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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 12/2024
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Hermeskeiler „Ohnsorg-Theater“ wieder am Start

Probenentnahme bei Oma Käddi

Ein wahrlich umwerfendes Testergebnis

Kolpingfamilie begeistert Zuschauer im voll besetzten Johanneshaus

Nach fünf Jahren Wartezeit – auch Korona bedingt – war es am 16. März wieder soweit: Die Theatergruppe der Hermeskeiler Kolpingfamilie präsentierte dem Publikum ihren neu einstudierten Schwank von Beate Irmisch „Eine (un)ehrenwerte Nachbarschaft“. Die Handlung war in die eigene Heimatstadt projiziert und natürlich wurde sie in Hermeskeiler Platt dargeboten. Neben den „Theater-Urgesteinen“ waren auch drei Neulinge auf der Bühne.

Die Fangemeinde der Kolpingfamilie und die Theaterfreude mussten eine lange Wartezeit hinnehmen, bevor ihre Ungeduld endlich befriedigt werden konnte. Nach 100 Stunden Probezeit unter der Regie von Paul Gemmel startete am vergangenen Samstag Abend die Premiere des Schwanks „Eine (un)ehrenwerte Nachbarschaft“ frei nach der Komödie in drei Akten von Beate Irmisch. Seit 30 Jahren wird nun schon in steter Regelmäßigkeit der Theaterleidenschaft gefrönt. Deshalb wundert es nicht, dass zur Erhaltung dieser Kontinuität viele altbekannte Gesichter auf der Bühne zu sehen waren. Doch mit drei neuen Akteuren (Pfarrer Christian Heinz, Heinrich Thommet und Luisa Maurer) war auch die Gewinnung von Nachwuchs geglückt, der sich übrigens darstellerisch hervorragend in das Ensemble integriert hatte.

Vor der Öffnung des Vorhanges stimmte das Lied von Marlene Dietrich „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt....“ auf das ewige Thema (und was daraus entstehen kann) ein. Es zog sich auch wie ein roter Faden in all seinen Varianten und Facetten durch das Stück. 25 Jahre sind vergangen, seit man der damaligen Wirtin des Gasthauses „Zur roten Eule“ eilig die Konzession entzogen hatte, als das Gerücht aufkam, dass sie ein Kind erwartet. Die „Rote Lola“, wie sie genannt wurde, war damals alles andere als eine tugendhafte Dame und viele Herren aus der Umgebung waren ihr mehr als freundschaftlich zugetan. Ihrer Lebensgrundlage beraubt, zog sie fort. Nun soll in das Gasthaus wieder Leben einziehen. Bürgermeister Gierschlund ist es gelungen, das leerstehende Haus endlich wieder an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Was er allerdings beim Verkauf nicht wusste ist, dass sich hinter der Käuferin Jolanthe Schmuser eben diese „Rote Lola“ verbirgt. Das Gerücht, dass sie wieder im Lande ist und auch noch ihre Tochter Elsi mitbringt, die endlich ihren leiblichen Vater kennenlernen soll, erlangte schnell Realität. Das brachte die „ehrenwerte“ Nachbarschaft um das Gasthaus und insbesondere die Herren der Schöpfung in helle Aufregung. Schließlich gab es keinen, der nicht ob vieler schöner Stunden bei und mit Lola hinsichtlich einer möglichen Vaterschaft ins Grübeln kam.

Schnell und mit Hilfe des Polizisten Heinz Strulli aber auch mittels der „Dorfpost“ kam zutage, dass es sich bei den ziemlich guten Nachbarn, den Familien Plupp und Stöpsel, alles andere als um ehrenwerte Leute handelt. Minna Plupp führt das große Regiment, klaut wie eine Elster und begründet ihr Tun mit der Entschuldigung, sie hätte nur abgelaufene Sachen rechtzeitig entsorgt, bevor das Gesundheitsamt es mitbekommt. Hugo Stöpsel, eingefleischter Messi, spielt bei seiner Frau den Haustyrannen und ist zurzeit wegen Trunkenheit am Steuer ohne Führerschein. Nachdem die „Rote Lola“ von ihrem bewegten Leben in Hamburg berichtet und ihre Tochter Elsi vorgestellt hat, erfahren die Beteiligten auch, dass sie zur Ermittlung des Erzeugers ihrer Tochter darauf besteht, bei allen Männern einen Vaterschaftstest durchführen zu lassen. Da keiner der Herren so recht weiß, wie der so von statten geht (nach Polizist Strulli quasi ein Unfallbericht), entwickeln sie die abstrusesten Ideen, wie man das Ergebnis beeinflussen könnte und missbrauchen dazu sogar die schlafende Oma Käddi. Zusätzliches Chaos entsteht dadurch, dass sich Wölfi und Elsi ineinander verlieben. Vielleicht sind sie Geschwister? Licht ins Dunkel bringt schließlich Frau Dr. Kowalski, die die Täuschungsversuche bei den abgegebenen Tests entlarvt und den Herren einen erneuten Test unter Aufsicht abverlangt. Das Ergebnis ist dann im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend.

Damit auch für die Besucher der dritten Aufführung am Samstag dem 23. März die Spannung erhalten wird, bleibt das Ende der Geschichte im Dunkeln. Am Schluss der dreistündigen Vorführung gab es tosenden Applaus für eine engagierte und leidenschaftliche Präsentation, in der jeder Akteur seine Rolle mit Herzblut und authentisch spielte, für Zwischenapplaus sorgte und wahre Lachsalven auslöste. Bei dem nicht enden wollenden Beifall nach dem letzten Vorhang fiel es der Moderatorin Nadine Förster-Thielen schwer, sich für die Schlussworte Gehör zu verschaffen. Schließlich sollte noch die Vorstellung der Akteure erfolgen und allen Mitwirkenden auf und hinter der Bühne und den Helfern an Kasse und Versorgungsständen gedankt werden.

Freunde am Laientheater, die die beiden ersten Aufführungen versäumt haben, haben noch die Chance, Restkarten für kommenden Samstag zu erwerben. Ein Teil der Einnahmen kommt übrigens einem Waisenhaus in Bolivien zugute. (BäR)

Mitwirkende:

Minna Plupp Kerstin Grenz

Werni Plupp Hans-Georg Forster

Wölfi Plupp Marko Bouillon

Wiltrud Stöpsel Annemarie Rausch

Hogo Stöpsel Berthold Grenz

Oma Käddi Thea Becker

Jolanthe Schmuser Ursula Forster

Elsi Schmuser Luisa Maurer

Otto Gierschlund Heinrich Thommet

Heinz Strulli Christian Heinz

Dr. Kowalski Barbara Gadziala

Regie Paul Gemmel

Assistenz Paula Forster

Souffleuse Regina Molitor

Kostüm und Maske Pia Breit, Esther Weiler

Tontechnik Gerhard Kügelgen

Bühnenbild Arno Winter