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Raunheim aktuell
Ausgabe 20/2025
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Vier Jahrzehnte Fairer Handel in Raunheim – seit 2012 mit eigenem Laden

Wer hätte schon gedacht, dass der Faire Handel in Raunheim 2025 sein 40-jähriges Bestehen in einem eigenen Laden feiern würde, als 1985 beim Pfarrfest im katholischen Gemeindezentrum Sankt Bonifatius erstmals fair gehandelte Produkte angeboten wurden?

Weil es sich bei einem 40. Geburtstag jedoch nicht um ein offizielles Jubiläum handelt, hatte das Leitungsteam aus Anna-Maija Gräf-Vepsäläinen, Gertrud Zinkeisen, Uschi Gaspar und Ulrike Simon auf eine große akademische Feier verzichtet. Stattdessen war der Fairtrade-Laden im Rathaus wie gewöhnlich samstags geöffnet. Aber leckere alkoholfreie Cocktails – natürlich aus fair gehandelten Zutaten – von Rafael Nauheimer und einige Knabbereien versüßten den Vormittag am Samstag, 20. September. Die Jubiläumsfeier markierte zugleich auch den Abschluss der Fairen Woche, die in Raunheim am 11. September mit der Eröffnung der von der Stadt Raunheim ausgerichteten Fairtrade-Ausstellung begonnen hatte.

Ungezwungenes Treffen am Laden

Eine gemütliche Atmosphäre stellte sich vor und in dem Laden ein. Es waren viele Menschen gekommen, um mit dem engagierten Team zu feiern und zu plaudern. Die Sitzgelegenheiten draußen vor dem Schaufenster wurden rege genutzt, Nauheimers Cocktails waren gefragt.

„Wir sind dankbar, dass uns so viele Menschen über so viele Jahre geholfen haben und der Faire Handel 40 Jahre bestehen konnte“, so Gräf-Vepsäläinen. Das 18-köpfige Team stehe immer bereit, wenn es gebraucht werde. Es halte den Laden am Laufen.

„Ich finde es wunderbar, dass es den Fairen Handel in Raunheim gibt. Hier kann man wirklich tolle Sachen finden und tut dabei noch etwas Gutes. Ich wünsche dem Team und dem Laden das Beste für die Zukunft“, erklärte Erste Stadträtin Dorothee Herberich.

Gast aus Heppenheim

Einen Gast aus Heppenheim durften Gräf-Vepsäläinen, Zinkeisen, Gaspar und Simon ebenfalls begrüßen. Erika Knappmann vom dortigen Weltladen hatte die Information über die kleine Geburtstagsfeier vom Dachverband erhalten. Der Weltladen feiert ebenfalls in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. „Das ist ein tolles Lädchen hier“, freute sie sich und stellte fest, dass das Geschäft gut sortiert sei.

Rita Mora de la Rosa kurbelt den Fairen Handel an

1985 hatte die inzwischen verstorbene Rita Mora de la Rosa in der damaligen Gemeinde St. Bonifatius den Ausschuss für Entwicklung, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gegründet. Unter dem Dach des Ausschusses begann sie, fair gehandelte Waren anzubieten. Sie hatte die Idee von Klaus Buchholz aufgegriffen. Der Raunheimer verkaufte in Rüsselsheim in einem Laden Produkte aus fairem Handel.

Verkauf nach dem Gottesdienst

Bald schloss sich Hannelore Mehler an, die dem Fairen Handel bis ins Jahr 2022 treu blieb, dann aber aus gesundheitlichen Gründen ihr Engagement beendete. „Einmal im Monat haben wir Waren im Rüsselsheimer Laden geholt“, erinnerte sie sich. Das Sortiment begrenzte sich anfangs auf Kaffee, Tee, Reis und Schokolade. Einmal im Monat wurden diese Produkte nach dem Gottesdienst an einem kleinen Stand am Eingang angeboten. „Fairer Handel war damals noch kein Begriff“, meinte Mehler. Zunächst nur zögernd angenommen, sprach sich das Angebot aber bald herum und gewann an Bekanntheit.

1995 bildete sich der Missionskreis der beiden katholischen Gemeinden St. Bonifatius und Heilig Geist. Es schlossen sich Marion Schnorrenberger, Rita Lupo und Rita Plomitzer an und der Verkauf wurde auf die Gemeinde Heilig Geist ausgeweitet. Der Wochenmarkt und die Basare der Kirchengemeinden kamen hinzu.

Der Laden im Rathausgebäude vergrößert die Aufmerksamkeit

2009 fusionierten die beiden katholischen Pfarreien zur Gemeinde St. Antonius von Padua. 2012 eröffnete der Faire Handel seinen Laden im Gebäude des Rathauses, von der Stadt mietfrei zur Verfügung gestellt. „Das war ein großer Schritt“, betonte Mehler. Die großflächige Fensterfront lädt seither zum Reinschauen und Reinkommen ein. Die Produktpalette konnte dank der großen Ladenfläche erheblich vergrößert werden. Es werden neben Lebensmitteln auch fair gehandelter Schmuck, Accessoires, Töpferware und Dekoartikel angeboten.

„Ich habe mich immer gerne für den Fairen Handel engagiert“, sagte Mehler. Zum einen, weil sie mit ihrer Unterstützung den Menschen in den Produktionsländern helfen wollte. Zum anderen, weil ihr der Verkauf, der Kontakt mit der Kundschaft und die Pflege des Ladens großen Spaß bereitet haben.

Derzeit arbeitet die Stadt Raunheim daran, Fairtrade-Stadt zu werden. Sie setzt damit einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung um.

Öffnungszeiten Fairtrade-Laden im Rathaus, Am Stadtzentrum 1: Mi. & Do. 10–13 & 15–18 Uhr | Sa. 10–13 Uhr