Zum Orange Day, dem Internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2025 hatten die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Gemeinde Trebur zu einer besonderen Abendveranstaltung eingeladen.
Dreizehn Gäste waren der Einladung gefolgt - darunter drei Männer.
In ihrer Einleitung versuchte Anette Welp mit Zahlen zu verdeutlichen, dass „Gewalt an Frauen“ inzwischen zwar sichtbarer geworden ist, jedoch gesellschaftliche und strukturelle Barrieren es Frauen erschweren, sich aus gewaltvollen Beziehungen zu lösen. Die Straftaten sind steigend. Laut BKA wurden im vergangenen Jahr 308 Mädchen und Frauen getötet. 187.128 Frauen waren von „häuslicher Gewalt“ betroffen - ein Anstieg von 3,5 %. Bei Sexualstraftaten wurden 53.451 weibliche Opfer erfasst - ein Anstieg um 2,1 %. Und von digitaler Gewalt waren 18.224 Frauen betroffen - 6 % mehr als 2023. Noch immer gibt es eine große Dunkelziffer, denn insbesondere häusliche Gewalt geschieht meistens im Verborgenen und wird von nahestehenden Personen verübt, die das ihnen geschenkte Vertrauen missbrauchen. Viele Mädchen und Frauen schweigen aus Angst, Scham oder Abhängigkeit - und weil gesellschaftliche Strukturen sie oft nicht ausreichend schützen.
Eine zentrale Rolle spielen immer noch festgefahrene Rollenbilder, damit oft verbunden die ökonomische Abhängigkeit, Tabuisierung und fehlende Unterstützungssysteme.
„Jede Tat ist eine Tat zu viel“, so Anette Welp und zitierte Gisèle Pelicot: „Die Scham soll die Seite wechseln! Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie (dieTäter)!“
Weil Literatur Missstände aufzeigen, Betroffenen eine Stimme geben und gesellschaftliche Veränderungen anstoßen kann, gestalteten die Autorinnen Britta Röder und Anette Welp den Abend mit ausgewählten literarischen Texten, die sich eindrücklich mit Gewalt gegen Frauen in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen befassen.
Britta Röder stellte drei Bücher vor: „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher, „Fremder Champagner“ von Martina Berscheid und „Blauschmuck“ von Katharina Winkler. Aus ihrem neuen Erzählband „Fliehkraft“ las sie ebenfalls eine Geschichte. Im Anschluss daran trug Anette Welp zwei Erzählungen aus ihren Büchern „Funkensausen“ und „Die Welt meistern“ vor.
Nach der Lesung entwickelte sich unter den Anwesenden ein lebhaftes Gespräch, in dem viele Themen angesprochen wurden: Dass wir in einer patriarchalen Gesellschaft leben, in der Frauen immer wieder um ihre Rechte kämpfen, dass Mädchen und Frauen in ihrer Haltung gestärkt werden und auch dass Frauen sich mehr solidarisieren müssen, um gemeinsam etwas zu bewegen.
„Wir sind alle betroffen! Unsere Betroffenheit beginnt da, wo wir Gewalt sehen oder spüren, dass etwas nicht stimmt. Wir sind aufgefordert, hinzuschauen und zu helfen!“, resümierte Anette Welp.