Mit Kerzen und Rosenniederlegungen wurde den ehemaligen jüdischen Mitbürgern gedacht, die unter einem der grausamsten Regime ihre Heimat verlassen mussten oder in Gaskammern ermordet wurden.
30 Personen haben sich am 9 .November diesen Jahres an den Stolpersteinen für die Familie Goldschmidt an der Hauptstraße 46 zu einem nachdenklichen Abendspaziergang durch die Gassen von Trebur getroffen.
Ursprünglich waren es 99 Mitglieder jüdischen Glaubens, die um 1900 der Synagogengemeinde Trebur gehörten. Die Synagogenanlage in der Nauheimer Straße war mit einer Hebräisch-Schule, Raum für den Schächter, Wohnung für den Lehrer, einer Mikwe und einer sogenannten Scheunensynagoge mit einem Gottesdienstraum für Männer, einem Frauenstand und einer Apsis, wo sich die Thorarollen befanden, ausgestattet. Der Synagoge waren Anfang der 30. Jahre des 20. Jh. noch 40 Mitbürger jüdischen Glaubens angehörig. 1936 haben Erich Goldschmidt und Gustav Rosenbaum die jüdische Gemeinde Trebur aufgelöst und die sakralen Gegenstände an die jüdischen Gemeinde nach Darmstadt und Frankfurt übergeben. Die meisten jüdischen Bewohner konnten auswandern, andere wurden in den KZ der NAZIS ermordet. Darunter Betty Hayum, Jakob Hayum, Toni (Sidoni) Hiffelsheimer, Lina Hiffelsheimer, Flora Goldschmidt, Flora Rosenbaum und Gustav Rosenbaum.
Herta Kolb, ehemalige Lehrerin aus Trebur, hatte Kontakt mit Carl Levy, der mit seinen Brüdern nach St. Louis in die USA ausgewandert war, seine Mutter Emilie ging über Frankfurt in die Schweiz. Carl Levy war und blieb Trewwerer auch in St. Louis, viele Fotos aus seiner Heimat hingen in seiner Wohnstube und die Lieder seines ehemaligen Treburer Gesangvereins sang er auch noch gerne. Familie Erich und Regina Goldschmidt mit Tochter Ellen wanderten ebenfalls in die USA aus, die Mutter Flora Goldschmidt ging nach Frankfurt und wurde in Theresienstadt ermordet. Frau Regina Goldschmidt schrieb 1988 einem Brief an Herta Kolb, dass sie nicht mehr nach Trebur kommen möchte, da sie erlebt hat, wie sich die Bürger von ihrer Familie abwanden und auch kein Kind mehr von heute auf morgen mit ihrer Tochter spielen wollte. Es war ein Spießrutenlaufen im Ort. Sie bekamen kein Brot und auch keine Nahrungsmittel in den Geschäften. Eine Nachbarin, die ihnen geholfen hatte, wurde ins Rathaus befohlen und unter Drohungen belehrt, dass sie nicht mit nichtarischen Menschen verkehren darf.
Hauptstraße 28: Toni Hiffelsheimer wurde nach Vavel / Oldenburg ins Lager Wunsdorf gebracht und von dort nach Brandenburg an der Havel im KZ mit Kohlenmonoxyd ermordet. Lina Hiffelsheimer wurde nach Goddelau eingewiesen, wo sie an einer Überdosis von Medikamentenproben verstarb. Damit blieb ihr der Transport nach Hadamar erspart, wo sie in der Gaskammer ermordet werden sollte.
Kümmelgasse 8: Das Ehepaar Hayum hatte ein Stoffgeschäft in Trebur. Jakob Hayum wurde in Lublin ermordet. Seine Frau Betty Hayum wurde beim Straßenbau in Lublin beschäftigt. Die sowieso schon immer schmächtige Person musste dort hart arbeiten und war sehr krank. Ein aus Trebur stammender Volontär in einem dortigen landwirtschaftlichen Betrieb hatte Betty getroffen und ihr Medikamente besorgt. Sie hat nicht überlebt und ist im KZ Treblinka ermordet worden.
Nauheimer Straße 9: Das jüdische Ehepaar Rosenbaum hatte ein Geschäft mit Gewürzen, Spezereien und Kurzwaren. Beide wurden getrennt in Konzentrationslager gebracht und in Treblinka ermordet.