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Raunheim aktuell
Ausgabe 24/2025
Seite 7
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Kreiselspaziergang im Zeichen des interreligiösen Dialogs

Gelebte Vielfalt und Erinnerung in Raunheim

Rund sechzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen am Sonntag, den 26. Oktober 2025, zum diesjährigen Interreligiösen Dialog in Raunheim zusammen. In diesem Jahr stand die Veranstaltung ganz im Zeichen eines Kreiselspaziergangs, der zu den drei Raunheimer Kreiseln führte, die die Namen Alfred Delp, Christoph Probst und Dietrich Bonhoeffer tragen – Männer, die in den dunkelsten Jahren deutscher Geschichte durch ihren Mut, ihr Gewissen und ihren unerschütterlichen Glauben an die Würde des Menschen Orientierung gaben.

Unter der Leitung und Moderation von Stadtverordnetenvorsteherin Loubna Ouariach führte der Weg die Teilnehmenden zu allen drei Kreiseln – teils zu Fuß, teils mit dem Fahrrad oder Auto. Maria Opelt, Kai Merten und Mohammed Ghazi würdigten an den jeweiligen Stationen Leben und Vermächtnis der Namensgeber. Johannes Wolf bereicherte die Veranstaltung mit fundierten Einblicken in die städtebauliche Planung und die bewusst gewählte Symbolik der Kreisel, die als Orte des Erinnerns und der Begegnung gestaltet wurden.

„Die Erinnerung an Menschen wie Bonhoeffer mahnt uns, den Glauben nicht in Worten, sondern im Handeln zu leben. Wo wir einander zuhören, entsteht Frieden – im Kleinen wie im Großen,“ sagte Maria Opelt von der Evangelischen Paulusgemeinde.

„Christoph Probst steht für den Mut, in dunklen Zeiten menschlich zu bleiben. Sein Vermächtnis erinnert uns daran, dass Glaube immer auch bedeutet, Haltung zu zeigen,“ ergänzte Kai Merten von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Antonius von Padua.

„Dialog ist kein Ziel, sondern ein Weg. Wenn Menschen unterschiedlicher Religionen gemeinsam erinnern, dann wird aus Geschichte Verantwortung – für unsere Stadt, für unser Zusammenleben,“ betonte Mohammed Ghazi vom Marokkanischen Freundschaftskreis e. V.

In ihrer Ansprache unterstrich Loubna Ouariach die Verantwortung, die aus Erinnerung erwächst:

„Frieden entsteht nicht durch Schweigen, sondern durch das Wort, den Dialog und die Haltung des Herzens. Der interreligiöse Dialog führt zusammen, was unterschiedlich scheint – und zeigt, dass Menschlichkeit kein Wort der Vergangenheit ist, sondern eine tägliche Aufgabe.“

Nach dem Rundgang kamen alle Teilnehmenden zu einem offenen und herzlichen Ausklang im Garteneck zusammen. Bei Kaffee, Tee, Kuchen und Gebäck entstand ein lebendiger Austausch mit Fragen, Antworten und persönlichen Gedanken zu Glaube, Verantwortung und Zusammenhalt.

„Vor über zwanzig Jahren haben wir begonnen, Brücken zu bauen. Dass heute so viele Menschen gemeinsam diesen Weg gehen, zeigt: Das Fundament des Dialogs trägt bis heute,“ erinnerte Fritz Radlinger, Mitbegründer des Interreligiösen Dialogs.

„Der interreligiöse Dialog lebt von Begegnung. Wir lernen voneinander, dass Vielfalt kein Gegensatz ist – sie ist unser Reichtum. Raunheim beweist das seit Jahrzehnten,“ ergänzte Fouad Atmani.

Der Interreligiöse Dialog Raunheim wurde vor über zwanzig Jahren von vier Raunheimer Religions- und Kulturgemeinschaften ins Leben gerufen – dem Marokkanischen Freundschaftskreis e. V., der Katholischen Pfarrgemeinde St. Antonius von Padua, der Evangelischen Paulusgemeinde Raunheim sowie dem Türkischen Kultur- und Bildungsverein e. V.

Was damals als gemeinsames Zeichen des friedlichen Zusammenlebens begann, ist heute tief in der Raunheimer Stadtgesellschaft verwurzelt.

Er gehört zur Raunheimer Seele: ein lebendiges Symbol für Offenheit, Verständigung und die Überzeugung, dass Vielfalt nicht trennt, sondern verbindet.

Mit dem Gedenken an Delp, Probst und Bonhoeffer hat Raunheim einmal mehr gezeigt, dass Erinnern nicht rückwärtsgewandt ist, sondern zukunftsweisend – und dass wahrer Dialog dort entsteht, wo Menschen einander mit Respekt, Vertrauen und offenem Herzen begegnen.