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Raunheim aktuell
Ausgabe 9/2024
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Die Stadt Raunheim würdigt ihren Sohn Hans Nauheimer: Ganz besondere Vernissage für eine einmalige Ausstellung

Die Stadt Raunheim löste am Wochenende vom 19. bis 21. April ein Versprechen an den bekannten ortsansässigen Künstler Hans Nauheimer ein. Der 87-Jährige hatte vor einigen Jahren der Stadt seine gesamten Werke überlassen. Im Gegenzug war eine Ausstellung aus seinem Gesamtwerk vereinbart worden. „Dem Wunsch sind wir mit dieser wunderbaren Ausstellung gerne nachgekommen“, freute sich Iva Vaasen am Donnerstag, als mit rund 100 geladenen Gästen die Vernissage gefeiert wurde. Die Leiterin des Fachdienstes Wirtschaftsförderung, Liegenschaften und Kultur führte charmant durch den interessanten und unterhaltsamen Abend.

Zur Freude von Bürgermeister David Rendel, den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und den zahlreichen Gästen war Hans Nauheimer trotz seiner angeschlagenen Gesundheit bei der Vernissage anwesend. Der Künstler trug mit zahlreichen Anekdoten während der Gastreden zu einer heiteren und amüsanten Stimmung bei.

Die Kulturabteilung der Stadtverwaltung hatte sowohl im Bürgersaal als auch im Foyer des Stadtzentrumsgebäudes mit viel Liebe eine bisher einmalige Ausstellung eingerichtet, die mit einer noch nie erlebten Vernissage eröffnet wurde.

Lange Schaffenszeit mit breiter Stil-Palette

Die Ausstellung zeigte einen breiten Querschnitt aus Nauheimers Schaffenszeiten. Zeichnungen aus den 70er Jahren, Pattern-Painting aus den 80er Jahren, Arbeiten mit Spachtelmasse aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und farbintensive Acrylmalereien auf Leinwand aus den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts sowie großformatige Skulpturen stießen auf Bewunderung und Faszination.

Aus rund 1000 Werken hatten Menschen aus der Mitte der Bevölkerung rund 65 Arbeiten ausgewählt und mit persönlichen Worten gewürdigt. Deshalb trug die Ausstellung auch den begleitenden Titel „Unser Nachbar – der Künstler – Hans Nauheimer“.

„Herr Nauheimer, Sie haben der Stadt und der Stadtgesellschaft ein großes Geschenk gemacht. Eine Ausstellung zu konzipieren, die Ihrem Lebenswerk gerecht wird, dürfte selbst für ausgezeichnete Kuratoren sehr herausfordernd sein“, würdigte Iva Vaasen das Schaffen des Künstlers.

Beeindruckende Sammlung eines lokalen Künstlers

„Es ist eine große Ehre für die Stadt Raunheim, eine solch beeindruckende Sammlung von Werken eines lokalen Künstlers präsentieren zu können“, stellte Bürgermeister David Rendel fest. Dessen Arbeiten seien nicht der einfachen und alltäglichen Kunst zuzurechnen. Es seien vielmehr Werke der besonderen Ausdruckskraft, hob er die künstlerische Leistung Nauheimers hervor. Ihm sei es gelungen, den Zeitgeist der jeweiligen Schaffensperiode einzufangen und die teils drastische persönliche Kritik den Betrachtenden emotional zu vermitteln.

David Rendel verdeutlichte die Wertschätzung der Stadt Raunheim über die Werke Nauheimers: „Noch zu Ihrer Schaffenszeit haben wir Kunstwerke von Ihnen für das damals neue Rathaus erworben“. Der Bürgermeister ließ es sich abschließend nicht nehmen, Hans Nauheimer zu seinem Geburtstag zu gratulieren. Der Künstler hatte einen Tag vor der Vernissage seinen 87. Geburtstag gefeiert.

Hans Nauheimer, ein waschechter Raunheimer, kam in Begleitung seiner Familie zur Vernissage. Rafael Nauheimer, einer seiner beiden Söhne, verlieh seiner Freude Ausdruck, dass die Stadt Raunheim die Werke des Vaters in der Öffentlichkeit präsentiert. Er blickte auf die frühen Jahre seines Vaters als Künstler zurück, sprach über den Mensch Hans Nauheimer. „Er hatte schon als Kind immer einen Draht zur Kunst“, berichtete er. Bei seinem Arbeitgeber Opel schaffte er es bis zum stellvertretenden Studioleiter Design. In den späten 1960er Jahren begann er ein Kunststudium. 1985 richtete er im ehemaligen Resert-Ihm-Firmengebäude sein Atelier ein. Hohe Decken und Fenster, riesige Räume, „das war ein wunderbares Atelier“, erinnerte sich Hans Nauheimer.

Mitbegründer der Raunheimer Künstlergruppe

Hans Nauheimer war auch Mitbegründer der Freien Künstlergruppe Raunheim, deren Sprecherin Marion Schröer ihn als „einen Mann mit beeindruckendem Talent“ beschrieb. Er habe als Visionär die Kunst neu definiert. Die Kunsthistorikerin und Archivarin des Mainzer Dom- und Diözesanarchivs, Marion Singer, wandte sich Nauheimers Stilen zu. Hartwig Kittler berichtete von seiner Zusammenarbeit mit Nauheimer für sein Gedichtband „Tanz auf dem Seil“, das der Künstler illustriert hatte.

Einem breiten Publikum Kunst näherbringen

Die folgenden drei Tage der Ausstellung standen unter bestimmten Mottos, um eine besonders breite Schicht der Bevölkerung anzusprechen. After Work Party, Vino Art und Familie Art lockten zahlreiche Besucher in den Bürgersaal und in das Foyer. Kinder und Eltern konnten an Stationen selbst Kunst machen. In lange Hemden gepackt durfte der Nachwuchs mit Farbe, Pinsel und Spachtel kreativ sein.

Die Besucherinnen und Besucher äußerten sich begeistert über die Ausstellung und das Mitmachangebot. Mit einem Glas Wein in der Hand warfen die Erwachsenen kritische und begeisterte Blicke auf die Werke Nauheimers.