Es wird geschraubt, gelötet und getestet. Fachkundige Blicke betrachten Riemen, Kondensatoren und Widerstände, mit dem Amperemeter wird der Stromfluss geprüft. Ein CD-Player, ein Kaffeeautomat, ein Föhn und andere Geräte liegen auf den Tischen. Es sieht aus wie in einer Werkstatt.
Wo sonst über Fische und Angelsport gesprochen wird, werden heute Kleingeräte repariert. Denn das von der Stadt Raunheim initiierte Repair-Café hatte am 1. Februar das erste Mal geöffnet. Im Vereinsheim des Angelsportvereins müssen die defekten Geräte sogar auf einem extra Tisch auf Halde gelegt werden, bis sie an der Reihe sind.
Es gab zwar im Vorfeld bereits Anmeldungen, aber der spontane Andrang ist überwältigend. „Es ist schön, dass das Repair-Café so toll angenommen wird“, freut sich Angelika Zuber vom Fachdienst Wirtschaftsförderung, Liegenschaften und Kultur und dankt dem Angelverein, dass er seine Unterkunft zur Verfügung stellt. „Es läuft gut, der Zuspruch ist enorm“, zeigt sich Evelin Gerold vom Organisationsteam überrascht.
Alltagsgeräte müssten nicht immer gleich entsorgt werden, wenn sie nicht mehr funktionieren, stellt Zuber fest. Denn eventuell lassen sie sich mit kleineren Reparaturen wieder zum Laufen bringen. Um Menschen die Gelegenheit zu geben, ihre Geräte auf Fehler zur prüfen und sie, wenn möglich, auch zu reparieren, wurde das Repair-Café ins Leben gerufen. „Es verringert auch das Müllaufkommen, wenn die Geräte nicht gleich entsorgt werden“, stellt Zuber fest.
Sie freut sich über die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die das Repair-Café unterstützen - insgesamt 17 an der Zahl. Zehn Personen reparieren, vier organisieren, drei backen Kuchen und betreiben die Cafeteria. Rolf Körner ist einer der Reparateure und leitet auch das Orga-Team. Erfreulich ist, dass auch drei Helfende über den Ausländerbeirat gewonnen werden konnten.
„Das Repair-Café hilft, Ressourcen zu schonen und wertvolle Dinge zu erhalten. In unserer heutigen Wegwerfgesellschaft werden viel zu oft Dinge entsorgt, die mit ein wenig handwerklichem Geschick und technischer Expertise noch lange genutzt werden könnten. Das Repair-Café bietet den Bürgerinnen und Bürgern nicht nur die Möglichkeit, ihre kaputten Geräte wieder instand setzen zu lassen. Es ist auch ein Ort der Begegnung, an dem Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenkommen, sich austauschen und voneinander lernen können. Ich freue mich sehr über das große Engagement der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sowie über die positive Resonanz aus der Bevölkerung. Dass so viele Menschen heute hierhergekommen sind, zeigt, wie wichtig solche Angebote für unsere Stadt sind“ sagt Bürgermeister David Rendel, der dem Repair-Café zum Auftakt einen Besuch abstattete.
Wie läuft der Betrieb des Repair-Cafés? „Wir nehmen tragbare elektrische und nicht elektrische Geräte sowie Fahrräder an“, informiert Gerold. Der Unkostenbeitrag liegt bei zwei Euro. Die Cafeteria freut sich über Spenden. Wenn Geräte nicht ad hoc repariert werden können, weil Ersatzteile benötigt werden, müssen sie zunächst wieder mit nach Hause genommen werden, weil ihre Lagerung im Anglerheim nicht möglich ist.
„Das ist eine sehr gute Idee“, findet Elfriede Köhler, die einen Lichterbogen mitbrachte, weil die Lampen nicht mehr leuchten. Schnell ist der Fehler gefunden. Eine Birne war defekt, deshalb funktionierte die Reihenschaltung nicht mehr.
Bernhard Wolfermann ist einer der Reparateure. Er hat sich einen Vakuumierer geschnappt. „Ich finde es gut, wenn man Geräte retten kann, obwohl sie doch auf den ersten Blick nicht mehr funktionieren“, begründet er sein Engagement beim Repair-Café. Er hat zugleich großen Spaß am Basteln. Egbert Hahn sitzt vor dem Innenleben eines CD-Players, der einen neuen Riemen braucht, wie er herausgefunden hat. „Es geht um Nachhaltigkeit und ich helfe gerne“, sagt er. Simone Vockenbert bedient in der Cafeteria. „Ich will etwas Gutes tun“, sagt sie.
Das Repair-Café ist jeden ersten Samstag im Monat von 13 bis 15 Uhr im Anglerheim in der Anton-Flettner-Straße 18 geöffnet.