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Treburer Nachrichten
Ausgabe 30/2022
Gemeindenachrichten an alle Ortsteile
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Gesellschaft Heimat und Geschichte e.V. Trebur

Dürrejahr 1540

Wendelin Helbachius, ein Gelehrter aus Thüringen, schreibt über den Marktflecken Trebur 1540:

Damals war in der Obergrafschaft Katzenelnbogen und im ganzen Land eine große Dürre, 11 Monate lang hat es kaum geregnet und das Getreide und die Früchte auf dem Felde verbrannten in der Hitze. Die Obstbäume warfen das Laub ab, Wälder und Büsche wurden durch Feuer vernichtet. Die wildlebenden Tiere und Vögel starben massenweise, Vögel stürzten sogar vom Himmel wegen Wassermangel, berichtet der Pfarrer und auch das Hausvieh und die Menschen hatten kein ausreichendes sauberes Trinkwasser. Die Haus -und öffentlichen Brunnen und der Schwarzbach, den man damals als Hirselbach bei Trebur benannte, waren ausgetrocknet und die Bewohner von Trebur gruben metertiefe Löcher in das Flussbett, um an Wasser zu kommen für Vieh, Pflanzen und Mensch. Die Hitze war so groß, dass viele Dörfer und Städte in Brand gerieten und auch Trebur stand zum Teil in Flammen. Die eng bebauten Gassen bestanden hauptsächlich aus strohgedeckten Behausungen, andere Häuser und Steinbauten mit Ziegeldächer gedeckt, blieben zum Teil weitgehend verschont.

Den Rhein konnte man an verschiedenen Stellen wegen des gesungenen Wasserpegels zum Teil sogar zu Fuß durchschreiten. Erst Ende des Jahres viel wieder Regen. Aber zu spät. Brotgetreide war knapp und kaum Futter fürs Vieh stand zur Verfügung. Somit entstand eine große Hungersnot, hinzu kamen noch Seuchen, viele Menschen starben an Durchfallerkrankungen. Nach dem Katastrophenjahr 1540 schreibt der Pfarrer: „ nur noch 700 Seelen haben überlebt“.

Am, in Trebur 1577 erbauten, Alten Rathaus war eine Gedenkinschrift zu diesem Katastrophenjahr angebracht. Diese wurde von Johann Just Winkelmann 1697 erwähnt:

Anno 1540 Jahr

Trebur verbrannt war

aus großer Dürr

das Wasser vertrocknet war

solch Dürr und heisser Sommerschein

bracht allenthalben süssen Wein

Leider wurden 1903, bei der großen Renovierung des 1577 erbauten Rathauses, solche legendären Inschriften beseitigt, auch die Symbole der Marktrechte und der Pranger wurden entfernt.