Im Rahmen zweier Projekttage beschäftigten sich alle vier Klassen des zweiten Jahrgangs der Neuen Grundschule Raunheim mit dem Thema „Fairer Handel“. Dabei ging es nicht nur um gerechte Löhne, sondern auch um soziale Verantwortung und globale Zusammenhänge – kindgerecht und anschaulich vermittelt.
Ausstellung zum Anfassen und Schmecken
Im Foyer des Stadtzentrumsgebäudes hatte Karin Jechimer, Umweltpädagogin sowie Fachteamleitung Umwelt und Klimaschutz bei der Stadt Raunheim, eine kleine Ausstellung rund um die Banane vorbereitet. Die Kinder konnten eine echte Bananenstaude anfassen und mit vielfältigen Materialien die Frucht kennenlernen.
Mit einem Maßband und einer bunten Weltkarte wurde staunend festgestellt, dass zwischen Deutschland und Ecuador, einem der Hauptanbaugebiete für Bananen, eine Strecke von 6.000 Kilometern liegt. Die Kinder durften rätseln, wie denn Bananen zu uns in den Supermarkt kommen und mit Bildern die Produktionskette vom Anbau bis zum Weg zu uns in den Supermarkt verfolgen. Auch fanden sie es unfair, dass die Bäuerinnen und Bauern so wenig Geld für ihre anstrengende Arbeit erhalten.
Spielerisch erfuhren die Kinder außerdem, wie sie das Fairtrade-Siegel erkennen können und dass es für mehr Gerechtigkeit und menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen steht. Auch werden giftige Pestizide nicht eingesetzt. Die Kinder wurden angeregt, beim nächsten Einkauf im Supermarkt danach Ausschau zu halten. Dass die Bananen oft auch viel besser schmecken, durften sie direkt mit der Verkostung von Fairtrade-Bananen selbst erleben.
Ein Blick hinter die Ladentheke
Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch des Fairtrade-Ladens im Rathaus, der mit großem Engagement von Ehrenamtlichen betrieben wird. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erläuterten den jungen Besucherinnen und Besuchern das Konzept des fairen Handels: „Wir verkaufen hier Produkte, für die die Menschen, die sie hergestellt haben, einen gerechten Lohn erhalten.“
Die Kinder bekamen Artikel aus verschiedenen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas vorgestellt – darunter Taschen aus Recyclingmaterial, Körbe aus Seegras, Ketten aus Papier sowie Schmuck aus der Tagua-Nuss, die optisch an Elfenbein erinnert. Ganz nebenbei lernten sie, warum Elfenbein heute tabu ist und wie Jugendliche mit der Herstellung von Glückwunschkarten ihre Ausbildung finanzieren können.
Natürlich durften sich die Kinder auch selbst im Laden umsehen und sich einzelne Produkte anschauen. Dabei weckten vor allem Percussion-Instrumente und gehäkelte Tiere ihr Interesse. Aber auch Schmuck, Accessoires und Lebensmittel wurden neugierig begutachtet.
Faire Chancen für alle
Ein kurzer Dokumentarfilm brachte den Kindern näher, wie sich fairer Handel ganz konkret auf das Leben von Familien auswirken kann. Gezeigt wurde eine Familie aus Peru, deren Alltag sich durch gerechte Entlohnung der Mutter grundlegend verbessert hat. Die Kinder fassten ihre Eindrücke spontan zusammen: „Sie haben jetzt ein Haus und jeden Tag genug zu essen“, „Sie sind glücklicher“ oder „Sie haben mehr Zeit miteinander“. Auch der regelmäßige Schulbesuch, Arztbesuche und das Geld für Bücher und Schuluniformen wurden als positive Veränderungen genannt.
Auch Bürgermeister David Rendel war mit dabei und zeigte sich beeindruckt vom Interesse der jungen Teilnehmenden. „Es ist schön zu sehen, wie aufmerksam unsere Kinder schon heute auf globale Gerechtigkeit blicken. Besonders gut gefällt mir, dass hier nicht nur Begriffe erklärt, sondern konkrete Beispiele mit direktem Bezug zur Lebenswelt der Kinder gezeigt werden – das bleibt auch bei ganz jungen Menschen hängen“, sagte er.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regten indes zum Mitdenken an, als sie fragten: „Woran siehst du, dass die Schokolade fair ist?“ Gemeinsam suchten die Kinder das Fairtrade-Siegel auf verschiedenen Produkten und erfuhren, dass Organisationen wie GEPA dazu beitragen, gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen weltweit zu fördern – und damit auch Kinderarbeit verhindern.