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Raunheim aktuell
Ausgabe 20/2024
Amtlicher Teil
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Wimmelbücher am Freitag

Elfriede Götz inmitten einiger Kinder, die sich jede Woche auf die Stunde mit ihrer Vorleseoma freuen.

Vorleseoma Elfriede Götz in der Kita Schwalbennest aktiv

„Oma, Oma, gehst Du schon?“, ruft ein Mädchen Elfriede Götz fragend hinterher. Doch die Sorge ist unbegründet: Die Seniorin legt nur mal eine kurze Pause für ein Interview ein und ist dann gleich wieder bei ihren Schützlingen.

Die sympathische Frau ist 88 Jahre alt und für die Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte Schwalbennest die „Leseoma“, für die Kinder oft auch einfach nur die „Oma“. Seit Anfang April besucht Elfriede Götz jeden Freitag für eine Stunde die Kita Schwalbennest.

„Ich schnappe mir Tierbücher, Autobücher, Wimmelbücher, Pixi-Bücher und andere Bücher und setze mich mit den Kindern in eine kuschelige Ecke. Bei schönem Wetter finden wir auch gerne unter freiem Himmel einen Platz und ich blättere mit den Knirpsen durch die Seiten und erzähle Geschichten“, berichtet sie freudestrahlend.

Über die Geschichten animiert Elfriede Götz die Kinder, zu sprechen. Sie bindet sie in die Vorlesestunden ein und stellt ihnen Fragen, damit sich die Drei- bis Sechsjährigen aktiv an der Lesestunde beteiligen und mit ihr in Interaktion treten. Die Kinder finden das schön, kuscheln sich an die „Leseoma“.

Über die Seniorenrunde in die Kindertagesstätte gekommen

Wie kam sie zu dieser Aufgabe? Über den Runden Tisch „Älter werden in Raunheim“ hatte Elfriede Götz erfahren, dass die Raunheimer Kindertagesstätten sich über ehrenamtliche Vorlesepatinnen und -paten freuen.

Eine ehemalige Erzieherin, die regelmäßig am Runden Tisch teilnimmt, hatte sie davon überzeugt, dass sie genau die richtige Seniorin als Lesepatin sei. Sie habe kurz darüber nachgedacht und die Sache dann einfach mal ausprobiert. „Ich hatte sofort Spaß, den Kindern vorzulesen“, sagt sie. Inzwischen ist sie noch viel mehr als eine Lesepatin. Sie malt, spielt und turnt mit den Kindern. „Ich bin das Mädchen für alle Fälle“, sagt Elfriede Götz schmunzelnd. Nicht selten kommt es vor, dass sie die Stunde kurzerhand um ein paar Minuten verlängert.

Elfriede Götz hatte schon ihrem eigenen Sohn und später auch ihren beiden Enkelsöhnen vorgelesen. „Ich finde es wichtig, dass den Kindern vorgelesen wird. Oft wird das zuhause nicht gemacht“, stellt sie fest.

Kita-Leitung Melanie Hinkel freut sich über den wöchentlichen Besuch der Vorlesepatin. „Mit ihren 88 Jahren ist das schon einmalig“, stellt sie fest. Elfriede Götz meistere ihre Aufgabe begeistert. „Sie ist Teil des Teams“, betont Hinkel. Götz ist derzeit die einzige Lesepatin der Kindertagesstätte Schwalbennest. Und sie ist für Melanie Hinkel von besonderem Wert. Denn die ehrenamtliche Lesepatin habe keinen Erziehungsauftrag, sondern könne abseits des Bildungsauftrags der Erzieherinnen und Erzieher andere Impulse geben.

Das Bonbon für die Kinder

Elfriede Götz sei zudem nicht jeden Tag, sondern nur eine Stunde pro Woche präsent. "Das ist ein Bonbon für die Kinder", bringt die Kita-Leitung den Besuch und den hohen Wert der Tätigkeit von Elfriede Götz auf den Punkt.

Die Sprachförderung ist ein Schwerpunkt der Stadt Raunheim innerhalb des Bildungsauftrags in den Kitas. Umso schöner wäre es, wenn jede Kindertagesstätte regelmäßigen Besuch von mindestens einem Menschen in der Rolle eines Vorlesepaten oder einer Vorlesepatin bekäme.

"Und das müssen nicht nur Omas sein", betont Melanie Hinkel. Frauen und Männer jeden Alters dürfen den Kindern in der Kita vorlesen, wenn sie Freude an Bilderbüchern und dem Umgang mit Kindern haben. Wer Interesse daran hat, kann gerne die Koordinatorin für Sprachliche Bildung, Sibylle Grigat, kontaktieren. Sie ist telefonisch unter 06142 - 402-239 sowie per E-Mail unter s.grigat@raunheim.de zu erreichen.