Drei Kirchen St. Albani, und (Der Lieben Frauen) St. Marien waren einst vorhanden, St. Laurenti ist bis heute geblieben, eine vierte Kirche soll noch da gewesen sein. Wenn man durch die Niederpforte den Weg Richtung Mainz nach Rüsselsheim geht, ist diese auf dem St. Theobaldsfeld ehemals gestanden und wurde St. Ewald genannt.
Die Gemarkung enthält 4404 Morgen Acker, 1539 Morgen Wiesen, 1193 Morgen Weiden und 1774 Morgen Waldung. Der Boden ist schwer und fruchtbar und ohne die Rheinüberschwemmungen wären die Leute hier noch reicher, behaupten die Chronisten. Die Hauptprodukte sind Weizen, Gerste, Weißkraut und Heu, von welchem allem ein beträchtliches Quantum außer Land geführt wird. Korn und Hafer wird nur zu Notdurft verkauft, wogegen gelbe und weiße Rüben, Dickwurzeln und Kartoffel zur großen Menge zur Fütterung und Mastung angebaut wird. 600 Stück Zugvieh und nicht weniger Kühe müssen den Winter über erhalten und mehrere hundert Schweine gemästet werden. Die Schafweide gehört der Gemeinde und darauf werden jährlich etliche hundert Hammel fettgemacht. Auch halten die Untertanen über 2000 Gänse, welche den ganzen Sommer auf der Weide und im Wasser sind und daher die besten Federn geben.
Die Treburer Untertanen sind besonders in Frucht- und Heuernte unermüdlich, unübersehbare Fluren von einer Gattung Frucht stehen in drei Tagen leer und bei Pflanzen des Weißkrauts ist das Feld von morgens bis abends mit Menschen bedeckt, ohne dass jemand des Mittags nachhause geht.
In Trebur wird bei zahlreichen Wirtschaften Bier gebraut, denn Hopfen und Malz dafür ist in Mengen vorhanden. Auf fast jedem Grundstück beim Hof ist auch ein Weinberg angelegt.
Bei aller Eifrigkeit halten die Bewohner es eifrig mit Sitten und alten Gebräuchen und pflegen ihre Wohnstätte.
Die Zehntpflicht von den Erträgen geht zu ¾ nach Mainz und zu ¼ an die Landesherrschaft in Darmstadt, wovon auch das Kloster Eberbach und das St. Bartholomäus Stift in Frankfurt noch ihren Anteil erhalten.
Die Gemeinen Einkünfte verlaufen sich auf 3000 Florin und werden Gutenteils für die Erhaltung der gemeinen Einrichtungen, Gebäude, des Pflasters, der vielen Brücken, Gräben, Dämmen und Schleußen verwendet. Doch könnte die Bürgermeisterei noch über 5000 Zentner Heu verkaufen, wenn man die gemeinen Wiesen nicht größtenteils von den Gemeinsleuten benutzen ließe.
Der Marktflecken besitzt auch noch einen Hof, der vor zehn Jahren im Oberwald bei Mörfelden angelegt worden ist. Die Nutzung des Forstes bringt gute Erlöse.
Die Fischerei in der Bach und den Gräben gehört zur fürstlichen Deichmeisterei, die Untertanen dürfen alle Samstag in einem bestimmten Distrikt im Graben fischen.
In Trebur gab es 1791 einen Oberpfarrer, Diakone, Präzeptor und einen Schulmeister
Amtsleute, der Schultheiß, Oberschultheiß, Bürgermeister, Medicus, 2 Zöllner und Amtsschreiber
Die Rheinaue bei Trebur, die ehemals der Freiherrschaft von Wallbrunn gehörte, führt teils auch den Namen und ist aber seit geraumer Zeit herrschaftlich nahe des Rheins am Landdeich und ist ganz mit Chur pfälzischen und mainzischen Gebiet umgeben, steht aber wie die „Schrautenbachsche“ Rheinaue unter fürstlicher Landeshoheit.
Kommentar:
Im 19. Jahrhundert ist es nicht mehr so selbstverständlich sich als wohlhabend zu bezeichnen. Kriege, Naturkatastrophen und der Zerfall des alten Reiches unter den Habsburgern in Wien, haben das Leben verändert. Es wurde um Gerechtigkeit und Demokratie gerungen. Ein neues Großherzogtum Hessen-Darmstadt ist 1814 entstanden und Gebietsverluste der alten Grafschaft wurden durch die Säkularisation wieder ausgeglichen. Der Landkreis Groß-Gerau entstand aus dem Amt Rüsselsheim, Groß-Gerau-Dornberg, Amt Kelsterbach, vorher Grafschaft Isenburg und Gernsheim. Haßloch und Astheim gehörten vorher zum Kurstaat Mainz. Geinsheim gehörte zur Grafschaft-Isenburg und wurde dem neuen Großherzogtum Hessen Darmstadt zugeschlagen, aus Südhessen entstand der Regierungsbezirk Starkenburg.
Wirtschaftlich sah es schlecht aus. Die Industrialisierung ging an Trebur vorbei, die Bevölkerung, die vorher hauptsächlich in der Landwirtschaft und im Handwerk tätig war, suchten nun ihr Einkommen in den Industriestandorten am Main, Groß-Gerau, Mainz, Darmstadt und Frankfurt. Soziale Missstände und ernsthafte Not führten zur Auswanderung hauptsächlich nach Amerika. Vor Ort waren Seuchen, Hunger und Mangelwirtschaft an der Tagesordnung. Krankenversicherung und Altersversorgung gab es vorerst noch nicht. Erst im letzten Viertel des 19. Jh. mit der Reichsgründung unter dem Preußischen Haus der Hohenzollern erholte sich Trebur langsam von den Nöten. Öffentliche Anbindung durch den Eisenbahnbau wurde in Trebur abgelehnt. Aber die Abhängigkeit von den nahen Industrieorten wirkte sich auf die Einwohner aus, denn die holten ihren Lebensunterhalt dort. Langsam wirkte sich das nicht nur für die Bewohner, sondern auch auf das Gemeindeleben aus, Vereine und Neubaugebiete über den Burggraben hinaus entstehen. Trebur hatte im 19. Jh. 12500 Morgen Gemarkung, Ober- und Unterwald mit einbeschlossen. 1852 hatte Trebur 1599 und im Jahre 1895, 1935 Einwohner.