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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 14/2025
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Biotop für alle möglichen Tiere und seltene Pflanzen

So sieht der Bibersee am Lascheider Hof heute aus. Links im Hintergrund ist der frühere Wasserstand durch die Verfärbungen noch besonders deutlich zu erkennen.

Bibersee am Lascheider Hof bleibt wohl erhalten - Gewerbliche Nutzung des hemaligen Standortübungsplatzes fraglich

Eine verunglückte Aktion des Landesbetriebs Mobilität (LBM) schlug am Gründonnerstag des vorigen Jahres hohe Wellen - „im wahrsten Sinne“, wie Stadtbürgermeister Christoph König in der letzten Stadtratssitzung sagte. Da war der Bibersee gegenüber der ehemaligen Hochwaldkaserne, der eine ansehnliche Größe erreicht hatte, plötzlich völlig leer und „ein unglaublicher Aufschrei ging durch die Bevölkerung“, so der Stadtchef.

Die Gründe sind bekannt: Durch den vom Biber angelegten Damm war irgendwann der Durchlass unter dem Straßendamm der L 151 verstopft und so stieg der Wasserspiegel immer weiter. Irgendwann hatte er nicht nur eine Höhe von 9 Metern erreicht, sondern das Wasser sickerte in den Straßendamm ein und drohte diesen zu unterspülen. Die Lösung sollte darin bestehen, den Damm teilweise abzusenken. Aber wer schon einmal Mikado gespielt hat, weiß, was passiert, wenn man ein falsches Hölzchen aus dem Stapel zieht…

Wie Christoph König berichtete, hat man sich nach dem Vorfall mit allen Beteiligten zusammengesetzt, um Lösungen zu suchen. Als Sofortmaßnahme wurde der See mit Hilfe eines provisorischen Damms wieder angestaut, wenn auch sehr viel kleiner als zuvor. Das sollte den Biber wieder anlocken. Aber: „Der ist jetzt überall, nur nicht da, wo er hin soll“, erklärte König. Und weil das Gewässer nun nicht mehr vom Biber genutzt wird, ist der künstlich angelegte Damm wasserrechtlich ein „illegales Bauwerk“, sodass wir wir eigentlich den Stöpsel ziehen müssten“, ergänzte er.

Doch weil das entstandene Biotop ein Paradies für viele Tier- und Pflanzenarten geworden ist, ist es für den Naturschutz wertvoll und liegt der Unteren Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung am Herzen. „Aus Sicht des Naturschutzes ist dieses Biotop sehr hochwertig und bietet großes Potenzial“, erklärte Andreas Schäfer vom Kreis in der Stadtratssitzung. Konkret gebe es besonders schützenswerte Magerwiesen und es hätten sich „extrem seltene Pflanzengesellschaften“ entwickelt.

Der Landkreis plant deshalb ein noch weiter gehendes Naturschutzprojekt daraus machen, das von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz gefördert wird, wofür aber noch Details zu klären sind, z.B. wie der See gestaltet werden muss, damit er den Straßendamm nicht mehr gefährdet. Der LBM hat sich nun bereit erklärt, eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen und zu finanzieren. Die Stadt als Eigentümerin muss dem Projekt, das sie nichts kosten soll, zustimmen.

Der Kreisverwaltung schwebt ein „Beweidungsprojekt“ vor: Eine Wanderschäferin aus Deuselbach zieht mit ihren Schafen durch die Region; die Tiere könnten die Flächen rund um den See pflegen und offen halten. Die Wasserbehörde ist laut Andreas Schäfer bereit mitzuziehen, sodass bei optimalem Verlauf der Voruntersuchungen und der erforderlichen naturschutzfachlichen Maßnahmen schon im nächsten Jahr damit begonnen werden könnte.

Im Stadtrat zeigte man sich angetan von dem Vorhaben, insbesondere weil sie - wie einige Ratsmitglieder betonten - die Legalisierung und den dauerhaften Erhalt des Bibersees zur Folge hat, der in der Sicht der Bevölkerung fast schon so etwas wie ein kleines Wahrzeichen geworden ist. Nachdem auch der Stadtbürgermeister nochmals betont hatte, dass man den See sonst wieder ablassen müsse, wenn der Biber nicht wieder zurückkehre, war das Ergebnis der Abstimmung abzusehen: Der Rat ist geschlossen für die von der Kreisverwaltung vorgeschlagene Lösung.

Gewerbe am ehemaligen Standortübungsplatz?

Mit der Frage, ob Teile des ehemaligen Standortübungsplatzes - es geht dabei hauptsächlich um einen hauptsächlich mit Wald bestandenen Streifen an der Gusenburger Straße - beschäftigt sich die Stadt schon länger. Bestehen aus der Sicht der vorab befragten Träger öffentlicher Belange keine wesentlichen Einwände dagegen, so Oliver Gaab vom Planungsbüro isu, sieht die Kreisverwaltung dafür keinen Bedarf, wie Stefanie Schömer von der VG-Verwaltung erklärte. Nach deren Ansicht reichen die im Grafenwald vorhandenen Flächen noch für länger aus. Dem widersprach die neue Bauamtsleiterin: Viele Flächen im Grafenwald seien wegen zu geringer Größe nicht mehr vermittelbar. Weil die Stadt Hermeskeil ein Schwerpunkt für die gewerbliche Entwicklung sei, habe die Verwaltung habe deshalb noch einmal alle Argumente schriftlich vorgetragen. Knackpunkt sei, ob die Kreisverwaltung ein förmliches Zielabweichungsverfahren vom Raumordnungsplan verlange oder das Vorhaben der Stadt „im Rahmen der Abwägung“ mitmache, so Schömer. (WIL-)