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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 16/2025
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An Ostern das Leben feiern!

Ein Ostergruß aus der evangelischen Kirche

Gemeinsam Leben bewältigen

Im Moment passiert auf der Welt unheimlich viel. Es passieren Dinge, die wir irgendwie einordnen müssen. Wohin entwickelt sich die Gesellschaft und wie schaffen wir es unser Leben gut zu gestalten. Wir müssen mit dem Leben klarkommen und mir fällt das im Moment manchmal ganz schön schwer. Es sind so viele irritierende Erfahrungen, die wir machen. Und die Menschen leben in so unterschiedlichen Lebenswelten. Die einen versuchen sich auf die Kosten anderer zu bereichern, die anderen haben ihre täglichen Sorgen um das Überleben.

Die einen wollen nur eine sichere Zukunft ohne Bedrohung erleben und die anderen haben Angst davor, was denn in der Umgebung so alles passiert, und sehen ihre Sicherheit bedroht. Ich stelle mir dabei immer wieder die Frage, welche Überzeugung mich in der Gestaltung meines Lebens leitet und wie ich mein Leben gut bewältigen kann. Für unsere Gemeinden ist eines immer wichtig: Nämlich das wir Gemeinschaft haben. Gemeinschaft untereinander und Gemeinschaft mit Jesus. In der Gemeinschaft erfahren wir, dass wir aufeinander aufpassen und dass wir uns um den anderen Menschen sorgen. So wie es Jesus gesagt hat: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. All das erlebe ich immer wieder in unseren Gemeinden. Zugegeben, diese Momente werden seltener, weil es immer weniger Menschen wichtig ist, dass sie zu uns gehören. Umso schöner sind die Momente, wo wir diese Gemeinschaft erleben. In Gottesdiensten, auf Freizeiten, immer an den Orten, an denen wir zusammenkommen.

Gerade an Ostern feiern wir diese Gemeinschaft.

Wir feiern, dass Gott an unserer Seite steht und uns durch all unsere Sorgen begleitet. Er teilt unsere Sorgen gibt uns Kraft den nächsten Schritt zu tun. Er gibt uns Kraft unsere Gemeinschaft zu stärken und miteinander für gute Lebensbedingungen zu sorgen.

„Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!“ Das ist der Ostergruß der Kirchen. Er lädt ein, Ostern als das Fest des Lebens zu feiern, als die Feier vom Sieg des Lebens über den Tod.

Dabei ist nicht nur der physische Tod gemeint. Ein Teil des Todes ist alles, was unser Leben schlechter macht. Ein Teil des Todes ist alles, was uns Sorgen macht. Ein Teil des Todes, sind alle Konflikte und alles, was uns voneinander trennt. Mit Gottes Hilfe kann das alles besiegt werden und das dürfen wir an Ostern feiern. Zum festlichen Feiern gehört dann ein Festessen, ein festliches Mahl mit reich gedecktem Buffet.

Das große Freudenmahl auf dem Zion

Von einem großen Freudenmahl mit der Feier des Lebens, eigentlich der Feier vom Sieg des Lebens über den Tod, wird auch in der Bibel berichtet. Im Prophetenbuch des Jesaja ist im 25. Kapitel zu lesen:

[6] Der Herr Zebaot wird allen Völkern auf dem Berg Zion ein üppiges Festmahl bereiten. Es wird erlesene Weine und würzige Speisen geben. Man trinkt gut gelagerte, alte Weine. [7] Dann vernichtet Gott auf dem Zion den Trauerschleier, der allen Völkern das Gesicht verhüllt. Er entfernt das Tuch, das sie alle bedeckt. [8] Gott, der Herr, wird den Tod für immer vernichten und die Tränen von allen Gesichtern abwischen. Er nimmt seinem Volk die Schmach, unter der es auf der ganzen Erde gelitten hat. Ja, das hat der Herr gesagt.

[9] Zu der Zeit wird man sagen: Seht, das ist unser Gott! Auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, und er hat uns geholfen. So ist der Herr, auf den wir gehofft haben. Lasst uns fröhlich sein und über seine Hilfe jubeln. (BasisBibel, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)

Der Prophet Jesaja entwickelt eine Vision von einer Zukunft, in der die Menschen nicht nur auf sich selbst schauen, sondern solidarisch zusammensitzen. Dort gibt es keine Angst mehr voreinander. Es gibt auch keine Angst mehr davor, zu kurz zu kommen. Die Völker sitzen in einem großen Freudenmahl zusammen. Vorurteile werden nicht mehr gebraucht. Es muss sich keiner mehr dadurch abgrenzen, dass er vermeintlich besser ist. Alles, was ein friedliches Zusammenleben und ein Miteinander in Gerechtigkeit und Frieden verhindert, wird nicht mehr gebraucht. Das Misstrauen, dass mir jemand etwas wegnimmt, ist aufgehoben.

Die Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod ist die Botschaft von Ostern, die Verkündigung von der Auferstehung des Lebens vom Tod.

Das große Freudenmahl

Beim großen Freudenmahl auf dem Zion feiert Gott mit allen Völkern. Alle Menschen sind dabei. Gott verschlingt den Tod auf ewig, damit die Menschen leben. Er wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen. Im Neuen Testament wird in der Offenbarung des Johannes das Bild des Gottes, der Tränen abwischt, von Neuem verkündet: „Gott wird abwischen alle Tränen von den Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid und Geschrei wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ Gott spricht: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,4–5)

Ich freue mich auf das große Freudenmahl, das Gott mit uns Menschen aller Völker und Religionen feiern wird.

Das gilt auch in diesen schwierigen und unruhigen Zeiten. Viele Menschen haben Angst vor Terror und Krieg. Viele Menschen haben kein Vertrauen mehr in Religion und Kirchen. Trotzdem gilt die Zusage Gottes, dass wir das alles überwinden können. Gott besiegt den Tod. Ich darf an das Leben über den Tod hinaus, gegen alles Trennende glauben.

Ostern an jedem Sonntag – ein Christusfest!

Ostern als das Christusfest des Lebens können und sollten wir dann jeden Sonntag feiern. Lassen wir uns nicht einreden, Ostern sei nur noch ein Frühlingsfest, wie die Chefreporterin einer norddeutschen Tageszeitung neulich in einem Kommentar geschrieben hat. Man müsse das Osterfest nicht christlich überfrachten. Man könne in ihm einfach einen fröhlichen Frühlingsbeginn sehen. Ja, das kann man so sehen. Aber die Osterstimmung wird dann bald vorbei sein, wenn die Sonne nicht scheint, wenn es gar regnet. Wenn mich meine Sorgen und Ängste einholen. Ostern ist viel mehr als ein Frühlingsfest. Ostern ist das Christusfest. Der Ostergruß „Der HERR ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden! Halleluja!“ ist das Bekenntnis der ganzen Christenheit. Auf diesem Bekenntnis gründet die christliche Kirche. Ohne dieses Bekenntnis gäbe es kein Ostern. An Ostern feiern die christlichen Kirchen, feiern wir die Auferstehung. In diesem Glauben feiern wir Gottesdienst. Deshalb ist der Sonntag der Tag, an dem die christliche Gemeinde zum Gottesdienst, zur Gemeinschaft einlädt. Deshalb gilt der Sonntag im christlichen Kalender als der erste Tag der Woche und ist nicht – wie häufig missverstanden – ein Tag des Wochenendes. Deshalb wurde früher – und in manchen Familien auch heute noch – sonntags besonders festlich und reichlich aufgetischt. Der Sonntagsbraten zeugt von dieser Tradition. Jeder Sonntag ist ein Christusfest mit dem Bekenntnis zum Auferstandenen. Das gilt mit den Worten aus dem Prophetenbuch des Jesaja:

„So ist der Herr, auf den wir gehofft haben. Lasst uns fröhlich sein und über seine Hilfe jubeln.“

Übrigens: In der Feier von Abendmahl und Eucharistie haben wir Christen heute schon Anteil am großen Freudenmahl auf dem Zion.

Ich wünsche allen fröhliche und gesegnete Ostern!

Pfarrer Peter Winter. Vorsitzender des Presbyteriums

Evangelischen Kirchengemeinde Hermeskeil-Züsch