Titel Logo
Raunheim aktuell
Ausgabe 12/2024
Amtlicher Teil
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Nahwärme Raunheim: Status Quo zur Machbarkeitsstudie und zur Interessensbekundungsabfrage

Die Ausgangslage

Die wirtschaftlichen Folgen, welche durch die Erhöhung der Energiekosten aufgrund des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine ausgelöst wurden, waren für Unternehmen und Privathaushalte in Deutschland in den letzten beiden Jahren gravierend. Im Jahr 2023 haben sich die Energiepreise auf einem hohen Niveau im Vergleich zu den Vorjahren eingependelt. Aufgrund des milden Winters 2023 sanken die Preise für fossile Brennstoffe erwartungsgemäß in den ersten Monaten des Jahres 2024.

Neben den hohen Großhandelspreisen führt der CO2-Preis, der auf fossile Brennstoffe fällig wird, zu deutlich steigenden Kosten. Er wird seit 2021 pro Tonne CO2 erhoben. Der Anfangspreis lag bei 25 Euro pro Tonne und steigt jedes Jahr an. Angesichts der hohen Energiepreise wurde der Anstieg des CO2-Preises im Jahr 2023 ausgesetzt. Im Jahr 2024 kostet der Ausstoß einer Tonne CO2 45 Euro. Für das Jahr 2025 ist ein Preis von 50 Euro je Tonne geplant. Im Jahr 2026 soll ein Preiskorridor von mindestens 55 und höchstens 65 Euro gelten. Dadurch steigen die Heizkosten für alle Haushalte, die mit Gas oder Öl heizen. Die Einnahmen, die dem Staat dadurch entstehen, sollen für die Energiewende und den Kampf gegen den Klimawandel verwendet werden.

(Quelle: Aktuelle Analyse der Heizkosten des Internetportals Verivox Mai/2024)

Deutschland hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 vollständig klimaneutral zu heizen. Neben den deutlichen und stetig steigenden Aufschlägen auf fossile Brennstoffe sollen die Städte über das am 01.02.2024 in Kraft getretene Wärmeplanungsgesetz einen relevanten Anteil an der Wärmewende leisten. So sind alle Städte bis zum 30.06.2028 verpflichtet, innerhalb einer kommunalen Wärmeplanung Möglichkeiten aufzuzeigen und umzusetzen, welche eine Reduzierung des fossilen Heizbedarfs um 65 % ermöglichen. Stehen hierbei keine anderen geeigneten Wärmequellen zur Verfügung, werden hier auch Anlagen zur Nutzung von Energie aus Abwasser, Solarthermie, Geothermie oder Biomasse untersucht und umgesetzt.

Auch mit den Vorgaben der Bundesregierung ist das durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossene Konzept zur Erreichung einer nachhaltigen Wärme- und Energieversorgung ein zielführender Weg, um für Raunheimer Haushalte und Betriebe eine wirtschaftliche und nachhaltige Alternative zu fossilen Brennstoffen in der Zukunft anbieten zu können.

Die Umwidmung von Mitteln in einen Klima- und Transformationsfonds durch die Bundesregierung wurde durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes für das Haushaltsjahr 2023 für unrechtmäßig erklärt. Hierdurch wurden Förderungen in allen Bereichen gestoppt. Dies betraf auch die Förderungen des BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) zur Umsetzung kommunaler Wärmenetze. Im Haushalt 2024 wurde ein neuer Klima- und Transformationsfonds eingerichtet. Auf dieser Basis werden seit kurzem wieder Förderungen durch das BAFA zugesagt.

Allgemeiner Projektstatus

Für den ersten Bauabschnitt wurde durch die Verwaltung die notwendige Förderung zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie bereits beantragt und durch das BAFA auch genehmigt. Die Stadt Raunheim war insoweit nicht von der vorübergehenden Förderungssperre betroffen. Gefördert werden hier Kosten zur Erstellung der Studie bis zu 360.000 Euro mit einer Förderquote von 50 %.

Die Machbarkeitsstudie für den Bauabschnitt 1 „Südlich der Bahn“ sowie das Wohngebiet „An der Lache“ ist aktuell in der Erstellungsphase. Derzeit werden die erstellten planerischen Grundlagen finalisiert, um kurzfristig Fördermittelanträge für die weiteren Bauabschnitte einreichen zu können.

Durch die beauftragten Planungsbüros werden aktuell die Inhalte für die Machbarkeitsstudie erstellt und zusammengetragen. Diese Studie beinhaltet neben einer vorangeschrittenen und detaillierteren Planung des Netzausbaus und der Erzeugungsanlagen auch wirtschaftliche Aussagen zum geplanten Netzausbau. Die Machbarkeitsstudie soll noch vor der Sommerpause bei der zuständigen Förderstelle eingereicht werden.

Im Auftrag der Stadtverordnetenversammlung wurde eine Nutzerbefragung im ersten Bauabschnitt „Südlich der Bahn“ durchgeführt. Die nachfolgenden zusammengefassten Ergebnisse der Befragung zeigen, trotz der eigentlich zu frühen Abfrage, ein deutlich positives Bild des vorhandenen Anschlusspotentials für ein neues Wärmenetz.

Im Rahmen eines hybriden Abfrageverfahrens wurden die Eigentümerinnen und Eigentümer von 1.187 Gebäuden im ersten Bauabschnitt angeschrieben. Die Beteiligungsquote am Verfahren betrug erfreulicherweise 32 %.

78 % der Befragten gaben an, ihr Gebäude an ein neues Wärmenetz anschließen zu wollen. Aus den statistischen Erhebungen geht hervor, dass viele Heizungen im Abfragegebiet zwischen 15 und 20 Jahre alt sind, was eine hohe Nachfrage (51 %) nach einem sofortigen Anschluss begründet.

Überraschend in der Abfrage zeigte sich, dass die ökologischen Faktoren innerhalb eines Anschlusswunsches mit 65 % eine deutlich größere Rolle spielen, als zunächst innerhalb der Planung angenommen. Dennoch zeigt sich, dass die Wirtschaftlichkeit des Netzanschlusses mit 74 % das derzeitige Hauptmerkmal nach einem Netzanschluss bildet.

Aus der Abfrage begründet sich mit 83 % der Wunsch, die Möglichkeit einer Finanzierung der Anschlusskosten an ein Nahwärmenetz über die Stadt zu eröffnen. Dieser Wunsch wird in die Planung und Kalkulation aufgenommen und entsprechende Vorschläge unterbreitet.