Der europäische Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) gehört inzwischen zu den potentiell gefährdeten Tierarten – und das aus nachvollziehbaren Gründen. Sein natürlicher Lebensraum schrumpft rasant: Monokulturen in der Landwirtschaft, allgemein zunehmende Bebauung und der Verlust naturnaher Flächen nehmen ihm Nahrung und Schutz. Auch in Wohngebieten, wo der Igel in Gärten lebt, ist er zahlreichen Gefahren ausgesetzt – etwa dem zunehmenden Straßenverkehr, der Nutzung von motorisierten Gartengeräten oder dem mangelnden Futterangebot in „aufgeräumten“ Gartenanlagen – zumal ohne Unterschlupfmöglichkeiten.
In Raunheim beobachtet die Stadtverwaltung mit Sorge, dass auch im eigenen Stadtgebiet der Lebensraum für Igel zunehmend verschwindet. „Wir alle können mit kleinen Maßnahmen viel bewirken“, betont das Team der Umweltplanung. Besonders motorisierte Gartengeräte wie Rasenroboter oder Freischneider stellen eine große Gefahr für Igel dar. Ihre Messer schneiden tief in Hecken oder bodennahe Bereiche – ausgerechnet dort, wo sich Igel tagsüber verbergen.
Die Stadt Raunheim ruft daher alle Gartenbesitzerinnen und -besitzer auf, ihre Gärten igelfreundlicher zu gestalten. Schon kleine Veränderungen helfen:
Setzen Sie keine Mähroboter während der Dämmerung oder in der Nacht ein.
Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sie verlassen ihr Versteck meist in den Abendstunden auf der Suche nach Nahrung. Mähroboter, die zu dieser Zeit laufen, erkennen Tiere wie Igel oft nicht und können schwere Verletzungen verursachen. Ein Einsatz solcher Geräte sollte daher ausschließlich tagsüber erfolgen – idealerweise bei guter Sichtkontrolle.
Wenn Sie Freischneider oder ähnliche Schneidgeräte nutzen, schauen Sie vorher sorgfältig nach.
Freischneider und ähnliche Geräte durchdringen Hecken, Bodendecker oder hohes Gras – Orte, an denen Igel tagsüber ruhen oder sich verstecken. Vor dem Einsatz sollte gründlich kontrolliert werden, ob sich ein Tier dort befindet, um Unfälle zu vermeiden.
Lassen Sie den Rasen auch mal wachsen. „Wilde Ecken“ sind Lebensräume.
Ein kurz geschnittener Zierrasen bietet Igeln kaum Nahrung und keinerlei Deckung. Ein naturnaher Garten mit ungemähten Bereichen, hohem Gras oder Wildblumen schafft hingegen wichtige Rückzugsräume – nicht nur für Igel, sondern auch für Insekten und andere Tiere.
Legen Sie strukturreiche Gärten an und bauen Sie keine Steingärten.
Steingärten oder Schotterflächen sind ökologisch wertlos – sie bieten weder Nahrung noch Schutz. Ein strukturreicher Garten mit Büschen, Stauden, Totholz und natürlichen Verstecken bildet hingegen einen wichtigen Lebensraum für den Igel und viele weitere Tierarten.
Lassen Sie zwischen dem Boden und der Unterkante Ihres Zauns eine Lücke.
Igel legen in der Nacht weite Strecken zurück – bis zu zwei Kilometer. Zäune ohne Durchschlupfmöglichkeit zerschneiden ihren Lebensraum. Eine bodennahe Öffnung von etwa 10 cm Höhe reicht aus, damit Igel sich frei zwischen Gärten bewegen können.
Verzichten Sie auf Gifte und Kunstdünger.
Igel leben von Insekten, Würmern, Schnecken und anderen Kleinsttieren. Pestizide und Kunstdünger zerstören dieses Nahrungsangebot. Auch indirekt können Gifte wirken: Frisst ein Igel eine vergiftete Schnecke, nimmt er selbst schädliche Substanzen auf. Ein giftfreier Garten ist deshalb lebenswichtig für ihn.
Setzen Sie auf heimische Pflanzen und Sträucher.
Heimische Arten wie Hasel, Holunder oder Wildrosen fördern ein stabiles Ökosystem im Garten. Sie locken Insekten an, bieten Deckung und dienen vielen Kleintieren – darunter dem Igel – als Lebensraum. Exotische Zierpflanzen leisten dies meist nicht.
Legen Sie Laub- und Reisighaufen als Unterschlupf an.
Ein einfacher Haufen aus Laub oder Zweigen im Garten kann für den Igel überlebenswichtig sein – als Tagesversteck oder zum Überwintern. Wichtig ist, solche Haufen nicht zu früh im Herbst zu entfernen und sie bis zum Frühjahr ungestört zu lassen, damit der Igel dort Winterschlaf halten kann.
Decken Sie Kellerschächte und Gruben ab, um Unfälle zu vermeiden.
Igel können in offene Lichtschächte oder Gruben stürzen und finden dort keinen Ausweg. Abdeckungen oder Gitter verhindern solche gefährlichen Fallen.
Versehen Sie Gartenteiche mit flachen Ausstiegsmöglichkeiten.
Fällt ein Igel in einen Teich ohne flaches Ufer, kann er leicht ertrinken. Eine flache Ausstiegsstelle, ein schräg gelegter Ast oder ein raues Brett als Rampe kann sein Leben retten.
Stellen Sie eine flache Wasserschale bereit – besonders in trockenen Zeiten.
Trinkwasserquellen werden durch klimatische Veränderungen seltener. Eine flache Schale mit frischem Wasser – täglich erneuert – hilft dem Igel (und vielen anderen Wildtieren), insbesondere in heißen Sommermonaten, zu überleben.
Mit wenig Aufwand lässt sich viel bewirken. Helfen Sie mit, dem Igel neuen Lebensraum zu geben!
Haben Sie weitere Fragen? Das Fachteam Umwelt und Klimaschutz hilft Ihnen gerne weiter. E-Mail: umweltplanung@raunheim.de