Titel Logo
Treburer Nachrichten
Ausgabe 47/2025
Trebur
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Gesellschaft Heimat und Geschichte - Ein großes Neubaugebiet verändert die Dorfstruktur von Astheim - Teil 1

Ein großes Neubaugebiet verändert die Dorfstruktur von Astheim - Teil 1

Vor 60 Jahren brummten die Mischmaschinen

Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg, der Drang der Bürgerinnen und Bürger nach besserem und großzügigerem Wohnraum, heraus aus der Enge der alten Häuser, meist noch ohne Bad und Toilettenräume, oftmals 3 oder gar 4 Generationen unter einem Dach in kleinen Stuben und kleinen Fenstern. Dazu die alten Häuser in enger, ineinander verschachtelter Bebauung, oftmals ohne ausreichende Frischluftzufuhr und Sonneneinstrahlung. Im Zwang eines in der Nachkriegszeit sich ändernden Wohnraum- und Wohnbedürfnisses hat auch die damals noch selbständige Gemeinde Astheim, so wie es seinerzeit viele Städte und Gemeinden taten, im Jahr 1963 einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht, der einen großflächigen Bebauungsgürtel mit Wohnhäusern vom Brückenweg im Westen, rund um den alten Ortskern von Astheim und bis hin zur Chaussee nach Bauschheim umspannt.

Der ausgewiesene Bebauungsplan, benannt nach der ihn prägenden Flurgemarkung „Vorm Hollerbusch“, umfasst mit seiner vorgesehenen Bebauung:

197 Bauplätze mit 600 bis 650 m² Fläche, zulässig mit 1- bis 2-geschossiger Bauweise,

1 Baufeld mit 4 Stück je 3-geschossigen Mehrfamilienhäusern in bis zu 32 m Länge,

1 Kirchengelände für eine evangelische Kirche,

1 Schulgelände für eine neue Grundschule und

1 Baufläche für ein kleines Ladenzentrum.

Schon bald in den folgenden Jahren kam es zu einer Änderung einiger geplanter Vorhaben:

* Das vorgesehene Schulgelände machte Platz für den heutigen Kerweplatz und gleichermaßen Parkplatz für den in 1966 umgestalteten Sportplatz.

* Mangels Investoren (Bauträgern) für das vorgesehene 3-geschossige Baufeld errichtete die Gemeinde 1971/72 hierauf ihre neue 5-zügige Grundschule und eine Schulturnhalle.

* 1976 entschloss sich die Gemeinde Astheim zum Bau eines Bürgerhauses mit Veranstaltungssaal und angeschlossener Gastronomie. Dazu wurde die zur neuen Grundschule gehörende Schulturnhalle zu einem Veranstaltungssaal mit einer Bühne umgebaut, sowie mit zwei Kegelbahnen, einer Toilettenanlage, einem großzügigem Entree und mit gastronomischen Räumen arrodiert.

Aber wie das so ist, Kultur und Sport in dem neuen Bürgerhaus-Saal (benannt nach dem damaligen Bürgermeister „Jakob Roos-Halle“) überschnitten sich all zu oft mit Terminen, Veranstaltungen und dem Schulsport, was auf Dauer nicht zu verantworten war.

Die Folge, 1996 wurde im hinteren Bereich der Grundschule eine neue Schulturnhalle gebaut, die nicht nur den Kindern der Grundschule zur Verfügung steht, sondern außerhalb der Schulzeiten auch von vielen Sportvereinen und Freizeitsportlern benutzt werden darf.

* 1970 erbaute die evangelische Kirchengemeinde ihre neue architektonisch ansprechende Kirche. Etwas später wurde dann noch ein freistehender Glockenturm hinzugefügt.

* Und das im Bebauungsplan vorgesehene „Kleine Ladenzentrum“? Kein Bedarf!

Astheim hatte noch bis weit in die 1990er Jahre genug Geschäfte für den täglichen Lebensbedarf mit Bäckereien, Metzgereien und Lebensmittelhandel. Hinzu kam die große Anziehungskraft des 1970 eröffneten Massa-Einkaufsmarktes in Bauschheim.

Ein sich in Astheim niederlassender Arzt hatte Interesse an dem noch freien Areal. Eine Arztpraxis mit angeschlossener Tagesklinik, so das Ansinnen. Dazu die entsprechenden vorgeschriebenen Parkplätze.

Andererseits wurden auch Parkplätze für das neue Astheimer Bürgerhaus gebraucht. Eine gemeinsame Nutzung der für beide Seiten vorgeschriebenen Parkplätze scheiterte jedoch.

So baute die Gemeinde dort eigenständig 16 Parkplätze für den Betrieb des Bürgerhauses und auf der Restfläche des Areals entstand eine kleine Grünanlage mit großkronigen Bäumen, darunter auch die späterhin gepflanzte „Sängerlinde“ des örtlichen Gesangvereins.

Mit den Arealen von Sportplatz, Kerweplatz, neuer Grundschule, dem Bürgerhaus, der Jakob-Roos-Halle und dazu noch das Areal mit der neuen evangelischen Kirche, hat sich die damals selbständige Gemeinde Astheim in relativ kurzer Zeit, heraus aus dem alten kompakten Dorfkern, eine Kulturfläche geschaffen, die im Zusammenfluss aller bürgerlichen Interessen einen neuen kulturellen Mittelpunkt von Astheim bildet.

Noch in 1963, dem Jahr des Beschlusses zum Bebauungsplan „Vorm Hollerbusch“, verkaufte die Gemeinde Astheim die ersten 35 Bauplätze an Bauinteressierte und gab damit die Grundstücke in den Straßen Brückenweg, Karlsbader Straße, Schlesierstraße, sowie am Anfang der Ketteler Straße frei für eine Bebauung mit Wohnhäusern.

35 Bauherren rückten ihrem Traum vom eigenem Haus ein großes Stück näher......

Fortsetzung folgt.