Im Jahr 2016 ertranken in einer oberhessischen Gemeinde drei Kinder in einem Dorfteich. In der Folge wurde Anklage gegen den Bürgermeister erhoben und es wurden Fragen zur Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde aufgeworfen. Die GVV Kommunalversicherung VVaG empfiehlt ihren Kunden, zu denen auch die Stadt Raunheim gehört, eine Gefährdungsanalyse für öffentliche Wasserflächen im Stadtgebiet zu erstellen. Die Stadtwerke Raunheim als Betreiberin der öffentlich zugänglichen Teichsysteme
haben das Fachbüro Weber-Ingenieure aus Darmstadt mit der Erstellung der o.a. Gefährdungsanalyse beauftragt. Im Februar 2024 wurde diese Analyse für die „Vogeltränke“ vorgelegt. Für die kommenden Wochen wird der Eingang weiterer Gefährdungsanalysen für die übrigen Teichsysteme erwartet.
Das o. a. Ingenieurbüro hat auf der Grundlage von Abstimmungen mit der Kommunalversicherung, von Ortsbesichtigungen sowie einer Geländevermessung folgende Schwerpunkte für eine Gefährdungsbeurteilung gebildet:
Während die Gewässergröße mit rund 2.000 m² als geringfügig zu kennzeichnen ist, stellen das Süd- und das Ostufer besondere Gefährdungspotentiale dar: Obwohl das Ostufer eine Böschungsneigung von weniger als 1:2 aufweist und daher als unbedenklich eingestuft wird, weist der als ökologisch wertvoll zu bewertende Schilfbereich Verschlammungen auf, die eine Stärke von 0,50 m erreichen. Sollte sich ein Kind in diesem Abschnitt bewegen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es ohne eine rettende Person selbstständig nicht mehr aus diesem Abschnitt an das Ufer gelangt. Als besonders unfallträchtig ist das Südufer anzusehen, da dessen Böschungsneigung weit über der empfohlenen Neigung von 1:2 liegt. Dieser Bereich war bereits ursprünglich durch einen Wildschutzzaun eingefriedet, doch wurde die ehemalige Umzäunung durch umgestürzte Bäume vollständig zerstört.
Aufgrund der Lage des Teiches in Nähe der Wohnbebauung (Entfernung ca. 100 m) ist davon auszugehen, dass sich Kinder vermehrt in der Nähe des Gewässers aufhalten. Auch sind die Abstände zur Anne-Frank-Schule und zur im Bau befindlichen Grundschule in der Haßlocher Straße mit 650 m eher gering. Zusätzlich anziehend wirken ein Kinderinfoplatz, die begehbare Uferplattform, das nahegelegene Wildgehege sowie vorhandene Sitz- und Rastgelegenheiten. Aus diesen Gründen besteht an der „Vogeltränke“ ein allgemein erhöhtes Risikopotential.
Zur Sicherung der Gefahrenstelle empfiehlt das Ingenieurbüro die Errichtung eines stabilen Zauns auf der Ost- und Südböschung. Zudem wird die Aufstellung von Zutrittsverbotsschildern mit dem Hinweis auf eine bestehende Ertrinkungsgefahr angeraten.
In Abstimmung mit dem örtlichen Forstbetrieb, dem Fachteam Umwelt und den Stadtwerken wurden vor Ort Zaunfluchten festgelegt und zwischenzeitlich mit einem Zaun versehen. Zudem wurden sieben kindgerechte Hinweisschilder an den auch weiterhin nicht eingefriedeten Böschungen aufgestellt.
Die durchgeführten Arbeiten stellen einen Kompromiss zwischen der Pflicht zur Sicherung des Gewässers und dem verständlichen Wunsch nach frei zugänglichen Naturräumen dar.