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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 1/2023
3 - Aus den Hochwaldgemeinden
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Nationalparkgemeinden im Stich gelassen?

Züscher Ortsgemeinderat ist empört über Limitierung der Laubbrennholzmenge

Einen großen Teil der letzten Gemeinderatssitzung in Züsch am 19. Dezember vergangenen Jahres nahm die Diskussion über den Forstwirtschaftsplan und speziell die Ankündigung der Nationalparkverwaltung ein, die Brennholzmenge beim Laubholzanteil auf sieben Festmeter zu begrenzen. Weitere Themen waren der Glasfaserausbau, der Bebauungsplan „Im breiten Triesch“ und die Ergebnisse der Dorfbegleitung.

Ist das Thema Forst in der Gemeinde am Ende des Jahres von positiven Meldungen begleitet, war dies in der Ortsgemeinde Züsch im letzten Jahr nur eingeschränkt der Fall. Zwar wurde für das Jahr 2021 die Negativplanung (- 5.273 €) in ein erfreuliches Plus (13.844,65 €) gewandelt, der wegen Borkenkäferbefall nötige Mehreinschlag bei Fichtenholz (1.700 fm statt 700 fm) lässt auch für 2022 deutliche Mehreinnahmen erwarten und auch für 2023 ist ein Finanzziel von knapp 15.000 € vorgesehen, schlugen die Wellen beim Thema Brennholzversorgung doch mächtig hoch. Die Nationalparkverwaltung hatte Bürgermeister Ulrich Frohn wie auch die Ortsbürgermeister der anderen Nationalparkgemeinden Neuhütten und Dampflos ohne Beteiligung oder Vorinformation mitgeteilt, dass Brennholzkunden in diesem Jahr nur sieben Festmeter Laubhartholz (Buche) bekommen können. Wer 20 Festmeter benötige, könne mit Fichtenholz „auffüllen“ und dies bis zum 31. Dezember bei den örtlichen Bestellannehmern kundtun. Man habe sofort per E-Mail darum gebeten, vor Veröffentlichung der Information an die Bürger ein Treffen mit den Verantwortlichen zu organisieren, bis heute jedoch noch keine Reaktion bekommen. Das Nationalparkamt begründet dies mit einer Nachfrage, die die Bestellmenge der Vorjahre deutlich übersteige. Das Holz für die Kunden aus Züsch, Neuhütten und Damflos komme aus der Pflegezone des Nationalparks Hunsrück-Hochwald und über das Forstamt Hochwald aus dem umliegenden Staats- und Gemeindewald. Damit man die Kunden auch in Zukunft versorgen könne, müsse die Laubholzmenge diesmal begrenzt werden. Was in Züsch und den beiden anderen Dörfern für Unmut sorgt, sind Zusagen, die vor Gründung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald 2015 gemacht worden seien. Damals habe das Land ein Brennholzkonzept entwickelt, das die Versorgung der Orte angeblich für 30 Jahre sicherstellen soll. In einer Präsentation von 2013 ist die Rede von bis zu 2500 Festmetern, die wie bisher als Laubholz bereitgestellt werden könnten. Die Sorge um die Brennholzversorgung, sei damals der größte Diskussionspunkt im Zusammenhang mit der Nationalparkgründung gewesen. Ohne das präsentierte Konzept hätte man das Schutzgebiet wohl nicht befürwortet. Damals sei gesagt worden: „Ihr kriegt euer Brennholz, egal wie.“ Hier sei, so Frohn einseitig ein Versprechen gebrochen worden. Dafür möge es Gründe geben, aber man würde erwarten, dass diese erklärt würden. Der Ortschef führt weitere Aspekte aus der praktischen Umsetzung an:

1. Die Nachfrage nach Brennholz sei in den vergangenen Jahren immer unter dem Wert von 20 fm geblieben. Wenn nun ein Jahr mit mehr Bedarf da ist, sollte dies zu stemmen sein.

2. Nicht jeder kann einfach mal so auf Fichte umstellen. Es gibt Öfen, meist zentrale Holzöfen, die 100% des Heizbedarfs decken, die auf einen Brennstoff eingestellt sind. Diesen Leuten wurde vor Jahren gesagt, dass sie so in Zukunft nachhaltig heizen. Jetzt bekommen sie kein Material mehr. Viele wissen nun nicht, wie sie nächsten Winter, so sie denn für diesen nicht schon vorsorgen und einen Bestand aufbauen konnten, über die Runden kommen sollen.

3. Die gewerblichen Holzanbieter der Region bekommen leider auch nichts. Das bedeutet, dass man hier nichts aufstocken kann. Und wenn es was gibt, dann zu sehr hohen Preisen.

4. Der Brennwert der Fichte ist 30% niedriger als bei der Buche. Um den gleichen Heizwert mit Fichte auszugleichen sind nicht 13 fm sondern 18,4 fm erforderlich. Das wird dann auch teurer. Um die Mehrkosten des geringeren Heizwerten auszugleichen dürfte der Festmeter Fichte nicht 55 € kosten, sondern müsste bei 48 € liegen.

Darüber hinaus sei auch festgestellt worden, dass bei der Umsetzung des Nationalparks einiges von der ursprünglich geplanten Fläche der Pflegezone der „Wildniszone“ zugeschlagen worden sei. Das habe zweierlei Auswirkungen. Zum einen sei die Holzwirtschaft eingeschränkt worden, zum anderen breite sich der Borkenkäfer mehr oder weniger ungebremst in die angrenzenden Landes- und Gemeindeforsten aus und erzeugt dort erheblichen wirtschaftlichen Schaden.

Weitere Themen siehe Artikel Gemeinderatssplitter. (BäR)