Blau. Rot. Weiß. Die Farben, die zunächst am Samstagabend in den
Baumholder Nachthimmel geschossen wurden, erinnerten schon stark daran, was zwei Tage später sein sollte: der amerikanische Nationalfeiertag. Das etwa 20-minütige Feuerwerk war ausnahmsweise nicht am 4. Juli. Und das hatte auch seinen Grund: Es war der Abend der Feierlichkeiten zum Jahrestag „70 Jahre Amerikaner in Baumholder“. Dieser wäre zwar schon im März 2021 gewesen. Doch während der Corona-Pandemie hatte niemand Lust und Gelegenheit zum Feiern. Aber nun. Geladen hatte Bernd Alsfasser, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Baumholder, gemeinsam mit der US-Militärgemeinde und dem rheinland-pfälzischen Innenministerium mit seinem Programm „Willkommen in Rheinland-Pfalz“. Und knapp 100 geladene Gäste kamen in den Rheinlander-Club auf dem US-Standort.
„Sie alle hier sind Teil der deutsch-amerikanischen Freundschaft“, begrüßte sie Alsfasser. Um gleich zu betonen, wie besonders diese Freundschaft zwischen zwei Nationen ist: „Wo findet man einen Standort, der so in das zivile Leben integriert ist wie hier in Baumholder? Wo liegen die Garnisonen mitten in der Stadt, und nicht irgendwo am Rande? Und wo sind so viele Freundschaften entstanden wie hier bei uns?“ Die Beziehungen existierten längst nicht nur auf der Ebene der Verantwortlichen: “Es ist keine politisch gewollte, aufgesetzte Zweckgemeinschaft.”
Alsfasser erinnerte an die Zeit, als alles begann, damals Anfang der 1950er Jahre. Als aus dem landwirtschaftlich geprägten Ort „der Nabel der Welt“ wurde. Eine aufregende Zeit zwischen Coca-Cola, Rock’n’Roll und hohem Dollarkurs. Er erwähnte, dass Weltstars wie Gary Sinise, Louis Armstrong oder Johnny Cash auf dem Standort zu Gast waren. Und sogar ein Präsident:
„Als Bill Clinton 1995 seinen Truppen einen Besuch abstattete, war das wohl der spektakulärste Teil dieser deutsch-amerikanischen Beziehungen. Wann hat man schon mal 600 Journalisten aus aller Welt in der Stadt?“
Aber er sprach auch an, dass heute alles etwas schwieriger sei als früher. Das Zusammenleben, weil Personen ohne entsprechenden Ausweis seit dem 11. September 2001 nicht mehr einfach so auf den Standort kommen. Und das Zusammenarbeiten, weil Baumholder 2014 seine Eigenständigkeit verlor. „Dass kein Garnisonskommandeur mehr vor Ort ist, dass Baumholder einer von 29 Installationen ohne eigenes Budget ist, schwächt den Standort enorm.” Und schränke letztlich auch die deutsch-amerikanischen Beziehungen ein. Die vielen traditionellen Neujahrempfänge, Sommerfeste, Willkommenszeremonien gibt es nicht mehr in Baumholder. Aber dafür, wie Alsfasser sagte “einige
pfiffige taktische Kommandeure, und einen sehr aktiven stellvertretenden
Garnisonsmanager, die auch weiterhin an der deutsch-amerikanischen
Freundschaft interessiert sind”.
Stellvertretender Garnisonsmanager ist Jae Kim. Und ihm war an diesem Abend anzumerken, wie glücklich er war, seinen Gästen etwas Besonderes präsentieren zu können. Zum einen eine Plakette, die Menschen würdigte, die sich um die deutsch-amerikanische Freundschaft verdient gemacht haben:
Stadtbürgermeister Günther Jung, Bürgermeister Bernd Alsfasser, Jan Schmidt, den Kommandanten des Truppenübungsplatzes, Jörg Zorbach vom Innenministerium. Aber das war noch nicht alles: Kim hatte auch einen Coin produzieren lassen. Diese Coins haben Tradition beim US-Militär. Auch sie werden in Ankerkennung besonderer Verdienste bewährt. Zum 70. Jahrestag ließ Coin eine solche Münze anfertigen – die erste ihrer Art seit Verlust der Eigenständigkeit. Für ihn, so sagte er, sei dieser Abend „ein ganz besonderes Event“.
Das betonte auch Gastredner Oberst Angel Estrada, der Kommandeur der 16. Versorgungsbrigade. Er sprach von einer „wunderbaren Freundschaft“ der Nationen in Baumholder. Und dass diese noch lange nicht vorbei sei. Diese Freundschaft sei nicht denkbar gewesen ohne den Historiker und ehemaligen Beigeordneten Herbert Grimm, der wie kaum ein anderer für die Beziehungen zwischen Deutschen und Amerikanern stehe. Und für Estrada ist es schön zu sehen, dass seine „Hinterlassenschaft“ nun von Bernd Mai im US-Hauptquartier weitergeführt werde. Als „Bewahrer der Baumholder Geschichte“. Mit einem historischen Raum, den Mai auf dem Standort eingerichtet hat.
Auch er sprach die „Open Base“ an, die Baumholder einst war, die „Up and Downs“ (Höhen und Tiefen), die Verlegungen und Rück-Verlegungen, die Bau- und Abrissarbeiten, die Ängste, der Standort könnte für immer schließen.
„Aber wir sind immer noch hier und bemüht, auch mindestens die nächsten 70 Jahre hier zu sein“, sagte Estrada.
Nach dem offiziellen Teil, zu dem auch ein Gebet und die beiden
Nationalhymnen, gesungen von Tina Hauch, gehörten, verlagerte sich die Festgesellschaft auf den Platz vor der Hall of Champions. 70 Jahre Amerikaner und Baumholder - und ein bisschen auch der Nationalfeiertag.