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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 15/2024
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Neues vom Lascheider See

LBM: Das Ablassen des Bibersees war alternativlos -

Sofortmaßnahmen werden eingeleitet

Wie wir in RuH 14/2024 berichtet haben, ist der Bibersee, auch „Lascheider See“ genannt, unterhalb des Lascheider Hofes verschwunden, an Gründonnerstag hatte der LBM mit Hilfe einer Fachfirma ein Loch in den Biberdamm getrieben, damit der See ablaufen konnte. Hintergrund war der, dass die durch die starken Regenfälle inzwischen ungewöhnlich hoch angestiegenen Wassermassen, lt. LBM bis zu 9 m über Grund, derart stark auf den Straßendamm der B 52/L 151 drückten und daher die Gefahr bestand, dass dieser Damm, der bautechnisch ein Straßendamm und kein Staudamm ist, instabil und somit nicht mehr befahrbar geworden wäre. Es waren schon Risse und Setzungen im Straßendamm festgestellt worden, im schlimmsten Fall hätte mit einer Instabilität oder gar einem Wegbrechen der „Katastrophenfall“ Straßensperrung gedroht.

Nun herrscht in und um Hermeskeil, bei den Naturschützern und in den sozialen Medien helle Aufregung, weil nach Meinung vieler Zeitgenossen ein wertvolles Biotop angeblich mutwillig zerstört worden ist, eine Person hat gar gegen den LBM Strafanzeige erstattet. In den sozialen Medien ist viel zu lesen, frei nach dem Motto „Im Nachhinein hat man es im Voraus immer besser gewusst“. Fakt ist, der See ist weg, wertvoller Lebensraum von Tieren ist teilweise zerstört worden, wenn auch offensichtlich nicht mit Absicht. Der Biber war allem Anschein nicht mehr in seiner Burg bzw. nicht mehr aktiv, in den vergangenen Monaten sind drei Tiere überfahren worden. Nach Meinung des LBM gab es keine anderen Möglichkeiten, es musste schnellstmöglich, d. h., sofort gehandelt werden. Über das unter der Straße hindurchführende Betonrohr floss so gut wie kein Wasser mehr in den Langwiesenbach ab, weil der Biberdamm fast undurchlässig geworden war, auch war das Rohr teilweise verstopft. Ein Abtragen des Biberdamms von Oben war technisch nicht möglich, es blieb nur die Möglichkeit des Durchstichs, das Handeln war alternativlos.

Das bis hierhin geschilderte ist die Lesart des LBM. Nach Auskunft von StBm Lena Weber sieht die Sache, nachdem einige Gespräche mit LBM, der Kreisverwaltung und der Biberbeauftragten geführt worden sind, etwas anders aus, die Informationen des LBM weisen einige Lücken auf. So waren die Naturschutzbehörde der SGD Nord und die Untere Naturschutzbehörde des Kreises nicht in die Maßnahme eingebunden, eigentlich wäre seitens der SGD eine Genehmigung notwendig gewesen, diese lag nicht vor. Auch das Biberzentrum Rheinland-Pfalz war nicht zeitnah involviert, eben sowenig die Stadt und die Verbandsgemeinde Hermeskeil. Kurz gesagt, der Informationsfluss ließ aktuell zu wünschen übrig, im Herbst 2022 hatten aber Gespräche stattgefunden.

Sofortmaßnahmen

Nun soll versucht werden, Schadensbegrenzung zu betreiben. Am Donnerstag vergangener Woche hat ein Gespräch zwischen LBM, Unterer Naturschutzbehörde, der Stadt, der VG, der PI Hermeskeil, der Kripo und der Biberbeauftragten stattgefunden. Anschließend hat die Untere Naturschutzbehörde nach den Worten einer Sprecherin zwei Sofortmaßnahmen angeordnet. Zum einen wird das Bachbett des Langwiesenbaches wiederhergestellt, damit das Wasser kontrolliert durch das Abflussrohr unter der B 52 abfließen und das Rohr stabil gehalten werden kann. Dabei wird Boden abgebaggert und aufgeschüttet. Des Weiteren wird, um den Lebensraum der Amphibien noch teilweise zu retten, der Biberdamm künstlich repariert und eine Flachwasserzone angestaut, die an der tiefsten Stelle 80 cm messen soll. Der LBM hat bereits am Freitag den provisorischen Damm errichtet, inzwischen hat sich eine Flachwasserzone gebildet, s. Foto.

StBm Lena Weber zeigt sich zufrieden mit den sofort eingeleiteten Maßnahmen, sie ist erfreut darüber, dass der Vorfall aufgearbeitet wird. Nach den Worten der Naturschützer des BUND ist der entstandene Schaden noch nicht absehbar. Am schlimmsten sei das Austrocken des Sees für die Amphibien, auch sei der Froschlaich weggespült worden. Auch das Biberzentrum Rheinland-Pfalz hält es für notwendig, sofort Gegenmaßnahmen einzuleiten. So ganz scheint der Biber sich nicht aus dem Tal zurückgezogen haben, oberhalb des Bibersees gibt es offensichtlich eine Biberburg, die noch bewohnt ist, Lena Weber bittet daher ihre Mitmenschen, diesen Bereich zu meiden, um den Biber nicht zu vergrämen.

Fazit:

Der See ist weg, seitens des LBM hat man allenfalls fahrlässig gehandelt, eine Strafanzeige und das Aktivwerden der Polizei stellen den ursprünglichen Zustand nicht wieder her. Die Sofortmaßnahmen sind zu begrüßen, man sollte retten, was noch zu retten ist, Schuldzuweisungen und die Forderungen nach Anklagen helfen da wenig, am allerwenigsten nützen die klugen Sprüche und Weisheiten der Besserwisser in den sozialen Medien. Der neue Flachwassersee bildet Lebensraum für die Tiere. Hätte man die B 52 für längere Zeit sperren müssen, wäre das Geschrei groß gewesen, auch wenn die Umleitung über die A 1 nur einen kleinen Umweg bedeutet hätte. bb