Was es bedeutet, eine der jüngsten Städte Hessens zu sein, kann man ganz hervorragend bei einem Besuch der Raunheimer Freisportanlage in den Nachmittag- und Abendstunden erleben.
Täglich tummeln sich hier Kinder und Jugendliche auf den Sportfeldern, um Fußball und Basketball zu spielen, auf der Pumptrackanlage drehen sie mit den Fahrrädern ihre Runden. Die Freisportanlage ist nicht nur ein Ort für Sport an der Peripherie der Ringstraßensiedlung, sondern auch ein Treffpunkt für den Raunheimer Nachwuchs – und auch aus den Nachbarstädten kommen gerne junge Menschen dazu, nicht zuletzt wegen der Attraktion Pumptrack.
In diesem Jahr feiert die Raunheimer Freisportanlage bereits ihren 20. Geburtstag. 2004 wurde die Anlage mit einem großen Fest und vielen Teilnehmenden aus der ganzen Stadtgesellschaft eröffnet.
Drei Jahre zuvor hatte die Stadt Raunheim ihren ersten Förderbescheid im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt“ erhalten, über dessen Mittel die Wohn- und Lebensqualität der Bevölkerung des Ringstraßengebietes erhöht werden sollte, erinnert sich Kerstin Jühe, die Leiterin des Fachbereichs Bildung, Soziales und Bürgerservice.
Hintergrund für die Bewerbung um Aufnahme in das Förderprogramm war die Negativentwicklung des Wohnquartiers Ringstraße. Eine umfängliche Analyse der vielfältigen Problemlagen innerhalb der Siedlung beinhaltete auch die Konfliktsituation, die zwischen der älteren und der jüngeren Generation bestand.
Denn insbesondere das Kicken der Kinder zwischen den Wohnblocks, damals sehr beliebt zwischen den Wäschestangen der Gründungsphase, sorgte vor allem bei älteren Menschen und teils auch Eltern mit Kleinkindern für großen Unmut. „Die Idee war, eine große, fußläufig erreichbare Spielfläche am Rande der Wohnbebauung zu schaffen, wo Kinder und Jugendliche Fußball spielen können, ohne die Mieter in ihrer Ruhe zu stören“, blickt Kerstin Jühe zurück.
Ein bedeutender Aspekt bei der Planung und dem Bau der Freisportanlage war die Einbeziehung der Jugendlichen. „Die Bürgerbeteiligung war enorm wichtig bei der Realisierung des Projektes“, unterstreicht Jühe. Die Teilnahme der späteren jungen Nutzerinnen und Nutzer an den Planungen und am Bau der Freisportanlage hat sich bis heute bewährt. Denn die Jugendlichen identifizierten sich mit ihrer Anlage und auch die nachfolgenden Generationen betrachten sie als ihre Anlage. „Die Freisportanlage zeigte über die ganzen Jahre bis heute nur Abnutzungserscheinungen,
aber keine Schäden durch Vandalismus“, freut sich Kerstin Jühe deshalb.
Auch Bürgermeister David Rendel betont die nachhaltige Wirkung, die die Realisierung der Freisportanlage auch heute noch nach 20 Jahren für die Raunheimer Jugend hat. „Gerade in einer so jungen Stadt wie Raunheim braucht es einen Ort, an dem sich Kinder und Jugendliche treffen und frei bewegen können. Die Freisportanlage ist so ein Ort“, sagt er und ergänzt: „Viele Raunheimerinnen und Raunheimer sind mit der Freisportanlage aufgewachsen, einige haben persönlich mitgeholfen, die Anlage zu gestalten. Durch diese Beteiligung besteht eine ganz andere Verbundenheit mit der Anlage, sie wird mehr geschätzt. Manche der früheren Jugendlichen sind heute selbst Eltern – und können diese Wertschätzung dann an ihre Kinder weitergeben.“
Vor fünf Jahren hat die Freisportanlage noch einmal eine gehörige Aufwertung erfahren, nachdem es der Stadt Raunheim gelungen war, weitere Fördergelder zu generieren. Der zweite Fußballplatz wurde durch einen neuen, wetterresistenten Kunststoffbodenbelag optimiert. Mit dem Pumptrack wurde zudem eine zeitgemäße Anlage für Zweiradfahrer realisiert, die weit über Raunheims Stadtgrenzen hinaus populär ist.
Auch die Pumptrackanlage wurde unter Beteiligung des Nachwuchses geplant und gestaltet. Inzwischen ist sie die Attraktion der Freisportanlage und zieht auch Kinder und Jugendliche aus den Nachbarkommunen an.
Die beliebte Freisportanlage war in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz von Veranstaltungen und Sportturnieren. Vor allem der frühere Streetworker Isack Majura zeigte sich besonders engagiert und stellte sportliche Events auf die Beine. Erst kürzlich wurde zudem auf dem Pumptrack die erste „Hessisch Pumptrack Series“ mit rund 100 Teilnehmenden und einem großen Publikum ausgetragen.
„Mit der Freisportanlage ist der Stadt Raunheim ein außergewöhnliches Projekt rundum gelungen. Die Konfliktsituation innerhalb des Ringstraßengebietes wurde beendet, die Kinder und Jugendlichen haben einen Raum erhalten, in dem sie sich austoben können, ohne Anwohner zu stören“, resümiert Kerstin Jühe zum runden Geburtstag der Anlage.
Zum 20jährigen Bestehen der Freisportanlage ist noch in diesem Jahr eine offizielle Feier geplant. Weitere Details werden noch bekanntgegeben.