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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 12/2024
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Ehrlich – transparent – schonungslos!

Bürgerversammlung zur Situation der Katholischen Kirchengemeinde Hermeskeil

Der desolate Zustand der Hermeskeiler Pfarrkirche St. Martinus aber auch die Gesamtsituation der Pfarrei St. Franziskus veranlassten Pfarrer und Verwaltungsrat, den Bürgern im Rahmen einer Informationsveranstaltung die kompletten Fakten offen und transparent auf den Tisch zu legen und sie bei der Suche nach Lösungen mitzunehmen. Neben dem Kirchengebäude sind auch noch das Mehrgenerationenhaus/Johanneshaus und die Gesamtfinanzlage zu betrachten.

Der große Saal im Johanneshaus war am Montag, dem 11. März mit etwa 150 Zuhörern gut gefüllt und das Interesse der Anwesenden groß. Die Auftaktveranstaltung diente in erster Linie der Information über den Sachstand in der Pfarrei, der natürlich im wesentlichen vom Zustand der Pfarrkirche und dem Johanneshaus beeinflusst ist. Der Bauzustand der Martinuskirche, so Pfarrer Christian Heinz, sei trotz vorangegangener Sanierungsarbeiten am Glockenturm desolat. Der Zustand wurde mit Hilfe von Aufnahmen, die Markus Minder mittels einer Drohne erstellt hatte, anschaulich verdeutlicht. Architekt Robert Mitchell vom Bistum sprach von erheblichen Schäden. Der krasse Wechsel zwischen extremer Trockenheit und lang anhaltenden Nässeperioden würde dafür sorgen, dass auch bei anderen Kirchen Gewölbeschäden entstehen. Die Schiefereindeckung rutsche schon teilweise vom Dach und die Begutachtung habe bereits 2021 festgestellt, dass eine Sanierung noch maximal fünf Jahre Aufschub duldet. Es gebe im Augenblick noch keine belastbare Kostenschätzung, aber unter Berücksichtigung der aktuellen Baupreise seien derzeit bis zu zwei Millionen Euro realistisch. Die Summe sei deshalb so hoch, weil es sich hier um eine große Kirche mit aufwändigem Baustil handele. Konkrete Zahlen könnten erst im Rahmen von Planungen ermittelt werden, die allerdings wegen der Kosten erst beauftragt würden, wenn die Entscheidung der Kirchengemeinde für Erhalt und Sanierung des Gebäudes gefallen sei. Im Augenblick würden ein bis zweimal jährlich Not- und Absicherungsmaßnahmen durchgeführt.

Das Immobilienkonzept des Bistums mit pastoralen Schwerpunkten sei zurzeit in der Pilotphase, so der mit dem Projekt betraute Vertreter des Bistums, Markus Fries. Details dazu würden erst nach der Neustruktur festgelegt. Sicher sei aber, dass nicht mehr alle Kirchen als zuschussfähig eingestuft würden. Auch wenn das Bistum zu seinem Versprechen der 60% igen Bezuschussung der Sanierung stehe (RuH berichtete), so Pfarrer Heinz, bleiben aus heutiger Sicht – Tendenz steigend – immer noch 800.000€ für die Pfarrei. „Uns fehlen die Ideen wie wir das aufbringen sollen“. Darüber hinaus müsse man Außen- und Innensanierung in einem Gesamtpaket sehen. Letztere sei in der Kostenschätzung aber noch nicht enthalten. Zudem bewege sich der Sanierungsstau beim Johanneshaus inzwischen auch schon auf die Million zu. Hier schlage vor allem die veraltete Heizanlage zu Buche. Das einzig gute Gebäude sei noch das Pfarrhaus. Außerdem müsse man sich die Frage stellen, was wir den künftigen Generationen zumuten und wie es in 10, 20 oder 30 Jahren aussehe. Die jetzige Sanierung sei sicherlich nicht die letzte. Anna Forster, Koordinatorin für den kaufmännischen Bereich des Mehrgenerationenhauses, setzte bei der Darstellung der finanziellen Lage der Großpfarrei mit ihren 8 Haupt- und 8 Nebenkirchen, die 2016 im Rahmen der Gebietsreform entstanden war, noch einen drauf. Im Jahr 2022 sei ein Defizit von 52.000€ zu verzeichnen gewesen. Der derzeitige Schuldenstand betrage ca. 140.000€. Die Rückzahlungen seit 2006 würden den Haushalt zusätzlich belasten. Das in Trägerschaft der Pfarrei befindliche Mehrgenerationenhaus Johanneshaus sei zwar mit 1.000 Veranstaltungen und 14.000 Besuchern jährlich ein wichtiger Treffpunkt, habe aber zuletzt auch ein Defizit von 65.000€ verursacht.

Pfarrer Heinz betonte, es sei die Gesamtsituation, die ihn und den Verwaltungsrat zu dem Beschluss veranlasst hätten, den Gebäudekomplex ganz oder in Teilen zum Verkauf anzubieten. Das solle aber nicht geschehen, bevor nicht alle Fördermöglichkeiten von Bund, Land und Denkmalschutz geprüft seien und die Gemeinde im Rahmen einer Bürgerbeteiligung eingebunden zu haben. Man suche nach Alternativen und sogar die Errichtung von Windrädern auf eigenen Grundstücken werde in Erwägung gezogen. Denkbar sei auch, unter Einbindung von Stadt und Bürgern das gesamte Areal als „Gemeinbedarfsfläche“ neu zu entwickeln. Dazu wäre eine Änderung des Bebauungsplanes nötig. Das Thema Aufgabe und Verkauf von Gebäuden, so Mechthild Schabo Abteilungsleiterin Pastorale Räume im Bistum, hätte in der Vergangenheit schon viele Kirchengemeinden beschäftigt. Eine Kirche sei aber dann doch etwas Besonderes. Trotzdem könne eine Umnutzung der Weg sein, sie zu erhalten, wenn es an anderer Stelle einen Gottesdienstraum als Alternative gebe, der die immer weniger werdende Anzahl an Gottesdienstbesuchern aufnehmen könne. Eine signifikante Erhöhung dieser Zahl sei bei 250 Kirchenaustritten allein im vergangenen Jahr (Standesbeamter Wolfgang Nellinger) nicht in Sicht.

Wie Dr. Christian Vogdt im Auftrag des Provinzial der Deutschen Franziskanerprovinz mitteilte, sei mit dem Klösterchen in Hermeskeil eine Alternative durchaus in Sicht. Die Entscheidung zum Verkauf des Klosters würde zwar nicht erst jetzt, sondern schon sehr lange feststehen, der Konvent stünde den Überlegungen der Kirchengemeinde aber sehr aufgeschlossen gegenüber. Er würde Pfarrer Heinz und sein Team bei der Klärung der zahlreichen sich dazu aktuell stellenden Fragen nach Kräften unterstützen. Dabei sei grundsätzlich auch ein Zusammenspiel zwischen Investor(en) und Kirchengemeinde denkbar. Alles weitere müsse in der nächsten Zeit mit den verschiedenen Interessenten und Beteiligten und auch mit der Stadt Hermeskeil ausgelotet und abgestimmt werden. Dazu nehme man sich die nötige Zeit. Sobald demnächst eine Lösung erkennbar sei, würde diese zeitnah der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Die Besucher der Veranstaltung waren schon vor Beginn aufgefordert, ihre Meinung zum Erhalt der Pfarrkirche im Foyer mit Klebepunkten auf einer Skala zwischen „nicht wichtig“ bis „sehr wichtig“ abzugeben. Die meisten Punkte wurden erfreulicher Weise bei „sehr wichtig“ gesetzt. Nun gelte es, Ideen einzubringen, so Pfarrer Heinz, auf denen man ein tragfähiges Konzept zur Lösung der Probleme entwickeln könne. Auch wenn bei der Versammlung schon einige konkrete Vorschläge (Einrichtung einer Stiftung, „Dachpatenschaften“, Spendenaufrufe etc.) genannt wurden, reiche der alleinige Wunsch, das schöne Stadtbild prägende Gebäude als Versammlungsraum für Gottesdienste zu erhalten, nicht aus. Das finanzielle Dilemma bleibe bestehen. Man hoffe, dass von den ausgelegten Zetteln möglichst viele ausgefüllt zurück kommen, wolle sie auswerten und bei der nächsten Versammlung am Montag, dem 6. Mai 19 Uhr vorstellen und diskutieren. (BäR)