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Rathaus-Nachrichten Bitburg
Ausgabe 36/2024
Nachrichten und Mitteilungen der Stadt Bitburg
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Aus dem Stadtarchiv:

Ein nach Bitburg adressierter Feldpostbrief kurz nach der alliierten Landung in der Normandie (06.06.1944)

Der im Bereich der Geschichte sehr engagierte Schüler Felix Dahm hat über Instagram Kontakt mit einem privaten Sammler historischer Militärdokumente aufgenommen. Dieser Sammler hat ihm und dem Stadtarchiv Scans seiner Feldpostbriefe zukommen lassen, welche von Oberleutnant Czylwick stammen, der in einer Feldwerkstatt an der Ostfront diente und 1944 an seine in Bitburg lebende Ehefrau Helene mehrere Briefe schickte. Helene Czylwick wohnte zu diesem Zeitpunkt in der früheren Ludendorffstraße, welche heute Goethestraße heißt. In einem Brief vom 11.06.1944 schreibt Czylwick folgendes an seine Frau: „Mein liebes Herzl! Es ist wieder mal ein Sonntag. Vor einer halben Stunde bin ich aufgestanden und jetzt ist es 6 Uhr. Ursprünglich wollte ich gestern schreiben, konnte jedoch nicht, weil ich viel Ärger durch entlaufene Kriegsgefangene hatte. Durch die Vernehmung wurde der gestrige Tag vollkommen versaut. Viel haben wir vom Leben sowieso nicht, denn die Arbeit ist so umfangreich, dass für Kino pp. (etc.) keine Lust vorhanden ist. Jeder von uns ist froh, wenn er Abends müde ins Bett sinken kann. Nun habe ich auch mal dir gegenüber meinem Herzen Luft verschafft, obwohl ich’s nicht tun wollte. Vor mir steht auf dem Tisch ein Glas mit gelben Schwertlilien. Sie erinnern mich oft an dich. Ich tue ein Blütenblättlein in den Brief hinein, das dir Grüße auftragen soll. Gern würde ich dir einen ganzen Strauß senden. Einmal wird auch das wieder möglich sein. Die Invasion in der Normandie hat nun begonnen und damit wird die Entscheidung fallen. Ich habe einen großen Glauben, dass sie misslingen wird. Unsere Soldaten haben lange genug zusehen müssen, wie ihre Heime zerschlagen wurden. Nun können sie wieder gut machen. Es ist unglaublich, wie die Zeit rast. Nun bin ich schon wieder 4 Wochen hier. Heute würde ich zu gerne bei dir sein, weil ich das Bedürfnis habe, mich an deine Brust zu schmiegen. Da es nicht geht, muss ich hart bleiben, so hart, wie Soldaten sein müssen. So, mein Herzl, nun an die Arbeit. In Liebe grüßt und küsst dich herzlich, dein Strolch.