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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 16/2023
Aus der Heimatgeschichte
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„Wilder Westen“ im Hochwald

Die ausgedehnten Waldgebiete des Hochwalds scheinen zu allen Zeiten ein beliebter Betätigungsort für Räuber und Mörder gewesen zu sein. Im dunklen Dickicht und in den tief eingeschnittenen Tälern von Dhron, Löster, Wadrill und Prims fanden sich vermutlich ideale Rückzugsorte und Verstecke. Schon im Jahr 1800 wurde im Wald zwischen Nonnweiler und Hermeskeil der Gerichtsbote Anton Linden ermordet, für den die Kantonsbürger einen Gedenkstein, den „Lindenstein“, errichtet haben. Auch in den 1870er und 1880er Jahren ereigneten sich in diesem Bereich Gewalttaten, die vermutlich nie aufgeklärt wurden. Doch zunächst noch eine Meldung aus Hermeskeil.

Totschlag im Wirtshaus

Zur Brutalitätsstatistik der Rheinprovinz ist vor wenigen Tagen wieder in Hermeskeil ein empörender Beitrag geliefert worden. Eine Schaar halbwüchsiger Burschen kommen, schon halb betrunken, in ein Wirthshaus und fordern Bier, das man ihnen, lediglich um des lieben Friedens willen, endlich reicht. Gleich darauf beginnen die Buben aber Skandal, die Messer blitzen; der Frieden stiften wollende Wirthssohn wird leicht am Kopfe, sein Vater aber so schwer verletzt, daß er noch am selben Abend seinen Geist aufgibt.1 Die Thäter sind meist alle verhaftet und dürften einer exemplarischen Strafe nicht entgehen...

(Karlsruher Zeitung vom 21. Oktober 1875)

Raubmord am Tivoli

Hermeskeil, 29. Sept. Auf dem Wege von Nonnweiler nach Hermeskeil wurde gestern Morgen 6 Uhr die Leiche eines Mannes gefunden, mit Stichwunden im Rücken; neben ihm lag eine Wanduhr. Bei der amtlichen Besichtigung fand sich in den Taschen des Todten kein Geld vor. Die Leiche lag seitwärts im Gebüsch und zerkratzt, was darauf schließen läßt, daß der Ermordete mit seinem Mörder gerungen hat.2

(Düsseldorfer Volksblatt vom 2. Oktober 1878)

Missglückter Postkutschenüberfall

Hermeskeil, 26. Nov. Gestern abend zwischen 6 und 7 Uhr ist im Walde zwischen Nonnweiler und Hermeskeil von mehreren Wegelagerern auf die Pferde und den Postillon der Personenpost eingehauen worden. Die Post hatte keinen Passagier. Der Postillon behielt, obschon er aus zwei Wunden blutete, die Geistesgegenwart, trieb seine Pferde zum Trabe an und erreichte glücklich Station Hermeskeil.

(Düsseldorfer Volksblatt vom 30. November 1886)


1 Das Opfer war der Gastwirt und Bäcker Stephan Leis, geboren 1824 in Hoxel. Er hatte 1848 die 1822 in Hermeskeil geborenen Helena Eiden geheiratet.

2 Bei dem Mann, der im Walddistrikt „Tivoli“ bei Hermeskeil ermordet wurde, handelte sich um den 1839 geborenen Müller Matthias Mattes aus Bierfeld, der ein Ur-Urgroßvater von Bürgermeister Hartmut Heck. war Ob der Mörder jemals gefasst wurde, ist nicht bekannt.