Charlotte (links) und Mina (rechts) moderierten die Konferenz und trugen die Beiträge der Teilnehmer auf einer Stellwand zusammen.
Gemäß der UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder und Jugendliche nicht nur das Recht auf Bildung und auf Gleichheit, sondern auch auf Meinungsäußerung und Teilhabe. So heißt es in Artikel 12: „Kinder haben das Recht, ihre Meinung oder Gefühle durch Reden, Schreiben, Malen und alle weiteren erdenklichen Formen mitzuteilen und gehört zu werden. Die Meinung von Kindern soll gehört werden.“
Um eine solche Partizipation von Kindern und Jugendlichen am Stadtgeschehen in Kelsterbach zu fördern, fand am vergangenen Samstag in der Stadt- und Schulbibliothek die erste Kelsterbacher Kinder- und Teeniekonferenz statt. Eingeladen waren alle in Kelsterbach lebenden Schülerinnen und Schüler ab der dritten bis zur zehnten Klasse.
Morgens waren zunächst die Jüngeren aus den Klassen 3 bis 5 gefragt, mittags dann die Älteren. Insgesamt waren mehr als dreißig Kinder und Jugendliche gekommen. Als beteiligte Akteure waren neben Bürgermeister Manfred Ockel Vertreterinnen und Vertreter der Jugendförderung, der Stadt- und Schulbibliothek, der Freiwilligen Feuerwehr und der Musikschule anwesend, die ihre Arbeit vorstellten und mit den Schülerinnen und Schülern ausgewählte Fragestellungen besprachen.
Zuerst einmal wurde erörtert, was Kinderrechte überhaupt sind und was sie beinhalten. Die Kinder zeigten sich diesbezüglich bereits recht gut informiert, wussten beispielsweise, dass sie ein Recht auf Schutz vor Gewalt haben, Dinge mitentscheiden dürfen und keine Kinderarbeit leisten müssen.
Weil die beteiligten Institutionen und Einrichtungen ihr Angebot möglichst passgenau auf die Kinder ausrichten wollen, wurden diese anschließend befragt. Zunächst sollten die Kinder schildern, wohin sie alleine gehen dürfen. Zur Schule, in den Hort, Freunde oder die Oma besuchen, zum Einkaufen in Geschäfte, auf den Spielplatz, zum Sport, in die Bibliothek, zur Kirche, zur Eisdiele, zum Jugendzentrum lauteten oft genannte Ziele, die Kinder ohne Begleitung ihrer Eltern aufsuchen dürfen. Außerdem gestatten es viele Eltern ihren Sprösslingen, sich draußen mit Rollschuhen oder mit dem Fahrrad frei zu bewegen.
Die Frage, ob sie gerne in Kelsterbach leben, beantworteten die Kinder beinahe einstimmig mit Ja. Vor allem der Umstand, dass hier ihre Freunde sind, macht die Untermainstadt für die Kinder lebenswert. Einzig eine kritische Stimme war zu vernehmen, deren Wohlbefinden von einer fehlenden Rutsche im Schwimmbad beeinträchtigt ist.
Wenn sich die Kinder im öffentlichen Raum in Kelsterbach bewegen, fühlen sie sich in aller Regel sicher. Meistens gehen sie nicht alleine, sind mit Freunden oder Geschwistern unterwegs. Ein Kind berichtete allerdings, sein Bruder sei schon einmal von einem Fremden zu Mitgehen gezwungen worden, was ihm nun Angst mache. Als Vorschlag, die Sicherheit für Kinder in der Öffentlichkeit zu erhöhen, wurde mehr Polizeipräsenz genannt, aber auch das Anbieten von Selbstverteidigungskursen.
Abschließend ging es um die Wünsche der Kinder, die sie allgemein im Zusammenhang mit ihrer Heimatstadt hegen, aber auch um spezielle Wünsche, die einzelne der beteiligten Institutionen und Einrichtungen betreffen. So möge die Musikschule Kurse für Songwriting, Hiphop und Breakdance sowie eine Theater-AG anbieten, außerdem wäre Unterricht für die Instrumente Ukulele und Saz wünschenswert. Die Feuerwehr möge Schnuppertage und Kennenlernkurse anbieten, schlagen viele Kinder vor. An die Bibliothek gerichtet wünschen sich deren junge Besucher, sie solle mehr Gamingnächte veranstalten, Minecraft- und Woodwalk-Tage sowie einen Sport-Tag ausrichten, außerdem sind ein Ruheraum und Zeit für Nachhilfe gefragt. Das Jugendzentrum möge nach Wunsch der Kinder seine Sportangebote deutlich ausweiten: Gewünscht werden ein Fußball- beziehungsweise Hockeyfeld, eine Tischtennisplatte, eine Dartscheibe, Minigolf- und Bowlingbahnen. Des Weiteren wurden mehr Switch-Spiele und Naturprojekte genannt. Die Infrastruktur der Stadt Kelsterbach sollte nach Meinung der Kinder um Folgendes erweitert werden: Achterbahnpark, Soccerhalle mit Kunstrasen und Banden, Trampolinhalle, Pumptrack, Skatepark, Sportgeräte in Parks, mehr Spielplätze, mehr Bäume und Grünflächen, Kino, Kioske, schnellerer Glasfaserausbau, Mountainbike-Trail im Wald, Rutsche im Schwimmbad.
Bürgermeister Manfred Ockel bedankte sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Kinder- und Teeniekonferenz für ihr Engagement. Die Stadtverwaltung wolle sich alle Anregungen genau ansehen, auf einer Folgekonferenz solle dann in Ruhe über die einzelnen Wünsche diskutiert werden. Der Bürgermeister versprach, die Stadt werde nun regelmäßig solche Beteiligungskonferenzen abhalten, auch um Planungen in Kelsterbach, die Kinder betreffen und interessieren, besprechen zu können.
Die Leiterin der Stadt- und Schulbibliothek, Meike Betzold, stellt als Konsequenz der Konferenz in Aussicht, dass Vorschläge wie ein Woodwalker-Tag möglichst noch in das Programm des laufenden Jahres aufgenommen werden sollen. Im Veranstaltungskalender des nächsten Jahres 2026 solle es „Wunschtage“ geben, für die die Kinder dann die sie interessierenden Themen vorschlagen können. (wö)