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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 16/2024
Aus der Heimatgeschichte
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Hochwälder Pfarrer im Widerstand

Bernhard Pees, Pfarrer in Geisfeld von 1911 bis 1940

Bernhard Pees wurde am 19. Juni 1882 geboren als Sohn der Eheleute Peter Pees und Magdalena Schug in Horhausen, einem Dorf im Westerwald, in dem auch Friedrich Dasbach (1846-1907), katholischer Priester, Publizist und Sozialreformer, und der Kölner Erzbischof, Kardinal Joseph Höffner, langjähriger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (1976-1987) das Licht der Welt erblickten.

Im Jahr 1906 in der Hohen Domkirche zu Trier zum Priester geweiht, war er zunächst als Kaplan in St. Stephanus Illingen und dann ab 30. November 1911 als Pfarrer in Geisfeld tätig. Bernhard Pees gehörte zu den Pfarrern im Hochwald, denen nicht nur das Seelenheil ihrer Gläubigen am Herzen lag, sondern die sich auch als Zentrumsmänner aktiv in das politische Geschehen vor Ort einmischten und zum Teil hohe Funktionen ausübten.

Beim Bau der das Hochwalddorf Geisfeld tangierenden Hunsrückbahn setzte er sich im Jahr 1912 für die Einrichtung einer Eisenbahn-Haltestelle ein, die dann zehn Jahre später auch genehmigt und gebaut wurde. Er bekümmerte sich um die Neuordnung der Gemarkung und gründete im Jahr 1912 den Geisfelder Spar- und Darlehenskassen-Verein. In den Jahren 1915-1919 initiierte er eine sogenannte Verwahrschule für 40 Kinder.

Gegen heftigen Widerstand der bäuerlichen Bevölkerung setzte er sich im Jahr 1916 für die Anschaffung und Unterhaltung einer Schafherde ein, die fünf Jahre später schon 300 Schafe zählte. Zur Verwertung der Schafwolle rief er im Jahr 1926 eine Webegenossenschaft ins Leben, beschaffte Webstühle und richtete einen Verkaufsraum ein. Er trug Sorge für die Ausbildung einer jungen Frau aus Geisfeld zur Krankenbesucherin und Hebamme und war im Jahr 1918 für die Gründung einer Ortsgruppe des Caritasverbandes mit ihm als Vorsitzenden verantwortlich.

Im Jahr 1927 ließ er ein neues Pfarrhaus bauen und im alten Pfarrhaus ein Jugend- und Pfarrheim einrichten mit einer Badeanstalt. Zahlreiche Maßnahmen zur Dorfverschönerung trugen die Handschrift von Pfarrer Bernhard Pees, ebenso wie die Förderung des örtlichen Vereinswesens.

Pfarrer Bernhard Pees spielte als einflussreicher Zentrumspolitiker auf Kreisebene eine führende Rolle, war Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses des Kreises Trier-Land und in den Jahren 1923-1933 – als der amtierende Landrat Dr. Karl Pohl von der französischen Militärregierung abgesetzt war – als Erster Kreisdeputierter tätig.

Den aufkeimenden Nationalsozialismus im Hochwald und hier insbesondere in Hermeskeil sah er mit großer Besorgnis. In Geisfeld selbst fanden die Nationalsozialisten keine allzu große Zustimmung, was wesentlich auf den positiven langjährigen Einfluss von Pfarrer Pees als aktiver Zentrumspolitiker zurückzuführen ist. Geisfeld galt als Hochburg der konservativen Zentrumspartei.

In seinen sonntäglichen Predigten fand er klare Worte gegen das nationalsozialistische Treiben, die von Spitzeln der Kreisleitung weitergemeldet wurden. Zunächst wurde im Jahr 1934 die vom Pfarrer gegründete DJK Geisfeld verboten und am 15. Juli 1937 erhielt er durch den Oberpräsidenten Unterrichtsverbot in den von ihm geleiteten konfessionellen Verbänden.

Pfarrer Bernhard Pees war alle seine politischen Funktionen aufzugeben gezwungen und konnte einem drohenden Strafverfahren nur entgehen, weil ihn auch die Bischöfliche Behörde zur Vorsicht in seinen Äußerungen ermahnte, um ihn vor weiterem Schaden zu bewahren. Daraufhin ließen ihn die Nationalsozialisten in Ruhe.

Im November 1940 starb Pfarrer Bernhard Pees unerwartet auf einer Erholungsreise in Andernach. Die Beerdigung fand am 11. November 1940 auf dem Geisfelder Dorfkirchhof statt.

(Text und Foto: Kulturgeschichtlicher Verein Hochwald)