Der Klimaschutzmanager der VG Hermeskeil, Axel Thomas, bei der Arbeit am Schreibtisch
Der VG-Rat hat im Jahr 2018 die Voraussetzungen für das Klimaschutzmanagement in der VG-Verwaltung Hermeskeil geschaffen. In einem Erstvorhaben wurde ein integriertes Klimaschutzkonzept auf den Weg gebracht und dem VG-Rat in seiner letzten Sitzung vorgestellt. Der seit Januar 2023 bei der VG beschäftigte Klimaschutzmanager, Axel Thomas, wird in den nächsten Jahren die Umsetzung des Konzeptes unterstützen und initiieren. Eine Bestandsanalyse und die wesentlichen Möglichkeiten der Umsetzung wurden in einem Gespräch zwischen Thomas und unserer Zeitung erläutert.
Am Anfang des Konzeptes, wird etwas über den Ist-Zustand in Form einer Energie- und Treibhausgasbilanz ausgesagt. Demnach werden in der Verbandsgemeinde ca. 49.200 Megawattstunden MWh) an Strom verbraucht. Dieser Stromverbrauch kann jetzt schon bilanziell mit 126 % durch Erneuerbare Energien (EE) abgedeckt werden. Anders sieht das im Sektor der Wärmeenergie aus. Hier liegt der Gesamtwärmeverbrauch bei ca. 146.200 MWh, wovon knapp über 80 % durch fossile Energieträger erzeugt wird. Der Löwenanteil des Gesamtwärmeverbrauchs wird über Heizöl (knapp 55 %), Erdgas (25 %) sowie eine geringere Menge Heizstrom (ca. 5 %), sowie sonstige konventionelle Energieträger (1 %) erzeugt. Der Anteil der erneuerbaren Energie (EE) macht also nur 14 % aus, damit.liegt die Verbandsgemeinde Hermeskeil knapp unter dem Bundesdurchschnitt mit einem Anteil von 15 %.
Die Energiebilanz sortiert nach Verbrauchergruppen
Wenn man den Gesamtenergieverbrauch von rund 467.700 MWh nach Verbrauchergruppen aufteilt entfällt auf den Verkehrsbereich durch deren Treibstoffverbrauch mit 58 % der größte Anteil. Dieser hohe Anteil ist begründet durch die Existenz der Autobahn A 1 und zwei Bundesstraßen (B 407 und B 327) die durch die Verbandsgemeinde führen. Hier gibt es natürlich, nach Aussage von Thomas, nur sehr begrenzten Handlungsspielraum der Verbesserung. Die privaten Haushalte machen 27 % des Energieverbrauchs (ca. 18.000 MWh Strom, ca. 110.000 MWh Wärme), die Industrie 8 % (37.200 MWh) sowie der Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistung 5 % aus. Der Anteil der kommunalen Liegenschaften liegt zwar nur bei 1,5 %, trotzdem muss in diesem Bereich jeder Stein umgedreht werden, denn bei vielen öffentlichen Gebäuden sind im Vergleich zu bestehenden gebäudespezifischen Kennwerten große Abweichungen festzustellen. Wie die Verbandsgemeinde hier Abhilfe schaffen kann und zudem eine Vorbildfunktion wahrnehmen kann, zeigt das exemplarische Beispiel der geplanten energetischen Sanierung des Hallenbades. Man komme bei den kommunalen Gebäuden nicht umhin, so Thomas, eine Prioritätenliste für Sanierungen zu erstellen.
Bei den Treibhaus-Emissionen in der Summe von rund 147.000 Tonnen sind der Verkehr mit ca. 59 % und die privaten Haushalte mit ca. 26 % ebenfalls Spitzenreiter.
Möglichkeiten der Energieeffizienz
Gerade in privaten Haushalten sind die Möglichkeiten der Energieeinsparungen sehr vielfältig. Neben der Sanierung und dem Dämmen von Gebäuden, bestehen durch die Neuanschaffung von Heizungen große Einsparpotentiale. Der Energiemanager führte aus, dass es in der Verbandsgemeinde 4680 Öl- und Gasheizungen gäbe, von denen 970 älter als 30 Jahre seien.
Wenn die Stadt, Ortsgemeinden wie auch Bürger und Unternehmen zusätzliche Windräder bauen und wo immer möglich Photovoltaik-Anlagen installieren würden, könnte man ein vielfaches an Strom erzeugen. Zwar können im Wärmesektor ebenfalls Zubaupotenziale angehoben werden, allerdings reichen diese nicht aus, um den gesamten Wärmebedarf der VG zu decken. Daher lautet das Stichwort Sektorenkopplung. Dabei wird der erzeugte regenerative Strom den Sektoren Wärme und Mobilität zur Verfügung gestellt und verbraucht. Ein Beispiel ist die Wärmepumpe oder das Elektroauto.
Das Konzept stellt die mögliche Entwicklung der VG Hermeskeil anhand zweier Szenarien dar. Bei einem ambitionierten Szenarium, das auf einer Zeitachse bis 2050 dargestellt wird und bei dem alle theoretisch machbaren Maßnahmen durch Einsatz von regenerativen Energien ( u.a. Solartherme, Biomasse-Festbrennstoffe, Biogas, Wärmepumpen, Fernwärme, Wasserstoff, Grünes Gas) in effiziente Stromheizsysteme umgesetzt werden, wäre man am Ende (2050) beim Gesamtwärmeverbrauch bei einer 100 %igen regenerativen Wärmeerzeugung. Beim Gesamtstromverbrauch könnte die VG Hermeskeil durch den Einsatz von Wind, Photovoltaikanlagen sowie Biogas ihren eigenen Strombedarf decken und sich darüber hinaus als Energielieferant etablieren. Die Treibhausemmissionen würden sich dadurch auf null absenken lassen.
Der Klimaschutz-Manager als Berater
Der Klimaschutzmanager soll während seiner Tätigkeit durch Informationen und Öffentlichkeitsarbeit die Bürger sensibilisieren und technisch beraten wie auch bei Möglichkeiten von finanziellen Förderungen etwa von Bund und Land dem Bürger zur Seite stehen. So soll er etwa bei dem Thema Neuanschaffung oder Umrüstung von Heizungsanlagen für die Bürger fester Ansprechpartner sein. Es sollen Aktionstage u.a. zur Elektromobilität geben und auch regelmäßig stattfindende Themenabend zu unterschiedlichen Aspekten in den Bereichen Klima- und Umweltschutz sowie Energieeinsparung/Energieeffizienz veranstaltet werden. Eines stellt Thomas klar, wenn er Fragen und Probleme nicht beantworten könne, wird er sich dem Rat von Experten nicht verwehren sondern vielmehr diese mit ins Boot nehmen. (Kö)