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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 11/2023
2 - Hermeskeiler Stadtnotizen
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Chorkonzert mit „Gänsehautfeeling“

Vokalmusik der Spitzenklasse in der Hermeskeiler Pfarrkirche

Einen Hörgenuss der besonderen Art bot das Ensemble 85, ein 16-köpfiger Männerkammerchor aus dem Saarland am Samstag, dem 11. März in der Pfarrkirche St. Martinus. Dargeboten wurde ein Passionskonzert unter dem Motto „Lebensstürme“, das einen weiten zeitlichen Bogen spannte. Im Programm waren Werke aus Renaissance und dem Barock ebenso vertreten wie die zeitgenössischer und teils noch lebender Komponisten.

Es gab mehrere Gründe, warum dieser Topchor am vergangenen Samstag die leider viel zu wenigen Zuhörer in der Pfarrkirche erfreuen konnte. Die Formation suchte nach Möglichkeiten, im Jahre 2023 ein traditionelles Konzertformat, nämlich die sogenannten Passionskonzerte, wieder zum Leben erwecken zu können. Gleichzeitig wollte man die Live-Auftritte als Vorbereitung für zwei bevorstehende Top-Events der Chorszene in Deutschland nutzen. Das Ensemble hat nämlich die Zusage für die Teilnahme am Internationalen Kammerchorwettbewerb Anfang Mai in Marktoberdorf, bei dem die besten Chöre der Welt zusammengeführt werden. Außerdem nehmen sie als Vertreter des Saarlandes am 11. Deutschen Chorwettbewerb Anfang Juni dieses Jahres teil. Diese Terminvorgaben führten zu der relativ kurzfristigen Festlegung der fünf Konzerttermine und die daraus folgenden eingeschränkten Möglichkeiten der Werbung dafür. Der Verbindung zu Pfarrer Christian Heinz und Kantor Raphael Klar war es schließlich zu verdanken, das auch Hermeskeil in diesen Hörgenuss kam.

Der Chor unter Leitung von Matthias Rajczyk hatte das Programm in drei Blöcke geteilt. Es liegt in der Natur der Musik der Passionszeit, dass sie eher getragen daher kommt. Trotzdem war die Darbietung durch die vielschichtige Auswahl der Stücke das absolute Gegenteil von litaneiartig langweilig. Der erste Teil wurde dominiert von der „Kathedralmusik“ der Werke aus der Renaissance. Teil zwei führte über den Barockkomponisten Johann Sebastian Bach zur Musik zeitgenössischer Komponisten, die im dritten Teil fortgesetzt wurde. Zwei besinnliche Kurzvorträge, passend zum Thema „Lebensstürme“, bildeten die Zäsur dazwischen aber ohne den musikalischen Spannungsbogen zu unterbrechen. Hohe Qualität in den Einzelstimmen, eine exzellente Homogenität in den Stimmgruppen und im gesamten Chor sowie eine einfühlsame, energische Leitung sind Grundvoraussetzungen für eine Topleistung. Dazu kommen Leistungswillen, absolute Aufmerksamkeit und eine exakte Aussprache. All das war bei diesem Ensemble nahezu perfekt gegeben. Die chorisch äußerst anspruchsvollen Stücke wurden präsentiert in absoluter Tonreinheit von den höchsten Tönen der Tenöre bis zu den tiefsten Tiefen der Bässe. Exaktheit und Weichheit in den Ansätzen, Klarheit bei den einstimmigen Passagen und beeindruckende Beweglichkeit bei der Dynamik erzeugten bei den Zuhörern atemlose Stille und eine Faszination, die sie fast das applaudieren vergessen ließ. Die Spannung löste sich nach den beiden letzten Werken, dem „Non nobis Domine“ von Rosephanye Powel und „I want to go to heaven“ von Winfried Siegler Lengler in frenetischen Applaus und stehende Ovationen, für die sich der Chor mit einer Zugabe bedankte. (BäR)