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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 16/2025
Aus der Heimatgeschichte
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Hermeskeil - wie es früher war

Die nachstehenden Erinnerungen von Hermann Schmidt1 befassen sich mit Ortsverhältnissen und Kindheitserlebnissen in den 1910er und 1920er Jahren.

(Fortsetzung aus RuH Nr. 15/2025, Erstveröffentlichung: RuH Nr. 36 u. 46/1969)

Mit Vorliebe verweilten wir vor den Dorfschmieden und sahen dem Hufbeschlag der Pferde zu, wo alles nach verbranntem Horn roch. Zu dieser Zeit befanden sich im Ort noch über 100 Pferde. Die Erlebnisse mit den Dorfpferden hat der Verfasser eingehend in der Nr. 13 des Jahrganges 1963 von „Rund um Hermeskeil“ beschrieben.

Der Brandweiher, das heutige Schwimmbad im Schmitzecken2, war zu dieser Zeit ein richtiger Dorfweiher. Verträumt lag er zur Sommerzeit, teilweise mit dichtem Schilf bestanden, in einem Wiesenland. Auf diesem Dorfweiher verbrachten wir die Sommertage. Damals gab es noch keine Einzäunung, keine Badekabinen, keinen Sprungturm. Man sprang vom „Schetzel“ (Wassersperre). Vor einer Stelle im Weiher warnte einer den anderen, dort sei eine besondere Tiefe. Vor Jahren soll dort ein Reitknecht mit seinem schwimmenden Pferd versunken sein. Wir respektierten die grausige Stelle - sie war uns immer unheimlich.

Die Ausflugsziele mussten damals härter erorbert werden als heute. Es wurde gewandert und man kam oft todmüde, aber so richtig erholt wieder in den Alltag zurück. Beliebt waren die Wanderungen zur „Grauen Elz“ in der Nähe von Prosterath, ein vorzeitlicher Felsblock, der mit seiner silbergrauen Quarzitfarbe im dunklen Wald besonders schön wirkte, die Dhrontalsperre bis zur Moselhöhe auf Zummet und der Ringwall bei Otzenhausen sowie durch die Mittelschneise bei Damflos zum Erbeskopf. Aber auch die näheren Spazierwege um Hermeskeil herum hatten damals ihre besonderen Reize, z.B. durch das schöne Forstelbachtal an den 3 Fischweihern vorbei nach Nonnweiler, der Weg zum sagenumwobenen Lindenstein, der Erzbergweg oder ein Spaziergang zu den drei Hermeskeüer Mühlen mit dem anmutigen Mühlenkapellchen. Der „Schlumm“, ein Weiher im heutigen Übungsgelände der Bundeswehr gelegen, wurde von uns, besonders in der Ferienzeit, gerne als Badeziel benutzt. Hier konnte man inmitten eines schönen Waldbestandes nach Herzenslust herumtummeln. Die Steinrauschen über der Prims unweit der Primsbrücke, die nach Züsch führt, kamen uns besonders urwüchsig vor, überhaupt bot das Primsbachtal die schönsten Ausblicke.

Man konnte sich damals mehr auf die kleinen Dinge des Lebens konzentrieren. Das heutige Lebensprogramm ist zu vielseitig, besonders das Auto hat diesen Wandererlebnissen viel genommen.

Der erste Weltkrieg war für uns Jungens zunächst eine interessante Abwechslung. Wir waren uns dem Ernst der Sache nicht bewusst. Wir sahen, wie der Landsturm am Hermeskeiler Bahnhof Quartier bezog, um die Bahnanlage, besonders die Eisenbahnbrücken, vor Sabotage zu beschützen. In jedem Fremden vermuteten wir einen Spion, die vielen Siege wurden von allen mit großem Jubel gefeiert. Den durchziehenden Soldaten reichten wir Blumen, Rauchwaren und erfrischende Getränke. Das war der Anfang, später, als das Ringen der Völker ernster wurde, sahen wir auch die traurige Kehrseite des Krieges. Die kommende Armut, das Knappwerden der Kleidung, von Heizmaterial und Lebensmitteln. Wir erlebten, wie unsere Mütter in der Schlange standen, um etwas Essbares zu erhalten, wie sie unsere Schuhe selbst sohlten und flickten, wie sie Seife selbst fabrizierten und alle Entbehrungen auf sich nahmen.

Mit der Schule gingen wir Laub sammeln, man benötigte es für Kriegszwecke. Dieses Waldlaub wurde zunächst gespeichert und später in Säcken abtransportiert. 1917 musste die kath. Pfarrgemeinde ihre 2 größten Glocken abgeben, es verblieb noch eine. Die Gefallenenanzeigen und die im Hermeskeiler Krankenhaus liegenden Verwundeten drückten auch auf unsere jugendlichen Gemüter. In dem vorletzten Kriegsjahr erlebten wir die Ausbildung der Jugendwehr, alles wurde unternommen, um neue Soldaten zu bekommen. Man merkte, dass die Lage sehr gespannt war. Im Kellerecken in der Züscher Straße im Hause Brücker war eine Flugwache eingerichtet. Diese bezog ihre Beobachtungsposten Tag und Nacht auf einem Höhepunkt an der Züscher Straße. Von dort aus wurden anfliegende Flugzeuge gemeldet und wenn eben möglich, auch beschossen.

(wird fortgesetzt)


1 Friseurmeister Hermann Schmidt, * 31.03.1908 in Hermeskeil, + 26.03.1999 in Bernkastel-Kues, bereicherte unsere Heimatzeitung bis in die 1980er Jahre mit zahlreichen fundierten Beiträgen zu Themen aus der Heimatgeschichte. Seinem Geburtsort Hermeskeil blieb er bis zu seinem Tod verbunden.

2 An dieses (heute alte) Freibad erinnert der Straßenname „Am Alten Schwimmbad“. Das Gelände und das Gebäude werden von der Reservistenkameradschaft Hermeskeil genutzt. Mitte Juli 1974 wurde das neue Freibad am Schulzentrum eröffnet.