder bestellen lassen.
Roland Schmidt (r) bot abschließend einen Einblick in seinen artenreichen Garten.
In der vergangenen Woche fand im Fritz-Treutel-Haus eine Informationsveranstaltung zum Thema „Wie mache ich meinen Garten klimafit“ statt. Rund 50 Interessierte kamen in den Bürgersaal, um dem Vortrag von Johannes Wolf, Diplom-Geograf und Grünplaner des Freiraumplanungs- und Gartenarchitekturbüros „viaverde“, zu lauschen. Zudem standen Maximilian Barth, Klimaschutzbeauftragter der Stadt, sowie die Projektleiterin Integrierte Stadtentwicklung bei der NH Projektstadt, Katharina Müller, die sich federführend um das Thema der Klimainsel Kelsterbach kümmert, vor und auch nach dem Vortrag für Fragen zur Verfügung.
Die Veranstaltung startete mit einer Begrüßungsansprache von Bürgermeister Manfred Ockel. Darin sagte er: „Nicht nur wir Menschen, auch die Bäume, Pflanzen und Tiere leiden unter dem Klimawandel. Das merkt man im Wald, an den Straßen und in unseren Gärten.“ Vielen stelle sich die Frage, ob klimaanpassende Maßnahmen im eigenen Garten überhaupt ein konstruktiver Beitrag seien. „Ich kann Ihnen versichern: Ja, es ist sogar ein großer Beitrag“, konstatierte Ockel. Dies mache das Beispiel des Tierschutzvereins deutlich, der vor einigen Jahren eine Bienenzucht aufgenommen habe, um eigenen Honig herzustellen. Als dabei sehr viel mehr Honig herausgekommen sei, als erwartet, wurde geschaut, wo die Bienen den Nektar eigentlich herbekommen. Dabei zeigte sich, dass sie nicht etwa auf landwirtschaftliche Felder, sondern in die umliegenden Gärten fliegen, um sich ihre Nahrung zu holen. „Darum ist es wichtig zu erkennen, dass wir alle etwas tun können, auch im kleinen Rahmen, um Insekten in den Gärten eine Nahrungsquelle zu geben“, so der Bürgermeister abschließend.
Nun war Wolf an der Reihe, der in etwas mehr als einer Stunde das anwesende Publikum mit vielen interessanten Informationen versorgte, die gerade zu Beginn ein wenig hoffnungsvolles Bild von den jetzt schon spür- und sichtbaren Folgen des Klimawandels zeichneten. Zunehmende Hitze und Dürre seien für Bäume und Pflanzen erhebliche Stressfaktoren, Schäden durch daraus resultierende Austrocknung oder Sonnenbrand führten oftmals zum Absterben der Bäume und Sträucher. Doch der Experte verkündete nicht nur Hiobsbotschaften, sondern lieferte auch zahlreiche Beispiele, welche Bäume und Hecken Hitze und Dürre gut aushalten und als Alternative zu heimischen Gewächsen genutzt werden könnten. Dazu gehören beispielsweise der Amberbaum „Liquidambar Styracifula“, bei dem keine Gefahr von Rindenbrand bei großer Hitze besteht, der „Sieben-Söhne-des-Himmels“-Baum oder der persische Eisenholzbaum „Parrotina Persica“. Eine speziell auf Kelsterbach zugeschnittene Empfehlungsliste ist auf der Homepage der Klimainsel zu finden unter www.klimainsel-kelsterbach.de im Unterpunkt „Kelsterbach fördert Grün“.
Weitere Themen, zu denen Wolf Wissenswertes und Hilfreiches lieferte, waren Fassaden- und Dachbegrünung, Hecken, Rosen, Stauden, Strauchgewächse sowie der Unterschied zwischen Schotter- und Steingärten. Zudem erläuterte der erfahrene Grünplaner, dass gerade die von Rasenrobotern sehr kurz geschnittenen Rasenflächen ständig gewässert werden müssten und dass ein Kräuterrasen eine gute Alternative mit vielen Vorteilen wie die Förderung der Biodiversität, eine höhere Toleranz gegenüber Trockenheit und Hitze und einem geringeren Pflegeaufwand sei.
Nachdem Wolf seinen Vortrag beendet und einige Fragen aus dem Publikum beantwortet hatte, kündigte Barth eine kleine Überraschung an: Am Beispiel des Gartens des Kelsterbacher Bürgers Roland Schmidt wurde anschaulich gezeigt, welche Vielfalt an Pflanzen und Tieren man mit einfachen Mitteln in den heimischen Garten bringen kann. „Ich habe mir gedacht, die Natur ist so schön, da versuche ich mir einfach ein Stück davon nach Hause zu bringen“, so Schmidt, Mitglied des Film- und Videoclubs Kelsterbach, der die Entwicklung in seinem rund 25 Quadratmeter großen Garten im Unterdorf umfassend dokumentiert hat. So hat er einen kleinen Teich angelegt, der neben einem Reiher und einem Eisvogel auch zahlreiche Frösche angelockt hat. In einer Eibe, die in dem Garten steht, nisten jedes Jahr Amseln und viele verschiedene Pflanzen sorgen im Frühling und Sommer für eine regelrechte Blütenpracht. Etwa zehn Jahre hat es gedauert, bis sich hier ein artenreiches Biotop entwickelt hat, das Barth als „Best Practice Beispiel“ bezeichnete, das den Vortrag von Wolf gut ergänze.
Die Besucherinnen und Besucher konnten im Anschluss noch mit den verschiedenen Akteuren des Abends ins Gespräch kommen, sich an Infotafeln und einem Tisch mit Fachliteratur und Broschüren weitere Tipps holen. Passend dazu war auf der letzten Folie der Präsentation zu lesen: „Viel Erfolg beim Gärtnern“. (sb)