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Treburer Nachrichten
Ausgabe 50/2025
Trebur
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Gesellschaft Heimat und Geschichte

Ein großes Neubaugebiet verändert die Dorfstruktur von Astheim - Teil 4

Wohngebiet „Vorm Hollerbusch“ in Astheim

Der heutige 4. Teil unserer mehrteiligen Dokumentation zum Wohngebiet „Vorm Hollerbusch“ schildert die Verbesserung der Abwassersituation für das damalige Baugebiet durch den Bau der Straßen-Kanalisation und den Bau einer Kläranlage.

Wie gelangen die Astheimer Abwässer zur Kläranlage nach Bauschheim?

Im Jahr 1968 wurden „Vorm Hollerbusch“ endlich die Entwässerungskanäle in den Straßen verlegt und die mit der Abwassersituation so gestressten Anwohner konnten nun das in ihren 3-Kammer-Gruben vorgereinigte Abwasser mit einem Überlauf zur Kanalisation ableiten. Doch stillgelegt und verfüllt konnten die Gruben noch nicht.

Immer noch war es kommunale Auflage, weiterhin mit Vorhaltung der 3-Kammer-Grube das häusliche Abwasser vorzureinigen und die Grube mindestens ein- bis zweimal im Jahr, zum Himmel stinkend mit einem Saugwagen auspumpen zu lassen.

Noch lange, lange Jahre sollte dieser Zustand andauern, bis dann eine Kläranlage gebaut und diese endlich im Jahr 1979 ihren Betrieb aufnahm.

Die Gemeinde Astheim beabsichtigte in Richtung Neudammloch, unmittelbar hinter der Überquerung des Schwarzbachdamms, eine gemeindeeigene Kläranlage zu errichten. Gleichzeitig plante die Stadt Rüsselsheim für ihren Stadtteil Bauschheim eine Kläranlage zu bauen.

Die Aufsichtsbehörde, damals das Wasserwirtschaftsamt Darmstadt sinnierte, das bessere Reinigungsergebnis beim Abwasser lässt sich mit einer größeren Kläranlage erreichen. Also ward in den politischen Gremien nach einigem Hin und Her entschieden, die Abwässer von Astheim werden zusammen mit den Abwässern von Bauschheim in einer neu zu bauenden Kläranlage Bauschheim gereinigt. Im 12.1975 unterzeichneten die Stadt Rüsselsheim und die Gemeinde Astheim eine diesbezügliche öffentlich-rechtliche Vereinbarung.

Doch wie gelangen die Astheimer Abwässer zur Kläranlage nach Bauschheim? Unter Planung und Bauleitung des Tiefbauamtes Rüsselsheim wurde zunächst am Ende des Brückenweges eine Abwasserpumpstation gebaut. Dann folgte der Bau einer 3 km langen Druckrohrleitung, 15 cm dick, quer durchs Feld mit 1 Meter Bodenüberdeckung bis an den Ort der neu zu bauenden Kläranlage Bauschheim, wohin die Astheimer Abwässer nunmehr über Pumpendruck tagein, tagaus geleitet und gemeinsam mit den Abwässern aus Bauschheim gereinigt und kurz hinter dem Ginsheimer Schwarzbach-Sperrwerk dem Altrhein zugeführt werden.

Doch zunächst musste auch die Kläranlage in Bauschheim gebaut werden. Astheim beteiligte sich mit 30 % der anfallenden Gestehungskosten für die gemeinsam benutzten Anlagenteile.

Endlich im Frühjahr 1979 war es dann soweit, die Kläranlage Bauschheim ging in Betrieb. Nicht nur im Neubaugebiet „Hollerbusch“, nein in ganz Astheim konnten die bis dahin für jedes Haus verpflichtenden 3-Kammer-Gruben mit ihrer jetzt nicht mehr benötigten Abwasservorreinigung gekappt, die Gruben verfüllt und die Grundstücksanschlussleitungen an die öffentliche Kanalisation „kurzgeschlossen“ werden. Die Hausbesitzer freuten sich!

Die Reinigung der häuslichen Abwässer auf einen umweltverträglichen Standard war von nun an Aufgabe der Kläranlage Bauschheim.

Wie steht es heute in 2025 mit den ersten 35 Wohnbauten in dem nunmehr sich vom „Baugebiet“ in ein „Wohngebiet Hollerbusch“ entwickelten Bauareal?

Schon nach kurzer Zeit wurden 2 Häuser wieder verkauft. Die hohe Zins- und Tilgungsbelastung zollte ihren Tribut. Das mit großer Aufopferung und Kraftanstrengung aufgebaute Haus konnte trotz aller Verzichte in der Lebenshaltung nicht gehalten werden.

Mit den Jahren wurden viele Häuser für die nachfolgende Generation mit Anbauten und Aufstockungen erweitert. Ein Haus wurde in 2020 gar schon wieder abgerissen und an deren Stelle ein 6-Fam.-Haus errichtet.

Ein großer Teil der Bauherrschaft ist inzwischen verstorben. Leider, was den einstigen Zusammenhalt und das nachbarliche Miteinander der ehemals 35 Bauinteressenten zusammenfallen und schwinden lässt. Nur noch Wenige können im Stolz auf ihr selbst erschaffenes Haus zurückblicken und darin ihren Lebensabend verbringen.

25 Jahre nach Einzug ins neue Haus, im Jahr 1991 war die Erinnerung noch groß an die Mühsal der Errichtung des eigenen Wohnhauses, wie man sich geschunden und geplagt, alle Freizeit, die Samstage und Sonntage geopfert und genutzt hat, nur um das Haus hochzuziehen, auszubauen und einzurichten. Anlässlich dieser Erinnerungen wurde 1991 über ein Wochenende lang ein 2-tägiges Fest gefeiert bei Bratwurst und Grillsteak; und am Sonntag spielte der Musikverein Astheim zur Unterhaltung auf!

Im nächsten Jahr wäre es eigentlich an der Zeit für eine 60-Jahr-Feier. 60 Jahre Wohnen im Brückenweg, in der Karlsbader Straße, in der Schlesierstraße und in den ersten Häusern am Anfang der Ketteler-Straße. Ob die in diesen Straßen wohnende nachfolgende Generation noch mal den Anfängen gedenkt?